Fünftes Siegel – Siegel der Initiation durch das Böse

Was will uns das fünfte Siegel sagen?

Beschreibung des fünften Siegels

Im 12. Kapitel der Offenbarung, das dem 5. Siegel gewidmet ist, beginnt noch einmal völlig neu von unten nach oben die Einweihung des vollkommen geistbewusst gewordenen Menschen in die großen Schicksale der Menschheit bis in die Zukunft (vgl. Apokalypse: 4. Siegel – Siegel des Schweigens):

„Und es zeigt sich dem schauenden Blick... ein Weib, mit der Sonne bekleidet, den Mond unter ihren Füßen, das Haupt mit der Krone der zwölf Sterne gekrönt... Und ein zweites Bild erschien im Himmel: Siehe, ein großer, feuerroter Drache... der stand vor dem Weibe, das im Begriff war, zu gebären... Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Es ward gestürzt der große Drache, die Schlange vom Urbeginn, die zugleich diabolischer und satanischer Natur ist... Auf die Erde wurde er gestürzt...“1

Das 5. Siegel sowie auch die Bildtafel2 zeigen das Bild der Entwicklung des Zukunftsmenschen, der sich die „Sophia“ erringt, nach Rudolf Steiners Deutung ein Fernziel. Die Erde wird sich dann so weit entwickelt und geläutert haben, dass sie wieder zur Sonne werden kann. Das wird nur dadurch möglich, dass der Mensch sich angesichts der Bedrohung durch das Unmenschliche und Untermenschliche immer mehr zur Läuterung hindurch ringt (vgl. Menschheitsentwicklung: Die sieben Kulturepochen).

Erweckung des guten Willens

Die Bedrohung durch das Böse hat als einzigen Sinn die Erweckung des guten Willens. Das Böse begegnet dem Menschen, damit er daran aufwache (vgl. Das Böse - Widersachermächte: Das Geheimnis des Bösen im Spiegel der Apokalypse). Einen anderen Sinn des Bösen gibt es nicht. Es soll und wird den Menschen nicht in seiner Entwicklung hemmen. Das fünfte Siegel ist demnach das Siegel der Initiation durch das Böse. Durch die Überwindung der Drachenkräfte wird sich die Sonnen- und Weisheitsqualität im Menschen einst entwickeln. Dieses Siegel weist weit in die Zukunft.

An späterer Stelle heißt es: „Denn der Vatergott hat ihrem Herzen einen Willen eingepflanzt, nach dem sie zuletzt doch in seinem Sinne handeln müssen...“

Das schlagende Herz ist Teil des Herzens des Guten. Selbst in der Stunde der Verführung dient der Mensch dem guten Willen, auch wenn er Leid erfährt und erliegt – jeder Herzschlag ist Ausdruck und Erinnerung an diese Tatsache. Das Böse kommt wieder und wieder, bis auch der letzte Mensch für das Gute erwacht ist. Doch kann kein Mensch dem anderen diese Entwicklung abnehmen.

Der Sturz des zweifachen Drachen

Wohin auf Erden ist nun der zweifache Drache gestürzt worden?

In der Natur kann er nicht gelandet sein, denn sie wurde von Gottvater in ein vollkommenes Gleichgewicht gebracht. Die zwei Drachenanteile sind im Menschen gelandet, was sich in den Windungen des Gehirns und des Darmes abbildet. Sie haben einen wichtigen Platz inne und wenn man ihre Kräfte richtig zu nutzen versteht, herrscht auch hier ein gesundes Gleichgewicht (vgl. Doppelnatur des Ätherischen: Denktätigkeit und Lebenstätigkeit im Kontext von Krankheit und Gesundheit):

  1. Wenn das Ich das Gehirn und die Fähigkeit zu denken nützt, um die Welt zu ergreifen.

  2. Wenn im Darm die Welt in Form von Nahrung zerstückelt wird, damit der Mensch werden kann (vgl. Religion: Das Geheimnis von Verdauung und Transsubstantiation).

Um ein gesundes Denken zu entwickeln, muss der Mensch von der eigenen Meinung absehen können, muss sie „töten“. Indem er sich den Entwicklungsgesetzen dieser Welt unterordnet, wird er zur Welt. Eine solche Haltung wirkt sich auch gesundend auf den Darm aus.

Diese Selbstlosigkeit in der Erkenntnis entspricht der Isis-Sophia. Selbstlosigkeit ist so gesehen ein Ausdruck höchster Reife: Nur wer genug hat, kann selbstlos sein und hat keine Angst sich selbst zu verlieren (vgl. Sinne(spflege): Ringen des Ich um Selbstlosigkeit). Er ist wie ein Gefäß, das randvoll ist und überfließt. Der auf sich selbst gestellte Mensch, der sich selbst loslassen kann, bildet die Bausubstanz des Jupiters (vgl. Christus heute: Christusopfer und Wesensglieder).

Vgl. Zusammenstellung von Vorträgen „Die sieben Siegel der Apokalypse“, gehalten 2007

  1. Neues Testament, Offenbarung, 12. Kapitel.
  2. Die Apokalyptischen Siegel wurden nach Angaben Rudolf Steiners als runde Bildtafeln von Frl. Clara Rettig gestaltet.