Hilfen gegen Angst im 3. Jahrsiebt

Zu den seelischen Symptomen der Angst gehören

  • Depersonalisationserscheinungen
  • Dissoziationserscheinungen
  • Kontaktprobleme, die durch Hemmungen hervorgerufen werden (Eine Hemmung ist ein seelisches An-sich-Halten, ist Angst.)
  • Affektlabilität
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Essstörungen
  • Aggressivität

Beim Auftreten dieser klassischen Angstsymptome müssen wir immer auch eine Angstanamnese machen. Viele Formen von Aggressivität sind kompensierte Angst: In der Wut über die Angst schlägt man zu. Eine Regel im Umgang mit aggressiven und draufgängerischen Jugendlichen lautet deshalb, sehr nett, respektvoll und höflich mit ihnen umzugehen, damit sie nicht provoziert werden.

Neulich erzählte mir eine Frau, dass zwei Jugendliche, die zusammen mit ihr in einer S-Bahn fuhren, zu randalieren begannen, sodass sie Angst bekam, Opfer ihrer Gewalt zu werden. Sie rückten immer näher, machten Bemerkungen und wollten Streit vom Zaun brechen, als ihre Station nahte. Die Frau stand trotzdem ganz ruhig auf und bat, ob man ihr gestatten würde auszusteigen – worauf sie so perplex waren, dass sie von ihr abgelassen haben. Einer trat sogar zurück und sagte: „Bitte sehr, gnädige Frau“. Das ist kein Rezept, hat mir aber sehr eingeleuchtet. Respekt appelliert an das Ich, an die geistige Instanz. Wer auf der rein astralen Ebene reagiert, hat verloren.

Zeit für geistige Abnabelung

  • Weltverstehen

Das Motiv für dieses Jahrsiebt lautet: „Die Welt ist wahr.“ Jetzt wird im Unterricht am Verständnis der Welt gearbeitet. Die geistige Isolation wird überwunden durch Weltverstehen. „Wir lernen, um die Welt zu verstehen.“ Das hören die Kinder schon in der Kinderhandlung. „Wir lernen, um in der Welt zu arbeiten. Die Liebe der Menschen zueinander belebt alle Menschenarbeit.“ So geht es in der Oberstufe immer um das Lernen, Arbeiten und Verstehen – auf liebevolle Art: indem man sich gegenseitig hilft, erklärt, unterstützt. Das bewirkt geistige Entängstigung.

  • Eigenaktivität und Mut

Angesichts von Angst hilft es den Heranwachsenden, aktiv zu werden, Mut zu zeigen. Ein gesunder Jugendlicher versucht zu beruhigen, wenn er merkt, dass die Erwachsenen Angst haben, obwohl er eigentlich auch Angst hat: „Mama, sei doch nicht so ängstlich! Du wirst schon sehen, mir geschieht nichts!“

  • Den Jugendlichen frei lassen

Wichtig ist, dass die Jugendlichen spüren, dass der Erwachsene etwas riskiert und sie gehen lässt. Im Moment der Trennung, wenn sie selbst verängstigt sind, sind sie besonders offen für einen Rat oder eine Regel, die man noch mit auf den Weg geben kann. Darüber hinaus muss der Erwachsene sich seinerseits bemühen, die Angst, dass dem Jugendlichen etwas passieren könnte, zu überwinden. Diese Überwindung wirkt enorm bestärkend auf den Jugendlichen, sodass er selbst mutig den neuen Freiraum ergreifen und versuchen kann, die eigenen Ängste zu überwinden.

  • Eigene Erfahrung und Einsicht

Im 3. Jahrsiebt geschieht Entängstigung durch eigene Erfahrung und durch Einsicht bzw. durch gute Erklärungen – indem man versteht, wo Gefahren auftreten können und man sie ausräumt und/oder sich schützt.

Vgl. „Ängste im Jugendalter und ihre Überwindung“, Vortrag auf der Schulärztetagung 2013