Dimensionen der Erziehung

Was bedeutet Erziehung?

Wer oder was erzieht den heranwachsenden Menschen?

Seit den Forschungen von Robert Plomin und Judy Dunn1 u.a. ist deutlich, dass drei Hauptfaktoren die körperliche Reifung und Entwicklung des Menschen bestimmen:

  1. Genetische Veranlagung,
  2. Erziehung und Milieu sowie
  3. die Qualität der menschlichen Beziehungen, die ein Kind in seinen Entwicklungsjahren erlebt.

Erziehung und Medizin müssen sich immer wieder an diesen drei Faktoren ausrichten.

Heute ist bekannt, dass selbst die Gene im Sinne offener Systeme funktionieren und nicht so stabil und unveränderlich arbeiten, wie man dies noch im 19. und bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts geglaubt hat. Es wurde auch entdeckt, inwiefern die Qualität des Erbgutes positiv und negativ im Hinblick auf die Weitergabe an die nächste Generation beeinflusst werden kann. Man hat viele so genannte terratogene, d.h. erbgutschädigende Substanzen und Medikamente gefunden und untersucht, wie z.B. Contergan. Es ist nachgewiesen, in wie hohem Maß z.B. Alkoholkonsum der Mutter oder das Zigarettenrauchen des Vaters degenerative Prozesse des Erbgutes fördern, aber auch psychische Faktoren wie negative Emotionen und Stress. Durch die umfangreichen Erhebungen im Rahmen der Bindungs- und Erziehungsforschung wurde evident, wie sehr die Qualität menschlicher Beziehungen die Entwicklung des Kindes beeinflusst - ganz gleich, ob es sich um Eltern, Nachbarn, Menschen aus dem Bekanntenkreis oder aber Erzieher, Pädagogen und Ärzte handelt (vgl. Begabung und Behinderung: Wer spielt das Klavier der Gene?). Entscheidend ist, dass ein Kind sich von dem betreffenden Menschen angenommen und in seiner Persönlichkeit verstanden und unterstützt fühlt2.

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Pädagogik?

Dass man sich dieser Tatsache bewusst ist! Dass bei allem, was vom Säuglingsalter an durch die Wachstums- und Entwicklungsperiode mit Kindern und Jugendlichen geschieht, gefragt wird:

Welchen Einfluss hat diese Tätigkeit auf die körperliche Entwicklung?

Fördert sie Wachstum und Reifung der Vorgänge, die gerade in diesem Lebensalter an der Reihe sind, oder behindert sie diese?

Um diese Frage altersentsprechend beantworten zu können, bedarf es einer Übersicht über die wesentlichen Reifungsschritte der körperlichen Entwicklung (vgl. Erziehung: Entwicklungsphasen und Pädagogik).

Vgl. „Gesundheit durch Erziehung“, 1. Kapitel, Kongressband 2006, derzeit vergriffen**

  1. Judy Dunn; Robert Plomin, Warum Geschwister so verschieden sind, J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nf. GmbH, Stuttgart 1996.
  2. Günther Opp; Michael Fingerle; Andreas Freytag (Hrsg.), Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz, Verlag Ernst Reinhardt, München.