Die fünf Ebenen des Menschseins im medizinischen System
Welche Ebenen des Menschseins gibt es?
Welches medizinische System setzt auf welcher Ebene an?
Verschiedene medizinische Systeme
Wir Menschen sind komplexe Wesen, die auf unterschiedlichen Ebenen angesprochen werden können (vgl. Waldorfpädagogik: Die fünf Ebenen des Menschseins). Jedes medizinische System setzt auf einer oder mehreren dieser Ebenen an. Im Folgenden möchte ich die einzelnen Systeme kurz umreißen:
Die Homöopathie ist eine alternativmedizinische Behandlungsmethode, die auf den ab 1796 veröffentlichten Vorstellungen des deutschen Arztes Samuel Hahnemann beruht. Die wichtigste Grundannahme ist das Ähnlichkeitsprinzip: „Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden“ (similia similibus curentur). Danach solle ein homöopathisches Arzneimittel so ausgewählt werden, dass die Inhaltsstoffe der Grundsubstanz unverdünnt an Gesunden ähnliche Krankheitserscheinungen (Symptome) hervorrufen könnten wie die, an denen der Kranke leidet, wobei auch der „gemüthliche und geistige Charakter“ des Patienten berücksichtigt werden solle (vgl. wikipedia).
Unter Spagyrik (aus dem Griechischen spao „(heraus)ziehen, trennen“ und ageiro „vereinigen, zusammenführen“) werden verschiedene Heilsysteme zusammengefasst. Das therapeutische Ziel ist die positive Beeinflussung der „Lebenskraft“ und damit die Aktivierung der Selbstheilungskräfte. Grundlage bilden die antike Naturphilosophie (z.B. die „Elementenlehre“), die Signaturenlehre und die Humoralpathologie.
Mit Psychosomatik wird in der Medizin die Betrachtungsweise und Lehre bezeichnet, in der die psychischen Fähigkeiten und Reaktionsweisen von Menschen in Gesundheit und Krankheit in ihrer Eigenart und Verflechtung mit körperlichen Vorgängen und sozialen Lebensbedingungen in Betracht gezogen werden. Ihre Erforschung und Umsetzung in der Krankenbehandlung erfolgt in der Psychosomatischen Medizin (vgl. wikipedia).
Psychotherapie wurde früher die Lehre von der Heilung der erkrankten Seele genannt, um sie von einer Psychologie als Lehre von der gesunden Seele und einer Psychiatrie als Lehre von der erkrankten Seele abzugrenzen. Heute wird die psychotherapeutische Behandlung bzw. Heilung im Zusammenhang mit Körper und Seele eines ganzheitlich gesehenen Menschen verstanden und erklärt. Davon zu unterscheiden ist die beratende Psychologie, die sich mit allgemeinen Problemen der Lebensführung befasst (vgl. wikipedia).
Mit Körpertherapie werden Behandlungsmethoden zur Verbesserung von Körperhaltung, Bewegungsabläufen sowie zur direkten oder indirekten Unterstützung von Körperfunktionen bezeichnet. Je nach Methode werden spezielle manuelle Techniken, Massagearten, Bäder bzw. Anleitungen zur Schulung von Haltungen und Bewegungen angewendet. Fast alle Körpertherapiemethoden betonen die Bedeutung psychosomatischer Wechselwirkungen und gehen davon aus, dass die Körpertherapie positive psychische Veränderungen bewirkt (vgl. wikipedia).
Integrativer Ansatz der Anthroposophischen Medizin
Die Anthroposophische Medizin versucht alle gemeinsam in den Blick zu nehmen (vgl. Anthroposophische Medizin: Fünf Quellen für Kränkung und Heilung):
- Physische Ebene
- Ätherische Ebene
- Astrale Ebene
- Identitäts-, Ich-Organisations-Ebene
- Geistige Orientierung, Weltanschauung
- 1. Physische Ebene und Medizin
Die Schulmedizin baut ganz auf der Erkenntnis des Physischen auf. Kliniken werden entsprechend zunehmend zu Technik-Zentren. Dass der Mensch sich dabei oft nicht menschlich behandelt fühlt, zeigt deutlich, dass das nicht genügt.
