Individueller Aspekt von Krebs

Welche geisteswissenschaftlichen Aspekte helfen uns, Krebs als individuelle Erkrankung zu verstehen?

Welche tieferen Einsichten können im Krankheitsfall helfen, bzw. vorbeugend wirken?

Bezugnehmend auf die Krebserkrankung spricht Rudolf Steiner in einem Vortrag 1920 für Ärzte über den Zusammenhang von Krebs mit dem vorgeburtlichen Leben. Er weist darauf hin, dass die individuelle Disposition zur Krebserkrankung zurückreicht in das frühere Erdenleben und mit der Art und Weise zu tun hat, wie das nachtodliche Leben durchgemacht wurde (vgl. Krebs als Zeitkrankheit: Fragen zur geistigen Dimension von Krebs). So lässt sich eine Krankheitsdisposition verstehen, die ein Mensch „mitbringt“, bzw. wird deutlich, wie solch eine Disposition für die Zukunft veranlagt wird: Aufgrund einer materialistischen Denk- und Lebensweise ist die Vorbereitung auf das Leben nach dem Tode unzureichend. Dann geschieht es oft, dass sich das Bewusstsein beim eigentlichen Eintritt in die geistige Welt (nachdem die Läuterungszeit im Seelenland abgeschlossen ist) nicht länger halten kann und wie im Schlaf erlischt. Dabei weitet sich das Menschenwesen zu schnell im geistigen Weltall aus und erlebt das Aufarbeiten und Vorbereiten des Erdenlebens mit den Hierarchien kaum bewusst mit.

Zusammenhang zwischen Wachstums- und Regenerationskräften

Die Wege der Krebserkrankung vorzubeugen ergeben sich aus dem tieferen Verständnis der ätherischen Kräfte und ihrer Möglichkeiten zur Metamorphose, die aus dem Merkurstab ersichtlich sind (vgl. Doppelnatur des Ätherischen: Zur Identität von Wachstums-, Regenerations- und Gedankenkraft): Die Kräfte, die dem Denken, Fühlen und Wollen zugrunde liegen, sind dieselben, denen der Körper Wachstum, Entwicklung und Regeneration verdankt.

Der Zusammenhang zwischen den Wachstums- und Regenerationskräften und der Denktätigkeit macht auch verständlich, warum die Prognose bei bereits diagnostizierter Krebserkrankung sich immer dann verbessert und die Lebensqualität und die Überlebensrate steigen, wenn es dem Betreffenden gelingt – allein oder mit Hilfe eines Sachkundigen, einem Arzt, Pfarrer oder Psychotherapeuten – ein lebendiges Verständnis seiner selbst und seines Zusammenhanges mit der Welt zu bekommen. Arbeitet der Betroffene aktiv daran mit, seine eigene Identität zu finden oder neu zu bestimmen, so unterstützt er die Metamorphose der brachliegenden Wachstumskräfte in Seelentätigkeit.

Der Mensch hat zwei Möglichkeiten zu lernen:

  • bewusst, durch Einsicht und Erkenntnis
  • und unbewusst, auf körperlicher Ebene, durch das Erleiden von Krankheiten.

Die Krebserkrankung scheint wie keine andere Krankheit in ihrem Verlauf den Tatbestand der menschlichen Freiheit abzubilden (vgl. Krebs als Zeitkrankheit: Die geistige Signatur von Krebs). Man kann dies deutlich daran erkennen, dass sich nahezu alle Lebensfunktionen im menschlichen Organismus aus ihrer normalen Bindung im Gesamtzusammenhang des Körpers lösen und ein Eigenleben zu führen beginnen. Je weiter der Krebs fortschreitet, umso deutlicher zeigt er, dass er eine Allgemeinerkrankung darstellt:

Alle wesentlichen Rhythmen wie Schlafen und Wachen, Nahrung und Ausscheidung, Appetit, Atmung und anderes werden verändert. Die Wachstumskräfte „vagabundieren" und es kommt zu Organbildungen und Absiedlungen in allen Bereichen des menschlichen Organismus, ungeordnet, gleichsam völlig „frei". Die Freiheit kann im gewöhnlichen Leben nach zwei Richtungen hin erlebt und entwickelt werden:

  • als Sich-Befreien von alten Bindungen
  • und als freiwilliges Eingehen neuer Verbindlichkeiten und Annehmen von Verpflichtungen

Krankheit als Chance

Freiheit bedeutet nicht nur, von etwas frei zu sein, sondern für etwas frei zu werden.

Wesenseigenschaften, die nicht seelisch-geistig genützt werden, brachliegende kreative Potentiale, im Falle der Krebserkrankung die Befähigung zur Freiheit, leben sich auf unbewusste Weise im Körper aus und schaffen dort das Krankheitsbild Krebs. Jede Krankheit ist eine körperliche Projektion von ungenützten Potentialen, die durch bewusste Selbsterziehung und Schulung entwickelt werden könnten und sollten (vgl. Krebs als Zeitkrankheit: Fragen zur geistigen Dimension von Krebs).

Viele Krebskranke bemerken erst nach dem Auftreten ihrer Erkrankung, in welchen Abhängigkeiten und Zwängen sie gelebt haben und wie ihnen jetzt die Krankheit die Chance gibt, sich noch einmal ganz neu im Leben zu orientieren. Je bewusster dies erkannt und ergriffen wird und je mehr die Krankheit auch als Aufgabe für das Seelen- und Geistesleben empfunden wird, umso besser ist die Prognose, desto besser kann die Therapie wirken.

Vgl. Kapitel „Spirituelles Krankheitsverständnis aus anthroposophischer Sicht"“, aus „Spiritualität, Krankheit und Heilung - Bedeutung und Ausdrucksformen der Spiritualität in der Medizin“,Vas-Verlag für Akademische Schriften, 2007