Zur Impffrage bei COVID-19

Ist eine Impfung gegen COVID-19 empfehlenswert?

Wer sollte geimpft werden und wer lieber nicht?

Gibt es Kriterien zur Entscheidungsfindung für den ganz normalen Bürger?

Zu dieser Thematik lasse ich gerne meine Kollegen Georg Soldner1 und Markus Sommer2 zu Wort kommen – herzlichen Dank für die übersichtliche Zusammenstellung der Fakten:3

„Die Kinderlähmungspandemie ist ein Beispiel für eine erfolgreiche Impfkampagne und kann uns den Wert eines guten Impfstoffes deutlich machen. Viele Viren, etwa das HI-Virus, trotzen hingegen bis heute jedem Versuch einer Impfstoffentwicklung. Bis vor Kurzem galt das auch für Coronaviren, wo seit Jahrzehnten erfolglos an Impfstoffen geforscht wird.

Zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie strebt man einen Impfstoff an, der in milliardenfacher Menge hergestellt werden kann. Das ist mit traditionellen Impfstoffen, die auf der Anzüchtung von Viren beruhen, die dann in Teilen (Totimpfstoffe) oder abgeschwächt (Lebendimpfstoffe) angewendet werden, schwer möglich. Andererseits sind solche konventionellen Impfstoffe am ehesten in ihren biologischen Auswirkungen bekannt. Die Nase vorn dürften hier derzeit wiederum chinesische Hersteller haben.

Die FAZ berichtet in ihrer Ausgabe vom Donnerstag, 8. Oktober, dass in China bereits eine Million Chinesen mit einem – nach unseren Quellen – inaktivierten Impfstoff einer Phase-III-Studie geimpft worden sind, darunter viele Staatsangestellte. »Offiziell war die Einnahme freiwillig«, berichtet eine Managerin einer Schanghaier Bank der FAZ. Praktisch sei es jedoch kaum möglich gewesen, sich dem Experiment mit dem Impfstoff in der Testphase zu verweigern: »Das würde sicher als Kritikpunkt in der Personalakte vermerkt.« Sinopharm heißt offiziell China National Pharmaceutical Group und arbeitet eng mit dem Wuhan Institute of Biological Products / Wuhan Institute of Virology zusammen. Hier schließt sich der Kreis.

Vor allem westliche Firmen forschen an Plattformtechnologien, v.a. mRNA sowie Vektorimpfstoffen, die zentral eine genetische Information in den Körper transportieren, der daraufhin ein Eiweiß, z.B. die Spike-Hülle des Virus, herstellt, die dann als der eigentliche Impfstoff fungiert, gegen den sich nun eine Immunreaktion richten soll. Dabei ist die Herstellung der mRNA selbst billig, ihr Transport in den Organismus aber schwierig. Hier werden entweder Zusatzstoffe mit Nanotechnologie gebraucht oder andere Viren als Träger, sog. Vektoren, wie auch beim umstrittenen russischen Impfstoff. Ein Hauptrisiko dieser Impfstoffe sind unkontrollierte Autoimmunreaktionen, wie sie vereinzelt bereits in laufenden Zulassungsstudien beobachtet wurden.

Keine der aktuell laufenden Zulassungsstudien, wie sie jetzt auch in Deutschland zu COVID-19-Impfstoffen durchgeführt werden sollen, untersucht überhaupt die Verminderung von schweren Verläufen, Krankenhausaufenthalten oder Todesfällen. Das jeweilige Studienziel ist bereits mit einer Verringerung PCR-positiver milder Erkrankungen erreicht. Mit anderen Worten: Werden klinisch letztendlich völlig irrelevante leichte Symptome (z. B. nur Husten) mit positivem SARS-CoV-2-PCR-Test (im Studienjargon ist dies ein »Ereignis«) in ausreichendem Maße verringert, gilt der Impfstoff als wirksam!

In dem sehr lesenswerten Übersichtsartikel zum Thema von Doshi4 gibt dies z. B. der Chief Medical Officer von Moderna, Tal Zaks, auch offen zu. Zum Untersuchen der (letztendlich einzig relevanten) schweren Verläufe fehle den Studien die statistische Aussagekraft: »The trial is precluded from judging [hospital admissions], based on what is a reasonable size and duration to serve the public good here«.

Auch wenn zwei Studien Kinder mit einschließen und in allen auch ältere Probanden vertreten sind, wird nach Einschätzung des British Medical Journal deren kleine Zahl in keiner der Studien eine Aussage zur Wirksamkeit in diesen »Randgruppen« erlauben – was speziell bei COVID-19 mit der eindeutigen Risikogruppe Älterer den Wert und die Aussagekraft der Untersuchungen weiter kompromittiert.

