Rheumatischer Formenkreis und sein geistiges Gegenbild

Besonders eindrücklich erweist sich die von Rudolf Steiner im Jungmedizinerkurs geschilderte Betrachtungsart, eine Erkrankung zugleich mit ihrem gesunden geistigen Gegenbild als eine Art „Himmelsimagination“ zu erfassen, beim rheumatischen Formenkreis. Hier bildet sich an der vor Schmerz ruhiggestellten Gliedmaße in der körperlichen Symptomatik das ab, was Inhalt der ersten zentralen Übung im Schulungsbuch Rudolf Steiners ist: „Schaffe dir Augenblicke innerer Ruhe und lerne in diesen Augenblicken das Wesentliche von dem Unwesentlichen unterscheiden.“1

Wenn Menschen mit rheumatischen Störungen fragen: Was kann ich zur Heilung meiner Krankheit beitragen? – und nur dann ist es uns erlaubt zu sprechen – kann man ihnen eine Meditation der inneren Ruhe geben, also das geistige Gegenstück der Krankheit nennen. Wird sie durchführt, schlagen alle Medikamente besser an. Hier ein sehr schönes Beispiel: 2

Ich trage Ruhe in mir,
Ich trage in mir selbst
Die Kräfte, die mich stärken.
Ich will mich erfüllen
Mit dieser Kräfte Wärme,
Ich will mich durchdringen
Mit meines Willens Macht.
Und fühlen will ich
Wie Ruhe sich ergießt
Durch all mein Sein,
Wenn ich mich stärke,
Die Ruhe als Kraft
In mir zu finden
Durch meines Strebens Macht.

Mit dieser Meditation werden die entsprechenden Kräfte wieder in das Seelisch-Geistige gehoben, wo sie herkommen und wo sie hingehören. Rudolf Steiner erläuterte diese Prinzipien vor den Jungmedizinern, um ihnen zu helfen zu verstehen, warum Patienten diese oder jene Erkrankung hatten. Das gab ihnen eine sehr grundlegende geistige Orientierung.

Vgl. „Raphael und die Mysterien von Krankheit und Heilung“, Medizinische Sektion am Goetheanum 2015

  1. Rudolf Steiner, Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?, GA 10, Dornach 1993, S. 29-30.
  2. Rudolf Steiner, Mantrische Sprüche - Seelenübungen II., GA 268, S. 179.