Die Gottebenbildlichkeit des Astralleibes

Worin drückt sich die Gottebenbildlichkeit des Astralleibes aus?

Was sagt sie dem Menschen über sich selbst?

Welche Bezüge offenbaren sich dabei?

Vermittler zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos

Unser Astralisches fungiert als Vermittler zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos. Im mikrokosmisch-persönlichen Erleben sind wir oftmals voller Zweifel, Hass, Spott, Furcht, Ängste. Die sogenannten negativen Gefühle verdanken wir unserem Körpererleben in einer unsicheren Welt gepaart mit einem schwachen Selbstbewusstsein (vgl. Angst: Wurzeln und Überwindung der Angst vor Verletzung). So entwickeln wir die verschiedensten seelischen Eigenschaften, ein Übermaß an Seelenhaftigkeit, einfach dadurch, dass wir uns geistig noch nicht genügend abgeklärt haben. Von diesem sogenannten niederen, „mikrokosmischen Astralleib“ sagt Rudolf Steiner, er habe die Möglichkeit, sich anzuschließen an den Makrokosmos, an die Hierarchien, an den Tierkreis, an die Planeten, an das wunderbare Weltenwort, an die reine kosmische Astralität, die reine kosmische Weisheit.

Es ist hilfreich, sich diese Möglichkeit vorzustellen. Wenn wir in die Nacht gehen, aber auch, wenn wir Patienten beraten, sollten wir uns im Denken darauf besinnen, dass das Sich-auf-die-Nacht-Vorbereiten auch beinhalten kann sich zu sagen: Die höheren Seelenkräfte sind bei mir noch unbewusst. Ich kann aber jede Nacht Beziehung zu ihnen aufnehmen. Dann helfen sie mir auch bei Tage, meine eigene niedere Astralität anzuschließen an den Makrokosmos, an die höheren Bereiche.

Anthroposophische Kosmologie

Im Hinblick auf die Bildung unseres Leibes ist die anthroposophische Kosmologie (vgl. Natur und Kosmos: Lebensvorgänge und kosmische Rhythmen), die Kosmologie im Jahreslauf, ein riesengroßes Schulungsgebiet. Walther Bühler1 gehört zu denen, die seinerzeit am intensivsten Forschungen zu diesen Zusammenhängen durchführte. Ich habe das Glück, mit einem Mathematiker verheiratet zu sein, und bemühe mich ebenfalls, regelmäßig an diesen Themen zu arbeiten. Und ich ermutige jeden, die Astronomie, die Tierkreiszeichen, so wie sie sind, und die Planeten, so wie sie sich bewegen, in eine logische und erkenntnismäßige Beziehung zu setzen zum menschlichen Organismus – nicht nur mythologisch, sondern real-phänomenologisch (vgl. Natur und Kosmos: Zusammenfassung der kosmischen Qualitäten). Dazu ein paar Beispiele:2

Der Marszyklus offenbart auch am Menschen seinen Zwei-Jahres-Rhythmus. Denn wir lernen nicht von ungefähr nach zwei Jahren zu sprechen, sondern deshalb, weil es dem Marsrhythmus entspricht.

Es ist auch nicht von ungefähr, dass sich zwischen elf und zwölf Jahren Sprache und Denken trennen, was jeder weiß, der mit Kindern zu tun hat. Diese Zeitspanne entspricht dem Jupiterzyklus, einem Rhythmus von 12 Jahren: Das Denken, die Weisheit des Denkens, wird unabhängig von der Sprachweisheit. Das Denken ist die Ursprache, die Urweisheit. Jede Sprache ist die Interpretation von ursprünglichen Gedanken. Deswegen empfinden wir unseren Übersetzern gegenüber eine so hohe Wertschätzung: Denn sie müssen in der Lage sein, den zugrunde liegenden Gedanken zu suchen und eigene Worte dafür in der anderen Sprache zu finden.

So ist auch unsere Skelettreifung erst dann wirklich vollendet, wenn der Saturnrhythmus abgeschlossen ist, mit ca. 29 Jahren, wenn auch die letzten Schädelanteile verknöchert sind: Dass dieser Prozess den ganzen Saturnzyklus lang dauert, wird allgemein noch nicht genügend erkannt.

