Fünf Krisenfelder im menschlichen Leben

In welchen Bereichen des Lebens treten Krisen gehäuft auf?

Wie lassen sie sich bewältigen?

Es gibt fünf Hauptstörfelder im Leben des Menschen, die eng zusammenhängen mit den fünf Zugängen zur Welt. Grundsätzlich sind Krisen eine Aufforderung zur Entwicklung.

1. Materielle Krisen

Sie betreffen unseren Besitz und zwingen uns zu fragen:

Brauche ich das alles wirklich?

Dadurch wir unsere Fantasie angeregt, wir denken über ein Mehr oder Weniger an materiellen Mitteln nach und haben so die Möglichkeit ein neues Verhältnis zum Materiellen herzustellen. Letztlich sind auch hier neue Ideen die Abhilfe.

2. Lebenskrisen

Sie treffen uns oft aus heiterem Himmel: Plötzlich ist man mit sich und der Welt unzufrieden, obwohl sich an den Lebensumständen gar nichts verändert hat. So geht es Jugendlichen oft in der Pubertät: sie empfinden alles anders, als es vorher war.

Peter Sloterdyk schreibt in seinem Buch über den übenden Menschen, „Du musst dein Leben ändern: Über Anthropotechnik“, dass der Mensch in diese Art Krise gerät, wenn er behalten will, was war, wenn er sozusagen „ewiges Leben“ in seinem Dasein installieren will. Dann signalisiert ihm seine Seele, dass das so nicht geht, dass Veränderungen nötig sind. Neue Ideen entstehen, wenn Lebensentwürfe und das Leben selbst aufeinanderprallen. Goethe sagte von sich sinngemäß: Ich bin von einer Pubertät in die andere gegangen.

3. Beziehungskrisen

Sie nehmen uns seelisch stark mit. Wenn eine Beziehung zerbricht, fühlen wir uns fallen gelassen und wund – alles andere erscheint dagegen grau und nichtig. Noch schwieriger sind Dauerkrisen zu bewältigen, wenn eine Beziehung von Süchten, Mobbing und Gewalt zerrüttet ist, aber trotzdem aufrecht erhalten wird. Man fühlt sich dann je nach Temperament „in der Luft hängend“ oder „am Abgrund stehend“.

In beiden Fällen muss man zuerst Abstand gewinnen, muss in Ruhe überlegen, was man tun kann, um wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Man wird zu einem Fragenden, der eine neue Anbindung an die innere spirituelle Instanz sucht, an etwas, das wirklich helfen kann. Wir suchen und brauchen in dieser Krise meist göttliche Hilfe.

4. Identitätskrisen

Sie entstammen der Ich-Ebene und müssen auch dort gelöst werden. Wer in einer dysfunktionalen Familie aufgewachsen ist, in ständiger Spannung, erlebt sich später wie gespalten, beginnend mit der Pubertät.

Identitätskrisen gehen oft auch aus Beziehungskrisen hervor, wenn man sich mit dem anderen so identifiziert hat, dass er das eigen Ich wie ersetzte. Man findet sich nicht mehr, fühlt sich wie hohl. Hier geht es um die Kernfrage:

Wer bin ich?

Was ist der Sinn meiner Existenz?

Das eigene Wertesystem muss neu definiert werden.

5. Orientierungskrisen

Sie lassen uns unser ideelles, unser spirituelles und unser historisches Umfeld hinterfragen, stellen es in Frage. Das erlebten wir anlässlich der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise.

Hier geht es um Vorstellungen ganze Systeme betreffend, also um eine geistige Ebene: Die Bewältigung ist abhängig von grundlegend neuen Gedanken und Ideen – die wiederum auf die Auffassung der eigenen Identität, auf die Vorstellung von Beziehung und die eigene Lebensführung zurückwirken. Leider fehlte es im Umgang mit der Finanzkrise an grundlegenden Erneuerungsimpulsen – abgesehen vom Ruf nach verstärkter Kontrolle, ist alles beim Alten geblieben. Nur in kleinen erlesenen Kreisen wurden wirklich neue Konzepte und Lösungswege angedacht.

Vgl. Vortrag „In sieben Schritten aus der Krise – der Weg vom Ideal zur Wirklichkeit“, Pforzheim, 16.10.2009