Transgender und Asexualität

Wie kommt es, dass es immer mehr Transgender-Kids gibt?

Vor welche Herausforderungen sind Pädagogen damit gestellt?

Wie können und sollen sie damit umgehen?

Wunsch, das Geschlecht zu wechseln

Gegenwärtig nimmt der Wunsch unter Kindern und Jugendlichen zu, das angeborene Kerngeschlecht Mädchen oder Junge infrage zu stellen und aus Lars eine Lara oder aus Leo eine Leonore machen zu wollen. Tritt dieser Wunsch bei jüngeren Kindern auf, ist es wichtig, dass die Umgebung gelassen bleibt und Elternhaus und Schule ihn wie ein Naturereignis betrachten, von dem man noch nicht weiß, wie lange es dauert oder ob es zum Normalzustand werden wird. Gelingt das, ist oft zu beobachten, dass der*die Jugendliche seine Entscheidung nach einigen Jahren wieder revidiert. Je größer die Opposition, desto stärker auch die Reaktion, unbedingt an dieser Entscheidung festzuhalten.

Im Kindergarten handelt es sich oft nur um Nachahmung. Es kann aber auch vorkommen, dass ein Kind erstaunt ist z.B. ein Junge zu sein und spontan mitteilt, dass er sich nicht so fühlt, weil er eigentlich ein Mädchen ist. Manchmal braucht das betreffende Kind dann nur Zeit, sich an den eigenen Körper zu gewöhnen. In jedem Fall ist es entscheidend, dass das Umfeld sachlich-beobachtend reagiert und nicht emotional-besorgt-ängstlich. Das Kind findet schon seinen Weg, wenn wir Vertrauen in sein Schicksal haben und es sich ernst genommen, „gesehen“ und unterstützt fühlt. Oft bleibt dann Episode, was sich anderenfalls emotional fixieren würde.

Vor der Pubertät geäußerte Wünsche, als Mädchen oder Junge zu gelten, obwohl der Leib ein anderes Geschlecht vorgibt, zeigen, in welch hohem Maß das Identitätserleben von Kindern und Jugendlichen mit dem Wunsch, zum Mann bzw. zur Frau zu werden, verbunden ist. Kinder und Jugendliche brauchen in jedem Fall eine verständnisvolle Begleitung in diesen Fragen seitens der Erwachsenen. Je selbstverständlicher sie gelingt, umso entspannter kann das Kind oder der*die Jugendliche seinen weiteren Weg gehen, einschließlich folgenreicher medizinischer Entscheidungen. Wird der Wunsch nach hormoneller Umstellung mit Vehemenz schon vor oder während der Pubertät gewünscht, sind klärende Gespräche mit dem*der Kinder- und Jugendarzt*ärztin erforderlich. Denn Kinder und Jugendliche haben in diesem Alter noch nicht die volle Entscheidungs- und Verantwortungsreife, weswegen hier viel Empathie und Feinfühligkeit seitens der Erwachsenen nötig sind, um den nicht einfachen Entscheidungsprozess in ihrem Sinne zu unterstützen.

Wunsch nach asexuellen Lebensweisen

Neben der Transgender-Lebensform gibt es zunehmend auch asexuelle Lebensstile. Auch hier nimmt die Zahl der jungen Menschen zu, für die körperliche Liebe so gut wie keine Rolle spielt. Sie pflegen enge Freundschaften mit Angehörigen beider Geschlechter, belassen es aber bei der seelischen Verbindung. Diese Breite des Spektrums im Umgang mit der eigenen Sexualität zeigt, wie sehr heute auch dieser Bereich selbstbestimmt gelebt werden will. Gesellschaftliche Normen werden beiseitegeschoben, sobald man den Menschen die Freiheit gibt, sich so zu entwickeln, wie es ihnen entspricht.

Vgl. Michaela Glöckler, Kita, Kindergarten und Schule als Orte gesunder Entwicklung. Erfahrungen und Perspektiven aus der Waldorfpädagogik für die Erziehung im 21. Jahrhundert, Pädagogische Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen, Stuttgart 2020