Tierkreis, Monatstugenden und Organsysteme

Was auch immer man anschaut, man findet solche mikro-makro-kosmischen Bezüge. Im Rahmen einer Arbeitsgruppe zu diesem Thema hatte ich ein besonders schönes Erlebnis: Ich sah plötzlich, dass die Tierkreisbilder draußen am Himmel wie Skizzen oder Vorlagen genau der Bereiche der menschlichen Gestalt erscheinen, die mithilfe der Einwirkung der jeweiligen Tierkreiskräfte gebildet werden. Am allerschönsten lässt sich das bei den Fischen ablesen, man kann es aber auch bei jedem anderen Tierkreisbild sehen: Am Himmel sind nicht zwei Fische zu sehen, sondern zwei Füße, die mit einem Band verbunden sind. Ob Fische oder Füße, ist demnach Sache der Interpretation.

Man kann unseren Tierkreis also ganz wunderbar als Bilde-Kreis der menschlichen Gestalt lesen lernen. Dann begreift man auch, warum die Monatstugenden2 kosmischer Qualität sind (vgl. Lebensrhythmen: Der Monatsrhythmus): Wenn wir sie seelisch erringen, wirken sie gesundend auf die menschliche Gestalt zurück – dazu ein paar Beispiele, die ich nur nennen, aber nicht näher ausführen kann:

Verehrung fördert das Denken und die Beobachtung. Das Beste, was man für seine Gesundheit tun kann, ist den Pfad der Verehrung gegenüber Wahrheit und Erkenntnis einzuschlagen.

Der Zusammenhang der Tugenden von Gleichgewichtes und Fortschritt kann auch wie folgt aufgefasst werden: Um sprechen zu können, muss ich erst einmal hören. Und um wirklich hören zu können, muss ich mit Leib und Seele still werden, muss meine Seele ins Gleichgewicht bringen, sonst bin ich nicht in der Lage zu erfahren, was der andere wirklich gesagt hat, weil ich z.B. schon an meinem Einwand „bastle“. Das heißt: Wer an seinem seelischen Gleichgewicht arbeitet, kann viel besser verstehen, was andere sagen, und wird auch selber viel „sinnesoffener“ sprechen können und so dem Fortschritt, der Entwicklung dienen. Und so lässt sich durch diese Tugenden jedes Organsystem pflegen und der Bezug zu den kosmischen Bildekräften, die es geprägt haben, verstehen.

Individuelles Bewusstsein erlangen

Rudolf Steiner formuliert dieses Mysterium wunderschön, indem er sinngemäß sagt, es gebe nichts am Ätherischen, was sich der Astralleib nicht bewusst machen könne.

  • Die Äthersphäre besteht aus unbewusstem, heiligem, kosmischem Wissen.
  • Die Astralsphäre schenkt uns die Möglichkeit, uns dieses Wissen auf individuelle Art bewusst zu machen.

Alle Hierarchien, alle Wesen, von den Menschen bis hin zu den Elementarwesen und Pflanzen, verfügen, insofern sie „Ohren“ im Astralen haben, über die Möglichkeit, kleine Innenräume zu schaffen und dadurch ein besonderes Bewusstsein im Allgemeinen zu erwerben. Das ist das Geheimnis der Individualität: Dass wir zu den grandiosen Gottesoffenbarungen, die dieser ganzen Schöpfung innewohnen, auf ganz individuelle Art unseren eigenen Bezug herstellen. Am allerschwersten fällt uns das im Hinblick auf unsere eigene Identität – weshalb ich jetzt zum Ich übergehen möchte.

Vgl. Vortrag „Gottesebenbildlichkeit und Heiligkeit des menschlichen Leibes“ an der JK Dornach 2014

  1. Unter anderen: Walther Bühler, Der Leib als Instrument der Seele, Vier Vorträge, Erstausgabe 1955.
  2. Die zwölf zu meditierenden und im Leben zu berücksichtigenden Tugenden. In: Rudolf Steiner, Anweisungen für eine esoterische Schulung, GA 245, S. 31 (1987). Auch in: Rudolf Steiner, Seelenübungen I, GA 267, S. 74 (1997).