Von der globalen Mission der Kinderkrippe

Kinder werden weltweit in eine Vielfalt kultureller Bedingungen hineingeboren: Die mitteleuropäische Situation ist ja eine völlig andere als die in Südamerika oder in den östlichen Ländern. Die Traditionen und die Geschichte eines Landes, bewirken, dass die Beziehung der Eltern zum Kind, aber auch die Stellung des Kindes innerhalb der Familie, eine jeweils andere ist. Es kommt nun darauf an, dass wir für das Empfangen und Pflegen kleiner Kinder gemeinsam einen internationalen Weg zu finden versuchen. Denn Säuglinge sind internationale Wesen, sie sind noch ganz offen für kulturelle und gesellschaftliche Prägungen. Wenn ich ein Baby aus Japan hierher hole, wird es in Kürze schwyzerdütsch sprechen und sich ganz an die hiesigen Verhältnisse anpassen. Und wenn ich umgekehrt einen kleinen Schweizer aus dem Emmental nach Tokio bringe, wird er japanisch sprechen. Das ist gar nicht anders möglich. Die heutigen Hirnforscher sagen, das Gehirn des Säuglings wäre plastisch und prägbar. Das trifft aber auf den ganzen Leib des Säuglings bzw. Kleinkindes zu. Eine menschheitlich-kulturelle Veränderung, die Entwicklung von mehr Menschlichkeit, können wir nur erreichen, indem wir uns international solidarisieren und darauf hinwirken, dass von Japan bis in die USA die Kinder dieselben Chancen für eine Entwicklung zur Freiheit und Selbstbestimmung bekommen.

Kinderkrippen bieten hier eine einmalige Chance – ich sage das ganz bewusst – denn die Eltern bringen ihre Kinder dort aus freiem Willen hin, entlassen sie sozusagen aus der engen Kultur- und Familienbindung hinein in einen Freiraum der Erziehung. So können wir von der Basis her an der Veränderung der Menschheit mitwirken (vgl. Erziehung: Tieferer Sinn der Krippenarbeit).

Jeder von uns hat seine eigenen Sorgen: fehlendes Geld, schlechte Bezahlung, nicht ausreichende Räumlichkeiten, schwierige, frustrierte Eltern, Kollegen, die krank sind oder mit denen man nicht gut zusammenarbeiten kann. Vielleicht können wir über diese regionalen Probleme hinausschauen und uns fragen, wie wir selbst anfangen können, ein globales Netzwerk einer wirklich internationalen Erziehung zur Menschlichkeit aufzubauen. Je schneller wir uns im Dienste der Kinder verbrüdern, desto besser ist es für unsere Kinder. Vor Gott und vor dem kleinen Kind mit seiner unendlichen Entwicklungsbereitschaft und Entwicklungsfreude sind wir alle gleich. Wir Erwachsenen, die wir in Bezug auf Entwicklung oft schon ein wenig resigniert haben, können von den Kindern diesbezüglich sehr viel lernen. In einem Klima, in dem kindliche Entwicklungsfreude leben kann, werden uns die besten Einfälle kommen.

Vgl. „Die Würde des kleinen Kindes“, 1. Vortrag, Kongressband Nr. 2, gelbes Heft**