Charakteristische Symptome und Stadien für COVID-19

Welche Symptome sind charakteristisch für COVID-19?

Welche Stadien und Verläufe sind mittlerweile bekannt?

Die Familie der Coronaviridae ist groß und für ein breites Spektrum von Erkrankungen bei Mensch und Tier verantwortlich. Beim Menschen verursachen sie allermeist nur Schnupfen, können aber – wie SARS, MERS und COVID-19 zeigen – eben doch auch zu lebensbedrohlichen Krankheitszuständen führen.

Auch zu diesem Thema habe ich auszugsweise meine geschätzten Kollegen Georg Soldner1 und Markus Sommer2 zu Wort kommen lassen, 3 ohne die Passagen eigens zu markieren.

Charakteristisch für die COVID-19-Erkrankung ist der Angriff des Virus als Aerosolbildner auf die Mitte des menschlichen Organismus: auf das Atemwegssystem und vor allem die Lungen einerseits, auf das System der Blutgefäße und Blutzirkulation andererseits. Über die Atmung stehen wir in permanentem substantiellem Austausch mit der Umwelt. Wie und was wir einatmen, wirkt sich unmittelbar auf unser Blut und damit auf den gesamten menschlichen Organismus aus. COVID-19 bedroht im Erkrankungsfall massiv unsere inneren Lebensgrundlagen.

Stadien von COVID-19 versus Grippe

  • Erste Symptome

Nach Aufnahme des Erregers über die Schleimhäute bemerken Infizierte, die erkranken, zunächst oft Müdigkeit, Kopfschmerzen, Kratzen im Hals, meist trockenen Husten. Relativ spezifisch ist ein vorübergehender, manchmal anhaltender Geschmacks- und Geruchsverlust, evtl. Durchfall. Es kann zu tagelang anhaltendem hohem Fieber kommen.

  • Interstitielle Pneumonie bei COVID-19

Das nächste Stadium, die COVID-19-assoziierte Lungenentzündung, ist besonders heimtückisch und klinisch besonders, weil sie zunächst schleichend beginnt und oft von den Patienten als solche nicht erkannt wird. Das entzündliche Anschwellen der feinen Bindegewebestrukturen, die die Atemwege und Lungenbläschen umgeben, auch interstitielle Pneumonie genannt, verursacht ein Schwerwerden der Lunge mit Flüssigkeitsanschoppung im Bindegewebe, was die Empfindung zu ertrinken auslösen kann. kann aber plötzlich hochdramatische Formen annehmen, die dann intensivmedizinische Betreuung, u.a. Sauerstoffgabe bis hin zu künstlicher maschineller Beatmung erfordern.

Weil sich die COVID-19-Pneumonie oft zunächst mit nur sehr geringen Symptomen einschleicht (s. u.), ist eine gute ärztliche Begleitung wichtig. Bei Hausbesuchen muss man auf den Eigenschutz achten – nicht zuletzt, weil eine Erkrankung von Ärzten weitere Patienten gefährdet. Wenn die betroffenen Patienten vor der Untersuchung einen Mund-Nasen-Schutz anlegen und das Zimmer gut gelüftet wird, bevor man es betritt, so reduziert dies das Risiko, angesteckt zu werden, erheblich.

  • Bakterielle Pneumonie zum Vergleich

Bei der klassischen Lungenentzündung, die durch Pneumokokken hervorgerufen wird und bei Bedarf antibiotisch gut behandelbar ist, sind dagegen die Lungenbläschen betroffen. Diese beginnt meist mit akuten Symptomen wie Fieber, körperlicher Schwäche und großem Unwohlsein und zwingt ins Bett. Demgegenüber werden die durch Viren hervorgerufenen Lungenentzündungen als atypisch bezeichnet, weil sie langsam beginnen, sich dann plötzlich dramatisch zuspitzen.

  • Hyperinflammation und Organversagen

Bei Fortschreiten der COVID-19-Erkrankung kann es zu einem Kontrollverlust im Immunsystem kommen, einer Über-Entzündung (auch cytokine storm genannt) mit Schädigung der Blutgefäßinnenwände und Gerinnungsstörungen, Blutgerinnsel und vorübergehender Ausfall lebenswichtiger Organe wie die Nieren bis hin zu Multiorganversagen.

  • Rekonvaleszenz

Wichtig für den Prozess der Genesung von COVID-19, egal aus welchem Stadium, sind Schonung und Vermeiden zu früher Belastung. Typisch ist, dass Patienten, die sich oft schon ganz kräftig fühlen, plötzlich wieder einen Einbruch erleben, bis dahin, dass sie sich zwischendrin hinlegen müssen. Auch kann es lange dauern, bis Geruchs- und Geschmacksempfinden sich zur Gänze wiederherstellen.

  • Langzeitfolgen

Die Erkrankung kann erhebliche Organschäden im Sinne einer Versteifung, Sklerosierung hinterlassen. Geruchs- und Geschmacksempfinden können dauerhaft beeinträchtigt bleiben.

Allgemeine Gesichtspunkte zur Behandlung von COVID-19 gemäß der Anthroposophischen Medizin werde ich in einem gesonderten Kapitel erläutern. Konkrete Medikamentengaben und therapeutische Maßnahmen für die einzelnen Stadien von COVID-19 können dem unten erwähnten Rundbrief entnommen werden.

Vgl. Michaela Glöckler, „Fragen und Überlegungen zur Corona-Krise aus medizinischer Sicht“, in: „Corona – eine Krise und ihre Bewältigung, Verständnishilfen und medizinisch-therapeutische Anregungen aus der Anthroposophie“, ISBN 9 783751 917919

Vgl. auch: Georg Soldner, Markus Sommer, „Ökologie und Pandemie. Was lernen wir an COVID-19?“ Rundbrief Medizinisches Seminar Bad Boll am 7. November 2020

  1. Georg Soldner ist Arzt, Autor, stellv. Leiter der Medizinischen Sektion am Goetheanum.
  2. Markus Sommer ist Autor zahlreicher Beiträge in Zeitschriften und Bücher zum Krankheits- und Heilmittelverständnis. Er ist Mitherausgeber des Vademecum Anthroposophische Arzneimittel und arbeitet für das Bundesamt für Arzneimittel.
  3. Vgl. auch: Georg Soldner, Markus Sommer, „Ökologie und Pandemie. Was lernen wir an COVID-19?“ Rundbrief Medizinisches Seminar Bad Boll am 7. November 2020

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