Herzenswärme, Liebe und Christusgegenwart

Das Herz wird auch dargestellt als sonnenbegabt und daher von Christus durchdrungen und (physisch durch die Blutzirkulation) auch als ich-begabt. Was die Sonne für den Makrokosmos ist, ist das Herz für den Menschen, den Mikrokosmos. Die Kraft der Sonne ist von moralisch-religiöser Impuls-Substanz. – „... in unser Herz sind zunächst rein moralisch-religiöse Kräfte hineingeheimnist.“1 Wie die Sonne alles Sein hier auf der Erde belebt, so belebt das Herzsystem, das die kosmisch-planetarischen Rhythmen in Blutzirkulation und Atmungsprozess spiegelt, den Menschen. Das Herz ist das wunderbare Organ, das den Geist – den Sonnengeist – in menschliche Liebe und Wärme verwandelt und daher auch die Gewissensstimme in den Tiefen erlauschen kann. Die Sonnenwärme sammelt sich im Herzen und wird von da aus in den ganzen Menschen geschickt.

Strahlende Menschenliebe,
Wärmender Sonnenglanz,
Ihr Seelenkleider Christi2

Das göttliche Wort3 im Menschen wird vom Herzen vermittelt: „Es hört der Mensch das Schöpfungswort“4. Und:

Am Anfang war das Wort
Und das Wort war bei Gott
Und Gott war das Wort
Und das Wort wohnt in meinem Herzen.5

Im Urbeginn war das Wort
Und das Wort war bei Gott
So sei das Wort in mir
Und meine Seele bei dem Worte.6

Im Herzen ist der Mensch mit dem tiefsten Quell seines Wesens verbunden. Viele Meditationen sprechen von Wärme, von dem Durchdrungen-Sein mit Liebe – ein Zustand, den wir im täglichen Leben hauptsächlich mit dem Herzen verbinden.

Wärme der Sonne
Sammle ich im Herzen
Und lasse sie strömen
Durch alle Glieder.7

Das Herz ist ein Wärme- und Liebesquell. Das ist auch für das ganze soziale Leben von zentraler Bedeutung, da es nur zu oft von Lieblosigkeit und Kälte geprägt ist. Liebe öffnet die Herzen der Mitmenschen: „Ein jedes Wesen, dem du deine Liebe schenkst, eröffnet dir sein Wesen, denn Lieblosigkeit ist ein Schleier, der sich vor die Dinge der Welt legt und sie verhüllt. – So viel du Liebe ausströmst, so viel Erkenntnis strömt dir zu.“8.

Diese „Seelenkleider Christi“ sind die Qualitäten, die das Herz als Heilkraft auch in den physischen Körper schickt.

Vgl. „Meditationen zur Herztätigkeit“, unveränderter Nachdruck der 2. Auflage 2014

  1. Rudolf Steiner, Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge, Band 5, GA 239, Dornach 1985, S. 32.
  2. Rudolf Steiner, Mantrische Sprüche, Seelenübungen II, GA 268, Dornach 1999, S. 194.
  3. Siehe S. 24, 26, 27.
  4. Rudolf Steiner, Für Willy Conrad, Köln, 29. Dezember 1912. In: Wahrspruchworte, GA 40, Dornach 1986, S. 269.
  5. Meditation KG IV. Fall Nr. 89 (von Hilma Walter mitgeteilte Meditation). In: Meditative Anweisungen und Texte für Patienten von Rudolf Steiner. Zusammengestellt für Ärzte. Ärztekollegium, Verein Klinisch-Therapeutisches Institut, Ita Wegman Klinik (Hrsg.). Selbstverlag. Arlesheim 1997.
  6. Rudolf Steiner, Seelenruhe. In: Seelenübungen I, GA 267, Dornach 2001, S. 255.
  7. Meditation A 7 (von Margarete Kirchner-Bockholt mitgeteilte Meditation). In: Meditative Anweisungen und Texte für Patienten von Rudolf Steiner. Zusammengestellt für Ärzte. Ärztekollegium, Verein Klinisch-Therapeutisches Institut, Ita Wegman Klinik (Hrsg.). Selbstverlag. Arlesheim 1997.
  8. Rudolf Steiner, An Clara Smits in Düsseldorf. Berlin, 28. Dezember 1903. In: Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904-1914, GA 264, Dornach 1996, S. 50.