Jugend und Ideale

Was ist die Aufgabe der Jugend in einer Welt, in der Ideale nur noch wenig gelten?

Der Verlust von Idealen ist nicht nur ein biologisches Problem. Denn die Werte gehen auch den Alten verloren, nicht nur den Jungen. Sich für Werte zu begeistern, ist ein Ausdruck, ein Zeichen von Jung-Sein, bedeutet Jung-Sein. Es gibt junge Leute, die uralt sind, die eine unglaublich kritische Haltung und große Ansprüche an die Welt haben, aber keine Ideale. Im Gegensatz dazu gibt es ältere Menschen, die große Ideale haben, dass ihnen eine junge Ausstrahlung verleiht. Ideale und Werte zu haben macht jung.

Die Aufgabe der Jugend in einer Zeit ohne Werte besteht darin, wirklich jung zu werden, wirklich jung zu sein. Sich für Werte zu entscheiden, neue Werte zu schaffen, neue Wertmaßstäbe zu setzen. Es gehört zum Initiationsweg, dass man sich für ein Ideal, wie z.B. die Freiheit, entscheidet. Die drei christlichen Ideale, Ehrlichkeit, liebevolles Interesse und Autonomie oder Freiheit sind die schönsten menschlichen Werte (vgl. Ideale: Die Ur-Ideale – Wahrheit, Liebe und Freiheit), die es gibt. Wenn man sich dafür begeistern kann, ist man jung und bleibt auch das ganze Leben lang jung. Jünger kann man gar nicht werden.

Jeder auf seine Art

Es liegt aber am einzelnen Individuum, wie man diese Begeisterung lebt: Jeder muss das auf seine Art machen. Diese drei Werte wollen auf ganz individuelle Art und Weise ins Leben integriert werden. Deswegen ist jeder junge Mensch anders, aber auch jede Generation.

Ich bin im Grunde sehr froh darüber, dass die alten Wertesysteme kaputtgehen, weil das ein Signal dafür ist, dass das Zeitalter des Individualismus angebrochen ist. Die Werte, die derzeit verloren gehen, sind kollektive Werte. Individuell gesetzte Werte können nicht verloren gehen. Die Werte, die kollektiv sterben, müssen individuell auferstehen. Das verstehen junge Leute am besten. Es ist die Aufgabe der Jugend, den Alten etwas darüber zu erzählen. So gesehen ist es überhaupt nicht schlimm, dass Ideale sterben: Wir lassen sie neu erstehen, diesmal jedoch nicht angepasst an die Auffassung der Gesellschaft, sondern so, wie jeder sie selbst versteht.

Ausführungen vom IPMT in Santiago di Chile 2010 im Gespräch mit jungen Menschen