Die neun Erdschichten 1
„Die physikalische Wissenschaft kennt lediglich erst die Erdrinde, die mineralische Schicht, die im Grunde nur eine dünne Haut auf der Oberfläche der Erde ist. In Wirklichkeit ist die Erde zusammengesetzt aus einer Folge konzentrischer Schichten, die wir jetzt beschreiben wollen.
Erstens: Die mineralische Schicht enthält die Metalle, deren Substanz sich im physischen Körper von alledem befindet, was auf der Oberfläche lebt. Diese Schicht, die gleichsam eine Haut um das lebende Wesen Erde bildet, hat nur eine Stärke von einigen Meilen.
Zweitens: Die zweite Schicht versteht man nur, wenn man sich durchringt zu der Idee einer Materie, die derjenigen, die wir kennen, entgegengesetzt ist. Es ist ein negatives Leben, der Gegensatz zum Leben. Alles Leben erstirbt hier. Eine Pflanze, ein Tier, das man da hinein versenkte, würde unmittelbar vernichtet werden, aufgelöst in der Masse. Diese zweite halbflüssige Umhüllung, welche die Erde umgibt, ist in Wahrheit ein Todesbezirk.
Drittens: Die dritte Schicht ist ein Bezirk umgekehrten Bewußtseins. Jedes Leid erscheint hier als eine Freude, jede Freude als ein Leid. Ihre Substanz, aus Dämpfen bestehend, verhält sich hinsichtlich unserer Gefühle in der gleichen negativen Art wie die zweite Schicht hinsichtlich des Lebens.
Streichen wir diese drei Schichten in Gedanken, so finden wir die Erde wieder in dem Zustand, in dem sie war, bevor der Mond sich von ihr trennte. Kann man sich durch Konzentration bis zu einer bewußten astralen Vision erheben, so sieht man diese zwei Schichten in Tätigkeit: die Zerstörung allen Lebens auf der zweiten, die Umwandlung der Gefühle auf der dritten Schicht.
Viertens: Der vierte Kreis heißt Wasser-Erde, Seelen-Erde, Form-Erde. Er besitzt eine bemerkenswerte Eigentümlichkeit. Man stelle sich einen Würfel vor, der seiner Substanz nach umgekehrt erschiene: da, wo diese Substanz war, wäre nichts; der durch den Würfel eingenommene Raum wäre leer, aber um ihn herum wäre diese Substanz, die substantielle Form. Daher kommt dieser Name Form-Erde. Hier ist dieser Wirbel von Formen, anstatt eine negative Leere zu sein, eine positive Substanz.
Fünftens: Diese Schicht heißt Erde der Wachstumskräfte. Sie enthält die Ursprungsquelle des irdischen Lebens, eine Substanz knospender, reichlich sich vermehrender Energien.
Sechstens: Die sechste Schicht ist die Feuer-Erde, eine Substanz, die aus purem Willen besteht, Element des Lebens, der Bewegung, ohne Unterlaß durchzogen von Impulsen, von Leidenschaften, ein wahrhaftes Reservoir von Willenskräften. Würde man einen Druck auf diese Schicht ausüben, so würde sie Widerstand leisten und sich verteidigen.
Sieht man in Gedanken von diesen drei neuen Schichten ab, so kommt man zu dem Zustand, in dem die Weltkugel sich befand, als Sonne, Mond und Erde zusammen noch einen Körper bildeten. Die folgenden Kreise sind nur der bewußten Beobachtung nicht nur des traumlosen Schlafes, sondern sogar des Tiefschlafs oder der Trance zugänglich.
Siebentens: Dieser Kreis ist der Spiegel der Erde. Ähnlich einem Prisma zerlegt er jedes Ding, das sich darin spiegelt, und läßt das Gegenbild dazu erscheinen. Sieht man durch einen Smaragd, erscheint er rot.
Achtens: In diesem Kreise erscheint alles zerstückelt und bis ins Unendliche wiedererzeugt. Nimmt man eine Pflanze oder einen Kristall und konzentriert sich auf diesen Kreis, so erscheint darin Pflanze und Kristall ins Unendliche vervielfacht.
Neuntens: Diese letzte Schicht besteht aus einer mit moralischer Aktivität ausgestatteten Substanz, aber ihre Moralität ist entgegengesetzt derjenigen, die sich auf der Erde entfalten muß. Denn ihr Wesen, die mit ihr verbundene Gewalt, das ist: die Trennung, die Zwietracht und der Haß. Hier in der Danteschen Hölle befindet sich Kain, der Brudermörder. Diese Substanz ist entgegengesetzt allem, was unter Menschen gut und schön ist.
Die Bemühung der Menschheit zur Verbreitung der Brüderlichkeit auf der Erde vermindert in entsprechendem Maße die Macht dieser Sphäre. Es ist die Macht der Liebe, die in dem Grade, wie sie sich vergeistigen wird, sogar den Leib der Erde umbilden wird. Diese neunte Schicht ist der substantielle Ursprung von dem, was auf der Erde als schwarze Magie erscheint, das heißt als Magie, die auf den Egoismus begründet ist.
Alle diese Schichten sind miteinander verbunden durch Strahlen, die den Mittelpunkt der Erde mit ihrer Oberfläche verbinden. In der äußeren Schicht, im Schoß der festen Erde, finden sich in ziemlich großer Zahl gewisse unterirdische Räume, die mit der sechsten Schicht, der Feuer-Erde, in Verbindung stehen. Dieses Element der Feuer-Erde steht in enger Verwandtschaft mit dem menschlichen Willen. Sie ist es, die jene entsetzlichen Eruptionen hervorgebracht hat, die der lemurischen Epoche ein Ende bereitet haben. Die Kräfte, die den menschlichen Willen speisen, gingen zu dieser Zeit durch eine Krise, welche die Entfesselung jener Feuergewalt herausforderte, in welcher der lemurische Kontinent unterging. Im Laufe der Entwickelung senkte sich diese sechste Schicht immer mehr gegen den Erdmittelpunkt, und aus diesem Grunde wurden die vulkanischen Eruptionen weniger zahlreich. Aber sie finden immer noch statt unter der Einwirkung des menschlichen Willens, der magnetisch auf die Erdschicht wirkt und sie in Unordnung bringt, wenn er schlecht und irregeleitet ist. Gereinigt vom Egoismus kann der menschliche Wille im Gegenteil dieses Feuer besänftigen. Insbesondere die materialistischen Epochen sind begleitet und gefolgt von Erdkatastrophen, Erdbeben und so weiter. Eine stärkere Befolgung der fortschreitenden Entwickelung ist die einzige Alchimie, die nach und nach den Organismus und die Seele der Erde verwandeln könnte. (…)“
Aus: Rudolf Steiner, „Kosmogonie: Das Erdinnere“, GA 094, Seite 108-110
- An dieser Stelle erscheint es uns als Ergänzung und zur Verdeutlichung der Thematik wichtig, einen Original-Text von Rudolf Steiner als eigene Seite hinzuzunehmen. Entnommen aus: Kosmogonie: Das Erdinnere, GA 94.