Physiologie des Egoismus

Inwiefern ist die Verdauung ein Bild für den Egoismus?

Warum nennt Steiner die Verdauung als „Herd des Bösen“?

Verdauung ist gesunder Egoismus

Es gibt kein wahreres, stimmigeres Bild für den Egoismus als die Verdauung: Der physische Leib wird dadurch gebildet, dass die Natursubstanzen sich durch die Stoffwechseltätigkeit des Menschen verwandeln lassen in körpereigene Substanz. Der physische Leib des Menschen ist somit ein Ergebnis der verarbeiteten

  • mineralischen
  • tierischen
  • pflanzlichen
  • und, im Falle der Muttermilch, auch der menschlichen Welt. Denn auch die Muttermilch wird zerstört und in körpereigene Substanz umgewandelt.

Das heißt, alle vier Naturreiche werden in einer Weise verarbeitet, dass jeder Mensch seinen eigenen Körper daraus aufbaut. Sprich: Eine gute Verdauung geht mit einer kompletten Zerstörung der Natur einher. Das ist reinster physiologischer Egoismus, den wir brauchen, um überhaupt leben zu können.

Verdauung als Herd des Bösen

Doch Rudolf Steiner nennt die Verdauung auch „Herd des Bösen“, denn in der Verdauung sind Kraft und Potential vorhanden, alles zu zerstören. Dem physiologischen Zerstörungsprozess des Verdauens verdankt der Mensch das instinktive Wissen, wie er die ganze Welt zerstören kann bzw. wie er perfide Waffen erfinden kann, die den „overkill“ umsetzen.

Wir sprechen in der Medizin auch vom biologischen Ego mit all seinen Sensibilitäten, einemstraff organisierten System. Dazu gehört auch das Immunsystem mit seinen Immunbarrieren usw. Über die freiwerdenden Bildekräfte aus dem gesunden Ego-System der Verdauung, nachdem sie es gebildet haben, strahlt beim gesunden Kind Egoismus nun auch ins Seelische hinein, allerdings unbewusst, das wäre das Normale.

Durch Erlebnisse der Traumatisierung und Schädigung, durch jede Form der Ängstigung wird dieser Egoismus jedoch bewusst, indem das verwundbare Selbst angesprochen. Dadurch wird der zunächst unbewusste Egoismus zunehmend verstärkt – mit leidvollen Auswirkungen für die betroffenen Kinder und ihr soziales Umfeld. Und auch für ihre Erzieher sind diese Kinder eine große Herausforderung.

Ob Erziehung zur Selbstlosigkeit (vgl. Sinne(spflege): Ringen des Ich um Selbstlosigkeit) gelingt oder nicht, hängt also von der Art ab, wie mit dem Kind vonseiten seiner Umwelt umgegangen wird (vgl. Trauma – Ursachen und Behandlung: Hilfe in einer traumatisierenden Zeit).

Vgl. „Ängste im Jugendalter und ihre Überwindung“, Vortrag auf der Schulärztetagung 2013