Eltern innerlich in die Krippe miteinbeziehen

Warum ist es so wichtig, die Eltern in die Krippenarbeit mit einzubeziehen?

Wenn wir über Kleinkinderbetreuung in den ersten drei Lebensjahren sprechen, dürfen wir die Kinder ohne ihre Eltern nicht einmal denken. Es wäre bereits eine Kränkung, wenn wir die Eltern, sobald sie ihre Kinder an der Tür abgegeben haben, aus dem Bewusstsein verlieren würden. Damit würden wir weder Kindern noch Eltern gerecht. Im Kleinkindalter geht es um eine ganz andere Art von Erziehung als später, wenn die Kinder älter geworden sind. In den ersten Lebensjahren ist das Kind seinem Umkreis gegenüber noch ganz offen; es erlebt sich als Teil eines Ganzen. Je mehr wir als Betreuer dieses Ganze im Bewusstsein haben, umso wohler fühlt sich das Kind.

Es dauert seine Zeit, bis man gelernt hat, nicht nur die Säuglinge, sondern auch die Eltern im Bewusstsein zu tragen. Eine Hilfe kann dabei die abendliche Rückschau sein, bei der man sich diese Ganzheit noch einmal kurz für jedes Kind vor Augen führt. Das wirkt über Nacht und schafft für den nächsten Tag eine beziehungsvolle, „heimelige” Atmosphäre.

Es braucht Übung, bis es einem annähernd gelingt, am Abend das Kind und das, was man von seinem Zuhause erfahren hat, in ein Bild zu bringen. Natürlich können Sie nicht, wenn Sie am Abend hundemüde sind, Elternhaus für Elternhaus in allen Details durchgehen; so ist das auch nicht gemeint. Wichtig ist vielmehr, dass Sie ein Bild von den Menschen, die am nächsten mit diesem Kind verbunden sind, vor sich entstehen lassen: Mutter, Vater, eine Nachbarin, die Großmutter oder andere Menschen, die das Kind anstelle der Eltern gebracht haben. Wenn Sie mit dem Kind etwas tun, sollten Sie vor allem das Bild der Mutter so vor sich sehen, wie sie sich Ihnen am deutlichsten als sie selbst gezeigt hat. Damit verstärken Sie das Erlebnis der Geborgenheit und der Ganzheit beim Kind.

Das ist ja auch die goldene Regel für in Scheidung lebende Paare. Wir sagen dem Elternteil, bei dem das Kind lebt: Dein Kind wird den anderen Elternteil weniger vermissen, wenn du all das, warum du ihn überhaupt geheiratet hast, im Herzen bewahrst und über allem Hässlichen und den späteren Schwierigkeiten nicht verdrängst. Am physisch-irdischen Ursprung des Kindes steht die Liebe zwischen den Eltern; selbst wenn es ein Vergewaltigungskind ist, steht doch auch insofern die Liebe am Anfang, als die Mutter sich entschieden hat, das Kind auszutragen und zu lieben.

Daher ist es so wichtig, dass wir die Kinder von ihren Eltern als untrennbar erleben. Wir müssen tatsächlich das Ganze ins Auge fassen – wenn auch diskret und innerlich.

Vgl. „Die Würde des kleinen Kindes“, 2. Vortrag, Kongressband Nr. 2, gelbes Heft**