Freude als Ziel von Entwicklung

Welchen Stellenwert hat Freude in der menschlichen Entwicklung?

Welche Auswirkungen hat Freude?

Was ist Freude eigentlich?

Ich kann meine Biographie unter dem Aspekt der Freude und ihrer Auswirkungen in meinem Leben hinterfragen: Ich erkenne dann vielleicht, dass Freude mir Kraft gab, mir aber nicht unbedingt neue Einsichten vermittelte. Sie war wie „Luft unter meinen Flügeln“, hat mich fröhlich, hell und weit gemacht, aber sie hat mein Wissen nicht erweitert.

Freude ist ein Ausdruck von Gesundheit. Wenn ich mich freue, fühle ich mich vollständig, heil und ganz. Momente der Freude sind immer Momente der Begegnung und Verbundenheit – sind Ausdruck des Eins-Seins mit der Natur, mit Menschen, mit Vorgängen. Im Falle eines jugendlichen Rennfahrers kann der Inbegriff von Freude das ekstatische Eins-Sein mit der Geschwindigkeit sein.

Momente der Freude können aber auch durch tiefe mystische Erfahrungen im Einklang und in Berührung mit der geistigen Welt hervorgerufen werden, durch die uns Wesenserlebnisse, Krafterlebnisse und eine unmittelbare Art der Erkenntnis zuteilwerden.

Das Karma der Freude

Zum Schluss möchte ich die einzige Stelle aus Rudolf Steiners Werk über das Karma der Freude erwähnen. Er beschreibt in den Karma-Vorträgen1 Freude als letzte Konsequenz, als Ziel und Ergebnis einer langen Entwicklung:

  • Sie beginnt damit, dass man lernt, Schmerzen zu begegnen und Leid zu ertragen. Auf dieser Erfahrungsgrundlage gilt es in einem nächsten Schritt Verständnis für die Umgebung zu entwickeln. Wenn das Erdenleben also von Schmerzen geprägt ist, so handelt es sich dabei um Entwicklungsschmerzen.
  • Als Nächstes soll auf der Basis des Verstehens Liebe entwickelt werden zum eigenen Umfeld. Dazwischen liegen natürlich viele Leben. In Bezug auf die Liebe sagt Rudolf Steiner, dass ein Mensch in seinem nächsten Erdenleben so viel Freude erleben werde, als er im vorangegangenen an Liebe aufgebracht habe.
  • Wann immer wir auf der Erde Freude erleben, bekommen wir einen Vorgeschmack auf das fernste Entwicklungsziel der Menschheit: die karmische Freude durch die Liebe, die wir entwickelt haben, die Gottseligkeit, die gänzliche Vereinigung mit Gott. Diese Gottesliebe leuchtet jedesmals auf, wenn wir Anlass haben uns zu freuen.

Vgl. Vortrag „Lachen und Gesundheit“, Dornach, 02.05.1997

  1. Vgl. Rudolf Steiner, Die Offenbarungen des Karma. GA 120.