Meine persönliche Covid-19-Erfahrung und Plädoyer gegen die Angst

Da ich inzwischen auch die Covid-19-Erkrankung durchgemacht habe – in Form der Delta Variante – hat sich mir einmal mehr bestätigt, was ich aus rein ärztlicher Perspektive in zwei früheren Publikationen zum Thema bereits geschrieben hatte: 1 Es ist ein eigenständiges Krankheitsbild, keine „normale Grippe“, aber ein schwerer Verlauf bis hin zum möglichen Tod sind selten und treffen entweder auf alters- oder gesundheitliche Vorbedingungen und Risiken. Oder aber es handelt sich dabei um unerwartete, besondere, schicksalhafte Ereignisse, wenn z.B. ein zuvor gesunder jüngerer Mensch infolge der Infektion verstirbt. Solche sehr seltenen Einzelfälle jedoch zu verallgemeinern im Sinne von: „Das kann jedem passieren“, und dadurch Ängste zu schüren, ist sachwidrige Panikmache.

Auch wenn wir uns klar machen, dass es in Deutschland 2020 40.000 an und mit an Covid-19 Verstorbene gab, zu denen bis Ende November 2021 gut 60 000 hinzukamen und die Gesamtbevölkerung etwa 83 Millionen zählt, ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass man lebensbedrohlich erkranken wird. An dieser Tatsache hat auch die enorme Ausbreitung der milderen Omikron Variante nichts geändert. Daher empfinde ich es nach wie vor geradezu unverzeihlich, dass man angesichts dieser Zahlen nicht in bessere gesundheitliche Versorgung2 und in den Schutz der vulnerablen Gruppen investiert, sondern weit über 99 % der der nicht ernsthaft gefährdeten Bevölkerung konsequent und täglich in Angst und Schrecken versetzt. Zumindest ist dies in Deutschland so, während man beispielsweise aus Spanien, England und der Schweiz bereits deutliche Entwarnungstöne hört. Besonders problematisch war und ist dies für Kinder und Jugendliche und diejenigen, deren wirtschaftliche Existenz dadurch vernichtet wird. Da muss doch die Frage erlaubt sein:

Warum darf eine seltene aber mögliche schwere Covid-19-Erkrankung nicht zu den Lebensrisiken gehören, mit denen jeder lebt, der beispielsweise Auto fährt oder sich eine ungesunde Lebensweise leistet?

Warum wird hier nicht an die Eigenverantwortung und den Selbstschutz appelliert, wie dies bei den weitverbreiteten Zivilisationskrankheiten der Fall ist, die gesellschaftlich akzeptiert sind und ebenfalls hohe Gesundheitskosten und viele Krankenhausaufenthalte verursachen?

Und nicht zuletzt:

Warum soll mit der angekündigten Covid-19 Impfpflicht dem Individuum die Freiheit genommen werden, sich zu entscheiden, ob man mit dem Risiko dieser Krankheit leben möchte oder mit einer möglichen Nebenwirkung infolge der Impfung?

Zumal diese Impfung ja nicht vor Ansteckung schützt auch nicht davor, andere anzustecken. Sie soll ja nur Schutz bieten vor einem schweren Verlauf und auch dies nur über einige Monate. 3

Zudem ist jeder Krankheitsverlauf sehr individuell. Bei mir war es so, dass ich in der ersten Woche nach Infektion bisher nie erlebte Kopfschmerzen hatte, Fieber, trockenen Husten, Geruchsverlust, erstaunliche Kreislaufschwäche, Appetit- und Schlaf-losigkeit. Da ich als alleinlebende 75-Jährige mich unter diesen Umständen selbst versorgen musste, überlegte ich wiederholt, ob es nicht doch klüger wäre, sich in der Klinik pflegen zu lassen. Ich bin jedoch meiner Ärztin dankbar, mit der ich im Telefonkontakt stand, dass sie mir zugetraut hat, es mithilfe der Anthroposophischen Medizin4 zu Hause zu schaffen. Auch für mich traf zu: das Virus ist das eine, die Empfänglichkeit für das Virus das andere.