Paul Offit, einer der renommiertesten Impfspezialisten der Welt, folgert daraus in einem interessanten Interview mit Medscape: »If we don’t have adequate data in the greater than 65 year old group, then the greater than 65 year old person shouldn’t get this vaccine, which would be a shame because they’re the ones who are most likely to die from this infection. [...] You can’t convince minority populations to get this vaccine unless they are represented in these trials. Otherwise, they’re going to feel like they’re guinea pigs, and understandably so.«5

Gerade wenn man auf die geplante Durchimpfung des »medizinischen Personals« blickt, ist es kritisch zu sehen, dass die Frage, ob eine Weiterverbreitung der Infektion durch die Impfung unterbunden oder zumindest verringert wird, gar nicht erst untersucht wird. Wir kennen es auch von anderen Impfungen (z. B. Pertussis), dass eine Impfung sehr wenig gegen die Verbreitung einer Erkrankung beiträgt, wenn sie nicht die Weiterverbreitung des Erregers durch Geimpfte unterbindet.

Um zu beweisen, dass eine Gesundheitsstörung, die in der Bevölkerung normalerweise einen von zehntausend Menschen betrifft, nach der Impfung doppelt so häufig auftritt, bräuchte es Studien von 360.000 Teilnehmern mit entsprechend langer Laufzeit. Arzneimittelexperten der Universität Harvard schließen daher folgerichtig: »Finding severe rare adverse events will require the study of tens of thousands of patients, but this requirement will not be met by early adoption of a product that has not completed its full trial evaluation.«6

Genau dies: Die Zulassung vor dem Vollenden der vollständigen Studienauswertung wird derzeit aber durch das sog. Rolling-Review-Verfahren der europäischen Arzneimittelbehörde EMA möglich.

Zusammenfassung

Bisher ist die Wirksamkeit dieser Impfstoffe unbekannt, vor allem bezogen auf die gefährdete Gruppe hochbetagter Menschen. Gerade bei ihnen ist gar nicht sicher, dass Impfstoffe, die an jungen Gesunden getestet werden, überhaupt ansprechen. Wir kennen das Problem vom Grippeimpfstoff, der in mancher Saison gerade mal jeden Fünften oder noch weniger der geimpften Personen vor einer Ansteckung schützt und in den letzten Jahren trotz massiver Werbung wenig bis nichts an den winterlichen Grippewellen verändert hat, wenn wir auf die Schwerkranken und Todesfälle blicken. Die Influenza ist insofern ein gutes Beispiel dafür, dass ein Impfstoff keineswegs so wirksam sein muss wie die Impfung gegen Masern oder Polio und damit auch keine Pandemiekontrolle versprechen kann. Das gilt ganz besonders für Coronaviren. Hinsichtlich der Nebenwirkung zeigen schon die bisher bekannt gewordenen Daten, dass gerade die Impfstoffe mit ganz neuen Technologien nicht gerade zu den gut verträglichen gehören werden. Verdächtigerweise werden sie gerne vergleichend mit bekanntermaßen nebenwirkungsreichen Impfstoffen getestet, nicht mit sog. Placebos. Es ist zu erwarten, dass diese Impfstoffe eingesetzt werden, ohne dass das Ausmaß möglicherweise schwerwiegender Nebenwirkungen bekannt sein wird.

Damit ist es zurzeit völlig unklar, welchen Beitrag die Impfung in dieser Pandemie leisten kann, aber es wird sicherlich ein begrenzter sein.“

Michaela Glöckler, zusammengefasst und zitiert aus:

Georg Soldner, Markus Sommer, „Ökologie und Pandemie. Was lernen wir an COVID-19?“ Rundbrief Medizinisches Seminar Bad Boll am 7. November 2020

  1. Georg Soldner ist Arzt, Autor, stellv. Leiter der Medizinischen Sektion am Goetheanum.
  2. Markus Sommer ist Autor zahlreicher Beiträge in Zeitschriften und Bücher zum Krankheits- und Heilmittelverständnis. Er ist Mitherausgeber des Vademecum Anthroposophische Arzneimittel und arbeitet für das Bundesamt für Arzneimittel.
  3. Georg Soldner, Markus Sommer, „Ökologie und Pandemie. Was lernen wir an COVID-19?“ Rundbrief Medizinisches Seminar Bad Boll am 7. November 2020

  4. Doshi, Peter: Will covid-19 vaccines save lives? Current trials aren’t designed to tellus, BMJ 2020; 371, DOI: https://doi.org/10.1136/bmj.m4037.
  5. Topol, Eric J.: For COVID-19 Vaccines, ACIP Will Be a Critical Gatekeeper, https://www.medscape.com/viewarticle/938494.
  6. Avorn, Jerry et al.: Regulatory Decision-making on COVID-19 Vaccines During a Public Health Emergency, JAMA 2020;324(13):1284-1285, DOI:10.1001/jama.2020.17101.

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