Aktivität statt Aggression

Warum nimmt die Aggressivität im Kindesalter gegenwärtig so zu?

Wie kann Aggression begegnet werden?

Die Antwort ist einfach: Bekommt der Wille des Kindes nicht genügend Anleitung für sinnvolles Tätigsein, so liegt er brach und muss sich in willkürlichen und aggressiven Handlungen ausleben. Wird den Kindern hingegen ein Vorbild für Tätigsein gegeben, dürfen sie mit den Erwachsenen mitgehen, und sind sie einbezogen in den Ablauf des Alltags, so ermüdet das Kind im Laufe des Tages in gesunder Weise und sein Wille übt sich in geschickten Handlungen.

Hieraus werden die Hauptursachen für die Zunahme von Aggressivität im Kindesalter verständlich:

  • Fernsehkonsum

Die Kinder werden in eine reglos-faszinierte Zuschauerhaltung hineingezwungen, die es ihnen unmöglich macht, mit ihrer Handlungsbereitschaft sinnvoll tätig zu werden, ganz abgesehen davon, dass sie am Bildschirm einer Scheinwirklichkeit begegnen, durch die sie nicht in eine direkte, unmittelbare Beziehung zu den Dingen und Wesen in ihrer Umgebung kommen. Die Wahrnehmungen bleiben unverbindlich und stimulieren die Handlungsbereitschaft auf ungenügende Weise (vgl. Anthroposophische Menschenkunde: Begabungen des physischen Leibes).

  • Mangel an sinnvoller Anregung zum Tätigsein

Nur wenig geschieht im Haushalt, das dem Kind Anregung für sein Spiel bietet. Kann hier nicht der Kindergarten einspringen und das Kind in die Fülle der Alltagstätigkeiten mit einbeziehen, so führt dies ebenfalls zu einem Aktivitätsstau, der sich irgendwann und irgendwie entladen muss (vgl. Wille(nsschulung): Aggression und Wille).

  • Bewegungsmangel

Die Straßen sind zum freien Spiel nicht mehr geeignet, die Wohnungen sind meist zu eng, um dort Bewegungsspiele zu machen, die Erwachsenen gehen selber nicht gern spazieren und benützen auch am Wochenende lieber das Auto, um an ein Ausflugsziel zu gelangen. Werden Besuche bei Bekannten gemacht, so dürfen die Kinder vielleicht im Vorgärtchen spielen oder in der Wohnung sitzen und fernsehen, damit die Erwachsenen sich in Ruhe unterhalten können.

Sinnvolle Tätigkeiten, ausreichend körperliche Bewegung, längere Spaziergänge, Spielen auf dem Spielplatz und im Wald oder Garten sind die beste Vorbeugung gegen Aggressivität (vgl. Erziehung: Erwerb von Konzentration und Besonnenheit). Jede Mutter kennt das Problem, wenn es regnet und die Kinder nicht hinauskönnen und zu Hause wenig Interessantes geschieht, wie sie dann übellaunig und aggressiv werden. Sind sie dagegen genügend beschäftigt, tritt dieses Problem gar nicht auf, weil der Wille sinnvoll angespannt ist (vgl. Wille(nsschulung): Aggression und Wille).

Vgl. Kapitel „Aggression und Aggressivität im Kindesalter“, Elternsprechstunde, Verlag Urachhaus, Stuttgart