Angst im 2. Jahrsiebt - das ängstliche Schulkind

Was sind Angstauslöser bei Schulkindern?

„Die Welt ist schön“ – als Angstprophylaxe

Das Kind sollte laut Rudolf Steiner im 2.Jahrsiebt in der Stimmung leben: „Die Welt ist schön.“ Wenn ein Schulkind Angst hat, befasse ich mich mit seiner Konstitution, aber ich schaue auch, ob die Eltern eine vertrauensvolle Haltung gegenüber der Schule einnehmen und vermitteln, dass sie die Lehrer kennen und mögen, auch wenn diese manchmal Stress verbreiten, weil sie auch nur Menschen sind. Wenn die Eltern voll hinter der Schule und ihrem Konzept stehen, haben die Kinder in der Regel keine Schulversagensängste.

Das ängstliche Schulkind

Ich finde es sehr destruktiv, wenn Kinder von zuhause vermittelt bekommen, dass sie mehr leisten müssten, als sie leisten, wenn Eltern Schuldzuweisungen machen und das Kind sich unter Dauerstress fühlt.

Um das zu verhindern, bräuchte es dringend Elternabende, in denen dieses Thema behandelt wird, bevor die Kinder überhaupt in die Schule kommen. Wäre ich heutzutage Schulärztin, würde ich schon gegen Ende der Kindergartenzeit Elternabende zum Thema Angst anbieten und die Eltern intensiv darauf vorbereiten, wie man den Übergang zur Schule gut begleitet. Den Kindern wird Angst gemacht vor dem Verkehr, sie sollen Angst haben vor fremden Leuten und allem möglichen anderen – und dann auch noch davor, dass sie nicht genug leisten! Man zieht ihnen förmlich den Boden unter den Füßen weg, möchte aber gleichzeitig, dass sie propere Schulkinder sind. Das passt überhaupt nicht zusammen!

Im Grunde muss man Eltern beibringen, wie sie ihre Kinder über positiv formulierte Botschaften seelisch auf die Schule vorbereiten können. Wenn man sagt – „Im Bus setzt du dich irgendwo hin, wo du dich gut und sicher fühlst, z.B. neben eine alte Frau“ – klingt das ganz anders, als wenn man dem Kind generell Angst macht.

Gespräch am Abend

Wie schafft man es als Eltern nun, dass ein wenig Frieden, Ruhe und Dankbarkeit einkehrt in die Kinderseele und das Unerlöste sich auflösen kann?

Vor allem ist es wichtig, sich als Eltern erzählen zu lassen, wie der Tag war, wenn die Kinder nachhause kommen von der Schule oder auch nachzufragen: „Ist alles gut gelaufen? Hat es Stress gegeben?“ Wenn das nicht möglich ist, weil beide Eltern arbeiten sind, muss abends vor dem Schlafengehen Zeit dafür sein. Dann sollte das Abendritual ein Gespräch beinhalten, bei dem das Tagesgeschehen miteinander angeschaut und verarbeitet wird.

Ein Kind sollte keine Ängste mit in die Nacht nehmen, genauso wenig wie Streit. Wer Angst hat, ist mit sich selbst uneins, liegt mit sich selbst im Streit: Selbst Kinder wissen, es sollte anders sein – und geraten so in einen Zwiespalt. Kein ängstliches Kind denkt, seine Angst wäre normal, jedes denkt, es sollte eigentlich anders sein.

Vgl. „Hilfen im Umgang mit Angst im Schulalter“, Vortrag auf der Schulärztetagung 2013