Ideale als Kraftquelle

Woher haben Ideale ihre Kraft?

Ideale sind Gedanken, die sich auf Realitäten, Werte, und Eigenschaften beziehen, die das Edelste im Menschen ansprechen: seine Würde, seine innersten Lebensziele. Sie beziehen sich aber auch auf konkrete geistige Wesen, die die Eigenschaften der Ideale „verkörpern“ (vgl. Gedankenkraft: Engel und Gedankenleben). Das Wesen der Liebe bezieht sich auf die Engelhierarchie der Seraphim, auch „Geister der Liebe“ genannt. (vgl. Engel: Engelhierarchien und Schöpfungsprozess) Ebenso gibt es „Geister der Weisheit“, die Kyriotetes und „Geister der Formgewalt bzw. Vollmacht“, die Exusiai.1 Und so wie der eine Mensch das Wesen eines geliebten anderen Menschen „in sich tragen“ kann, so kann auch ein Engelwesen – dem das Ideal der Selbstlosigkeit entspricht – in und mit einem Menschen leben, mit ihm kommunizieren und ihm dadurch von seiner Kraft geben. Wenn Wesen sich verbinden, werden neue Kräfte verfügbar. Umgekehrt kann Trennung Kraftverlust bedeuten. Wenn Menschen sich um bestimmter Ideale oder Aufgaben willen verbinden, bemerken sie oft nicht, dass diese Ideale und Aufgaben Ausdruck bestimmter Taten sind, die höhere geistige Wesen auf der Erde durch Menschen vollbringen – und nur durch sie vollbringen können.

Das Beseligende, das uns ergreifen kann, wenn etwas Gutes gelingt, die Freude am Tun, ist nie nur persönliches Erleben, sondern immer auch auf die Anteilnahme und Anwesenheit der Engelwesen unter uns zurückzuführen, die uns an ihrer Freude teilhaben lassen. Wohingegen sie uns keine Kraft geben können, wenn wir nichts erstreben oder tun, was mit ihnen in Beziehung steht. Hinter dem Ideal, uns zur Selbständigkeit zu entwickeln, verbirgt sich z.B. das Wesen des Engels, der uns durch das Leben begleitet, auch Schutzengel genannt. Er möchte in unseren Gedanken Führer und Helfer sein, damit wir die richtigen Ziele für unsere nächsten Entwicklungsschritte finden. Sein Wesen ist reinste Selbstlosigkeit, da er beim Begleiten „seines“ Menschen nichts für sich will. Wir arbeiten mit Engelkräften und dem Beistand der Engel, wenn Taten der Selbstlosigkeit gelingen.

Ideale als gedankliche Ausdrucksform von höheren Wesen

Jedem Gedanken in der Welt entspricht eine Wirklichkeit. Nichts in der sinnlich wahrnehmbaren Welt entspricht jedoch den Idealen, da sie ja noch nicht Wirklichkeit geworden sind. Ideale beziehen sich vielmehr auf übersinnliche, schöpferische Wesen, die diese idealen Eigenschaften haben, sie spirituell verkörpern und die uns Menschen damit begaben können, wenn wir es wollen. So sind Ideale die gedankliche Ausdrucksform von höheren Wesen, deren Eigenschaften wir mit der Zeit kennenlernen können, wenn wir nach ihnen streben. Und so wie Menschen, die sich lieben, einander Kraft geben können, so können wir auch aus der Verbindung mit höheren Wesen Kraft schöpfen, wenn wir sie durch das Ideal, das ihr Wesen kennzeichnet, lieben und verehren lernen und sie in unseren Gedanken „tragen“ und „leben lassen“. Dann sind wir von guten Geistern begleitet und nicht „von allen guten Geistern verlassen“.

Darin gründet auch der Sinn der kirchlichen Sakramente mit ihren idealistischen Formulierungen. So sucht man z.B. in der kirchlichen Trauung den göttlichen Beistand für die Lebensgemeinsamkeit. Das lässt sich in dem Maß realisieren, in dem man in der Lage ist, die göttlichen Qualitäten zur Richtschnur für das gemeinsame Leben zu machen.2

Vgl. „Macht in der zwischenmenschlichen Beziehung“, 8. Kapitel, Verlag Johannes M. Mayer, Stuttgart – Berlin 1997**

  1. Vgl. H.-W. Schröder, Mensch und Engel. Stuttgart 1979.
  2. Vgl. J. Lenz, Lebensgemeinschaft und Trauung - Das Sakrament der Ehe. Stuttgart 1985.