Christuswahrnehmung und Luziferische und Ahrimanische Täuschung

Wie sind Christuswahrnehmungen im Umfeld des Todes zu verstehen?

Gibt es nicht auch Täuschungen seitens Luzifer und Ahriman?

Menschen, die dem Tode nah waren, aber auch Drogenabhängige und andere, die sich das Leben nehmen wollten, jedoch wieder reanimiert wurden, sprechen oft von einer Christuswahrnehmung. Handelte es sich tatsächlich um eine Christuswahrnehmung, so sind die Betreffenden, nachdem sie wieder zu sich gekommen sind, äußerst motiviert, ihr Leben zu ändern und sich z.B. für eine Therapie zu entscheiden. Schilderungen von sogenannten Nahtodeserlebnissen drücken weltweit im Wesentlichen das Gleiche aus. Sie decken sich auch mit den Ausführungen Rudolf Steiners über den Todesaugenblick und die ersten Schritte in das jenseitige Leben.

Christusbegegnung im Todesaugenblick

Der Todesaugenblick – ob scheinbar oder wirklich – ist ein Augenblick größter Geisteshelligkeit (vgl. Sterben und Tod: Tod als Geistgeburt begriffen), die, wenn der Tod wirklich eintritt, immer mit einer Christusbegegnung verbunden ist. Menschenkundlich ist das so zu verstehen, dass sich im Todesaugenblick der Ätherleib vom physischen Leib löst und in leuchtender Gedankenklarheit, vom Stoff befreit, den Menschen als Gedankenorganismus, als reines Wahrheitslicht umgibt. Und da der Christus seit seiner Auferstehung in die Ätherwelt bzw. die Gedankenwelt rund um die Erde eingezogen ist, steht er auch zum Ätherleib jedes Menschen in unmittelbarer Beziehung und kann so im Ätherischen unmittelbar wahrgenommen werden.

Oft wird gefragt, ob es sich dabei nicht auch um luziferische Erlebnisse handeln könnte. Solange der Mensch mit seinem Erdenleib verbunden ist, sind Täuschungen und Trübungen möglich. Dann können die Stimmen von Luzifer, Ahriman und Christus durchaus verwechselt werden (vgl. Das Böse - Widersachermächte: Wirksamkeit von Luzifer und Ahriman). Sie sind nicht immer leicht voneinander zu unterscheiden, denn alle drei sind an der Schwelle zur geistigen Welt zu vernehmen. Im Tode verlieren Luzifer und Ahriman jedoch ihre verführerische Macht, da diese an die Verkörperung im physischen Leib gebunden ist. Jenseits der Schwelle empfängt jeder Mensch das Geschenk der unmittelbaren Christusbegegnung.

Bernhard Lievegoed, der inzwischen verstorbene holländische Psychiater und Sozial-Entwicklungsforscher, erzählte einmal einer Gruppe junger Ärzte aus seinem Leben. Da kam er auch auf ein Kriegsereignis zu sprechen, als er im 2. Weltkrieg an der Front im Schützengraben lag und miterleben musste, wie sein Freund und Kriegskamerad neben ihm tödlich getroffen wurde. Im Schock lockerte sich sein physisch-ätherisches Wesensgliedergefüge und er sah, wie vom fernen Horizont her eine Lichtgestalt herannahte, seinen Freund liebevoll umfing und mitnahm in die Welt des Lichtes. Dieser Eindruck war so stark, dass Lievegoed lebenslang jedwede Furcht vor dem Tode verlor.

Täuschung durchschauen lernen

In dem Zyklus von Rudolf Steiner „Die okkulten Bewegungen im 19. Jahrhundert“1 findet sich die Frage, ob man lernen kann, die Stimmen von Luzifer, Ahriman und Christus während des Erdenlebens zu unterscheiden. Dort führt Rudolf Steiner aus, dass man sich gegenüber okkulten Angriffen und Gefährdungen schützen kann, indem man seine gesunde Urteilskraft gebraucht und sich in Situationen, in denen man nicht sicher ist, fragt, „wes Geistes Kind“ die Stimme ist. Und zwar dadurch, dass man an das Ereignis oder an den betreffenden Menschen, von dem die mögliche Versuchung ausgeht, zwei Fragen stellt:

Lässt mich die Botschaft frei oder übt sie, wenn auch noch so sublim, moralischen Druck oder Zwang aus?

Kann ich die Verlautbarungen oder Botschaften mit meinem gesunden Menschenverstand begreifen?

Was Luzifer und Ahriman gemeinsam haben, ist ihr fehlendes Verständnis für menschliche Entwicklung. Luzifer hätte gerne, dass wir mit uns zufrieden sind und uns moralisch gut finden. Ahriman hingegen ist der Inspirator der Bequemlichkeit. Er liebt es, den Menschen durch Sachzwänge von außen zu dirigieren. Beide Haltungen lähmen die Eigentätigkeit und die „Lust auf Entwicklung“. Christus hingegen lässt uns frei, indem er unsere eigene Entwicklungsbereitschaft stärkt (vgl. Freie Hochschule für Geisteswissenschaft: Aufbau der Sektionen).

Vgl. „Welchen Auftrag hat die Religion in Erziehung und Heilkunst?“ aus „Die Heilkraft der Religion“, Stuttgart 1997

  1. Rudolf Steiner, Die okkulten Bewegungen im 19. Jahrhundert, GA 254.