- 2. Ätherische Ebene und Medizin
In Homöopathie und Spagyrik z.B. weiß man, dass alles Leben prozessual verläuft, dass alle Substanzen aus Prozessen hervorgehen und dass alle Wirksamkeit zeitabhängig ist, im Guten wie im Schlechten. Daraus ergeben sich viele weitere Therapieverfahren, die prozessorientiert sind, sich auch mit den Lebensgewohnheiten und -rhythmen befassen und mit dem Geheimnis von Entwicklung im therapeutischen Prozess arbeiten. Wenn man lernt sein Leben den Ätherkräften oder Lebenskräften gemäß zu gestalten, wird sich das gesundend auswirken (vgl. Lebensrhythmen: Kraftquelle Rhythmus für Erwachsene).
- 3. Astrale Ebene und Medizin
Auf der Gefühlsebene geht es um unsere ungemein verwundbare Seele mit ihrer Gefühlswelt, deren Wirkung auf den Körper nicht unterschätzt werden darf. Hier setzen die Psychosomatik und alle Psychotherapieverfahren sowie auch diverse Körpertherapien an. Die Anthroposophische Medizin stellt sich die zentrale Frage:
Wie können wir einen Kranken, der leidet, so begleiten, dass er sich trotzdem als Teil einer wohlwollenden Schöpfung und damit als ein wichtiger Teil des Ganzen fühlt?
Manchmal ist das Gefühlsleben so erstarrt und verkapselt, dass man es nicht mehr über Worte oder über ein Medikament erreichen kann. Wenn man so jemanden dann in ein warmes Bad legt – wobei es auf genau die richtige Temperatur ankommt – und dieses Bad Düfte verströmt, die der Betreffende noch nie so richtig wahrgenommen hat, können der starke Wärmereiz und die Nähe dazu führen, dass sich dieser Mensch im eigenen Körper wieder wohl und angenommen fühlt. Das ist nicht zu unterschätzen. Auch die Umgebung, in der das Bad stattfindet, ist entscheidend: Ob es dort nur öde, kalte Fliesen gibt oder ob die Wände angenehme Farben haben, ob dort ein Bild hängt usw. Man kann auch in der Sterbebegleitung Bäder miteinbeziehen.
- 4. Identität und Medizin
Das gilt auch für das Identitätserleben: Es hängt von der Art der Ansprache und Ausrichtung der Therapie auf die Bedürfnisse eines Patienten ab, ob er sich als Mensch, als Individualität, wahrgenommen fühlt.
- 5. Weltanschauung und Medizin
Essentiell für die Gesundung ist aber auch eine geistige Ausrichtung bzw. Lebensanschauung, die die Möglichkeit der Entwicklung impliziert. Viele Weltanschauungen heute sind so, dass sie von einem perfekten Selbstbild ausgehen, also von einem fertigen Ergebnis: Man will rasch mit der Ausbildung fertig sein, damit man mit möglichst wenig Aufwand viel Geld verdienen und daneben noch Spaß am Leben haben kann.
Eine menschengemäße Weltanschauung dagegen impliziert, dass man sich auf allen Ebenen, egal ob beruflich oder privat, nach demselben Entwicklungsziel ausrichtet (vgl. Anthroposophische Medizin: Parameter der Wesensgliederdiagnostik). Die Arbeitszeit wird genauso als Entwicklungszeit gesehen wie die private Zeit: Alles ist Lebenszeit, ist Entwicklungszeit, bildet zusammen die eigene Biographie. Um das so sehen und wertschätzen zu können, braucht man eine entwicklungsorientierte Weltanschauung, die einem hilft, die unterschiedlichen Bereiche und Aspekte so zu verbinden, dass man jeden Augenblick zur Entwicklung nützt (vgl. Entwicklung: Entwicklungsgedanke und Wiederverkörperung).
Vgl. Vortrag anlässlich des Jubiläums des 100. Geburtstags von Werner Junge, Okt. 2012