Warum bin ich nicht schon im ersten Jahr erkrankt, sondern erst im Oktober 2021?

Was die Empfänglichkeit für das Virus bewirkt hat und was den Genesungsprozess unterstützen konnte, sind Fragen, die sich jeder Betroffene selber stellen kann. Denn das Immunsystem reagiert sensibel im psychosomatischen Kontext. Bei mir hing die Empfänglichkeit für das Virus jedenfalls klar mit einer Überlastungssituation zusammen und die Krankheit sorgte für den notwendigen Ausgleich. In der zweiten Woche ließ das Fieber nach, in der dritten verschwand es und ab der vierten Woche kam ich wieder zu Kräften. Dabei haben sich die Anthroposophischen Arzneimittel, insbesondere auf dem Wege der Inhalation und zur Stärkung des Kreislaufs eindrücklich bewährt5 und ich habe einmal mehr bedauert, dass die Mainstreammedien nur berichten, dass die Schulmedizin an Arzneimitteln arbeitet und einige bereits vorhandene bei schweren Verläufen in der Klinik mit bedingtem Erfolg zum Einsatz kommen – nicht jedoch, welche Erfolge in der täglichen Praxis die komplementär-medizinischen und integrativ-medizinischen Behandlungsmethoden haben.

Ganz abgesehen von der mangelnden Berichterstattung über positive und negative seelische Einflussfaktoren auf das Immunsystem und seine reaktive Kompetenz. Umso erfreulicher ist es, dass dazu jetzt von ausgewiesenen Fachleuten aus der Sicht der Psychoneuroimmunologie (PNI) eine Publikation erschienen ist, die allgemeinverständlich und vielseitig informiert und die zu lesen ich empfehlen möchte. 6 Auf dem Fachgebiet der Psychoneuroimmunologie wird seit Jahrzehnten untersucht, in wie hohem Maß, Gedanken und Gefühle die Gesundheits-/Krankheits-Dynamik und die Funktionsweise des Immunsystems beeinflussen.

Und wie sehr positive Gefühle das Immunsystem stärken, wohingegen Angst, Unsicherheit Misstrauen – kurz negative Gefühle – das Gegenteil bewirken. So möchte auch ich ehrlich sagen, dass Angst meinen Zustand vermutlich verschlimmert hätte – zumindest hätte ich nicht gezögert, mich in die Klinik einweisen zu lassen.

  1. Michaela Glöckler, Andreas Neider, Hartmut Ramm: Corona – eine Krise und ihre Bewältigung, Stuttgart 2020; Michaela Glöckler, Andreas Neider, Thomas Hardtmuth, Christoph Hueck, Bernd Ruf, Hartmut Ramm: Corona und das Rätsel der Immunität, Stuttgart 2021.
  2. www.zeit.de/kultur/2021-12/pflegenotstand-intensiv-stationen-corona-pflegekraefte-10ach8?wt_zmc=sm.ext.zonaudev. mail.ref.zeitde.share.link.x
  3. Weltbild der Medizin - Medizin ohne Menschlichkeit | Cicero Online Immer mehr stehen auf - Impfen & Impfentscheidung - Ärztinnen und Ärzte für individuelle Impfentscheidung e.V. (individuelle-impfentscheidung.de) Pressekonferenz kritischer Ärzte: Impfung hat versagt, Impfzwang kostet Menschenleben (report24.news) Ein neuer Trick des RKI um den hohen Anteil der Geimpften an den Intensivpatienten zu senken – Geld und mehr (norberthaering.de)
  4. Matthias Girke (Hg), Michaela Glöckler (Hg), Georg Soldner (Hg): Anthroposophische Medizin - Arzneitherapie für 350 Krankheits-bilder. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2020, S.705-719
  5. Johannes Wilkens, Frank Meyer: Corona natürlich behandeln.
  6. Christian Schubert, Magdalena Singer: Das Unsichtbare hinter dem Sichtbaren. Gesundheit und Krankheit neu denken, Perspektiven der Psychoneuroimmunologie, Norderstedt 2020

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