Anthroposophische Frühförderung

Warum ist es so wichtig, das Kind in seinen Eigenbewegungen zu unterstützen?

Eigenbewegung des Kindes maximal unterstützen

Wir haben bereits darüber gesprochen, was für eine Leistung es ist, aus der liegenden Position über die drehende, rollende, aktiv sich beugende und streckende und krabbelnde Bewegung schließlich in das Sich-Aufrichten zu kommen. Das Kind selbst bearbeitet, ergreift, bewegt und richtet diesen Leib auf. Diese Tatsache müssen wir heute als Bild in uns lebendig werden lassen, denn viele Maßnahmen aus Medizin und Frühförderung greifen von außen in die Willens- und Bewegungsfreiheit des Kindes ein. Ich rede jetzt nicht von den „Gehfrei-Geräten” und Kinderwippen, mit denen man Kindern, noch bevor sie selbst die Aufrechte errungen haben, auf unangemessene, pathologische Art das Sitzen oder Laufen ermöglicht. Das Kind bekommt einen Bewegungsspielraum, den es sich nicht selbst erarbeitet hat: Die Folge ist eine Schwächung des Selbsterlebens durch die Fremdbestimmung – dass es bewegt wird, anstatt sich selbst zu bewegen.

Anthroposophische Frühförderer bemühen sich, die krankengymnastischen Techniken und Behandlungsverfahren, die sie in ihrer Ausbildung gelernt haben, so umzuwandeln, dass die Eigenbewegung des Kindes maximal unterstützt wird. Es geht darum Verfahren anzuwenden, die die natürliche Entwicklung unterstützen.

Freude und Heiterkeit

Freude und Heiterkeit aber machen die Atmosphäre aus, in der die Inkarnation eines Kindes am besten gelingt. Rudolf Steiner sagt hierzu in seiner kleinen Schrift „Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft”:1

„Zu den Kräften, welche bildsam auf die physischen Organe wirken, gehört also Freude an und mit der Umgebung. Heitere Mienen der Erzieher und vor allem redliche, keine erzwungene Liebe. Solche Liebe, welche die physische Umgebung gleichsam warm durchströmt, brütet im wahren Sinne des Wortes die Formen der physischen Organe aus. Wenn die Nachahmung gesunder Vorbilder in solcher Atmosphäre der Liebe möglich ist, dann ist das Kind in seinem richtigen Elemente. Strenge sollte darauf gesehen werden, daß in der Umgebung des Kindes nichts geschieht, was das Kind nicht nachahmen dürfte. Man sollte nichts tun, wovon man dem Kinde sagen müsste, das darfst du nicht tun ...”

Vgl. „Die Würde des kleinen Kindes“, 3. Vortrag, Kongressband Nr. 2, gelbes Heft

  1. Rudolf Steiner, Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft, Rudolf Steiner Verlag 1984.