Geistige Dimension als Ressource

Inwiefern ist der Mensch Angehöriger zweier Welten?

Wie vollzieht sich die geistige Identitätsbildung?

Die eigene geistige Identität erkennen

Jesus sagte: „In der Welt habt ihr Angst, aber siehe, ich habe die Welt überwunden.“1 Rein physisch gesehen sind wir sehr verletzlich und angreifbar. Der Vergänglichkeit unterworfen zu sein, macht logischerweise Angst.

Wie können wir diese Angst überwinden?

Als ich als junger Mensch mit Existenzangst zu kämpfen hatte, wurde es mir zu einem elementaren Erlebnis, dass ich meine Freiheit der denkenden Selbstbestimmung verdanke und dass sich in diesen Bereich niemand anderer einmischen konnte, weil er nur mir zugänglich war. Indem ich denkend zu mir stand, hatte ich mithilfe der geistig-spirituellen Dimension meines Wesens den ersten Schritt zur Bewältigung meiner Existenzangst unternommen (vgl. Angst: Wurzeln und Aufgabe der Existenzangst). Ich hatte die vergängliche Welt überwunden, indem ich mir der unvergänglichen Seite meines Wesens bewusst wurde.

Im Zuge der Identitätsbildung ist es unerlässlich sich klar zu machen, mit welchen Dimensionen man als Mensch umgeht, einfach aufgrund der Tatsache, dass man als physisches Wesen auf dieser Erde lebt, das denken kann. Das macht uns zu Angehörigen der physischen und der geistigen Dimension. Im Denken betreten wir rein spirituellen Boden, auch wenn das den meisten Menschen nicht bewusst ist (vgl. Denken: Denken als Brücke zwischen der Sinneswelt und der Welt des Geistigen). Insofern kann jeder schrittweise und aus sich heraus die eigene geistige Identität denken und dann auch erfahren lernen (vgl. Identität und Ich: Identifikation und Inkarnation).

  • Geistige Identität denken

Dabei ist man nicht auf von außen kommende schicksalhafte Ereignisse angewiesen. Man kann sich das schlicht vornehmen, sogar ohne Zuhilfenahme von Büchern: „Ab heute stehe ich zu mir mitsamt all meinen Ängsten. Ich begegne allem, was auf mich zukommt, möglichst bewusst und versuche alle Erfahrungen als die Meinigen anzuerkennen und in diesem Sinne zu verarbeiten.“ (vgl. Identität und Ich: Identifikation und Schicksal)

  • Geistige Identität erleben

Damit uns das gelingt, sind wir in einem zweiten Schritt herausgefordert, die eigene geistige Identität nicht nur zu denken, sondern tatsächlich zu erfahren und zu befestigen, indem wir begreifen: „Ich bin in dieser Welt, wurde hier geboren und sterbe hier, aber ich komme aus einer anderen Welt, der ich als geistiges Wesen angehöre, in der ich den Zerfallsprozessen aus Raum und Zeit nicht unterworfen bin.“ Wir denken den Gedanken des eigenen Wesens nicht nur, sondern erfahren uns im Denken selbst als ein übersinnliches, rein spirituelles, energetisches Wesen.

Ab diesem Punkt werden wir die Macht der unsichtbaren, rein spirituell fassbaren Gedanken ganz neu als Kraftquelle entdecken – einer Macht, die über Raum und Zeit hinaus geht und jederzeit verfügbar ist (vgl. Gedankenkraft: Gedanken als Brücke zur Geisterfahrung).

Es ist Aufgabe der Angst, uns auf die Suche nach der unzerstörbaren Dimension unseres Wesens zu begeben, um Trost und Sicherheit darin zu finden. Die Angst bringt uns, die wir in einer Welt des Vergänglichen leben, in Beziehung mit der Welt des Unvergänglichen und fordert uns auf, im rein Geistigen unsere spirituelle Heimat und unser wahres Wesen zu entdecken (vgl. Angst: Wurzeln und Aufgabe der Existenzangst).

Vgl. Vortrag „Angst in Krankheit und Gesundheit“ vom 14. Februar 2007

  1. Neues Testament, Johannes 16,33.