Bewusster Umgang mit Not und Zerstörung

Wie kann man mit der Zerstörung der Umwelt umgehen, gerade wenn man sich vielen Erscheinungen gegenüber machtlos fühlt?

Diese Frage gehört sicher zu den quälendsten der gegenwärtigen Zeit. Man kann es irgendwie nicht fassen, dass die Zerstörung unaufhaltsam fortschreitet, die Mehrzahl der Menschen es wahrnimmt und darunter leidet und doch keine Lobby da ist, die stark genug wäre, weltweit zum Umdenken aufzurufen.

Welchen Einfluss hat heute noch die Vereinigung von Wissenschaftlern aus aller Welt, die sich im Club of Rome1 zusammengeschlossen haben?

Wie bewegend war seinerzeit die Veröffentlichung des Buches „Grenzen des Wachstums“! Die Zeitungen brachten begeisterte und ernste Kommentare und es ging so etwas wie Hoffnung durch die zivilisierte Welt.

Inzwischen ist das nahezu abgeebbt. Dennoch: Es gibt Organisationen, die auf diesem Gebiet viel Gutes tun. Sie versuchen, die Bevölkerung und die Regierungen wach zu machen für das, was geschieht. So gibt es die Möglichkeit, Organisationen wie diese moralisch und materiell zu unterstützen, damit sie für uns direkt an diesem Thema arbeiten können.

Man kann selbst auch bei vielen kleinen Gelegenheiten dazu beitragen, dass beim Einkauf von Produkten und bei der Entsorgung eine ökologische Gesinnung zum Tragen kommt, indem man z.B. im Bekanntenkreis darüber spricht.

Heutige Situation als nötigen Schritt sehen

Neben diesen direkten Möglichkeiten gibt es aber auch die indirekte Arbeit: Man kann sich fragen, wieso die Entwicklung von Naturwissenschaft und Technik in den letzten Jahrhunderten diese Richtung nehmen konnte. Dann bemerkt man sogleich, dass die Situation, die wir heute erleben, im Kontext der Menschheitsentwicklung ihren wichtigen Platz hat. Denn wenn es um der Freiheit willen für den Menschen notwendig war, sich von der geistigen Welt zu emanzipieren (vgl. Geist und geistiges Wesen: Geisterkenntnis und Freiheit), um eine ganz auf sich selbst gestellte Persönlichkeit zu werden, so muss er auch durch diese Phase gehen, in der die materialistische Weltanschauung ihn so gefangen nimmt, dass er dadurch seine geistige Verbindung mit der Natur und der Erde verliert und ihnen gegenüber verantwortungslos handelt.

Der Mensch hat nur zwei Möglichkeiten, zu Erkenntnissen zu kommen:

  • durch Interesse und freiwilliges Lernen
  • oder aber durch persönliche Erfahrung und Leid.

Für viele Menschen muss das Leid erst noch größer werden – sie müssen es selbst am eigenen Leib erleben, was die Auswirkungen ihres Denkens und Verhaltens sind, damit sie aufwachen und etwas dagegen zu unternehmen beginnen.

Keime legen für zukünftige Entwicklung

Die Anthroposophie erzieht zu einer Mitarbeit am Kulturprozess, der heilend ist. Wir haben nicht die Aufgabe, kämpferisch und demagogisch gegen den Materialismus zu Felde zu ziehen, weil wir seine Mission verstehen und sie daher auch bejahen und tolerieren können. Es würde auch unnötige Zeit und Kraft kosten, wollte man sich dieser Weltanschauung kämpferisch entgegenwerfen, weil zu viele Menschen diese Erfahrung noch brauchen. Es ist jedoch immer möglich, selbst konsequent den Weg zu gehen, den man für richtig ansieht, und damit so etwas wie den Keim einer neuen Zivilisation zu bilden, der anfangs noch unscheinbar aussieht, aber in späteren Jahrhunderten die Welt erobern wird – einfach, weil es anders nicht weitergehen kann.

So denke ich, dass es am wichtigsten ist, sich täglich in Gedanken und Gefühlen weltweit mit all den Menschen und Initiativen zu verbinden und in Zusammenhang zu fühlen, die an einer für Mensch und Erde heilsamen Zivilisation arbeiten wollen. Tut man das, spürt man die tragenden Kräfte, die bei aller Zerstörung und allem Chaos immer auch da sind (vgl. Gedankenkraft: Ätheraura der Erde kräftigen).

Es ist hilfreich, sich in diesem Zusammenhang mit der Apokalypse des Johannes zu beschäftigen, in der ja auch viel Furchtbares geschildert wird. Gleichzeitig ist das ganze Buch eine Vorbereitung auf das Kommen eines neuen Himmels und einer neuen Erde (vgl. Apokalypse: Die Apokalypse als Entfaltungsgeschichte). So wird dort neben allem Apokalyptisch-Schrecklichen gesagt: „Denn der Vatergott hat ihren Herzen einen Willen eingepflanzt, nach dem sie zuletzt doch in SEINEM Sinne handeln müssen. So dienen sie diesem einen Sinne auch, indem sie ihr Reich in den Dienst des Tieres stellen, bis die Ziele der Worte Gottes erfüllt sein werden."2

Wir brauchen beides, um in positivem Sinn an der Menschheitsentwicklung beteiligt sein zu können:

Wir müssen uns gegenseitig helfen, den Mut nicht zu verlieren, sondern den von Christus gewiesenen Weg kraftvoll und konsequent zu gehen. Je mehr wir uns als Ich-Wesen denken und das Ideal unseres Werdens immer wesenhafter in uns empfinden lernen, desto stärker können wir auch erleben, wie uns die Christus-Wesenheit als Ideal unseres Menschenwesens entgegenkommt und wie durch das Pflegen dieser Gedanken eine echte spirituelle Gemeinschaft mit IHM entsteht (vgl. Gedankenkraft: Engel und Gedankenleben).

Vgl. „Wie ist Entwicklung zur Selbständigkeit und Gemeinschaftsbildung vereinbar?“ aus „Die Heilkraft der Religion“, Stuttgart 1997

  1. Der Club of Rome ist eine nichtkommerzielle Organisation, die einen globalen Gedankenaustausch zu verschiedenen internationalen politischen Fragen betreibt. Mit dem 1972 veröffentlichten Bericht Die Grenzen des Wachstums erlangte er große weltweite Beachtung. Die 1968 in Rom gegründete Organisation hatte ihren Sitz 40 Jahre lang in Hamburg und verlegte ihn am 1. Juli 2008 nach Winterthur.
  2. Neues Testament, Offenbarung 17, 17-18.