Das Herz als Wahrnehmungsorgan und Ort der Seelenruhe

„Denn letzten Endes, was ist das Herz? Letzten Endes ist das Herz nämlich ein Sinnesorgan. Und wenn wir auch dasjenige, was die Sinnestätigkeit des Herzens ist, nicht unmittelbar im Bewußtsein haben, wenn es auch zu den unterbewußten Sinnestätigkeiten gehört, was im Herzen vorgeht, so ist deshalb doch das Herz dazu da, daß gewissermaßen die oberen Tätigkeiten wahrnehmen, empfinden können die unteren Tätigkeiten des Menschen.“1

Das Herz ist ein empfindsames Wahrnehmungs- und Sinnesorgan.

Das Herz kann durch seine rhythmische Tätigkeit harmonisierend und ausgleichend wirken. Es kann vermitteln zwischen dem oberen Pol mit Sinnessphäre und Atmung und dem unteren Pol mit Stoffwechsel und Blutbildung. Das Herz ist auch sehr stark inneres Wahrnehmungsorgan für Geistig-Seelisches. Das kommt uns in der Meditation sehr schön entgegen, in der darauf aufmerksam gemacht wird, dass der Mensch das Schöpferwort vernehmen kann, „wenn er reinen Herzens horcht“:2:

Es hört der Mensch das Schöpfungswort
Wenn er reinen Herzens horcht
Wie Weltengeister durch die Seele
Sich musikalisch sinnvoll offenbaren.

Auch in der folgenden Meditation wird dargestellt, dass man im Herzen erschauen kann,„wie Gottesdenken Geistesziele schafft“3

Hohe Weltenrätsel erblickt,
Wer im Menschenherzen erschaut,
Wie Gottesdenken Geistesziele schafft.

So zeigt sich immer wieder, dass das Herz „Mittelpunkt der ganzen menschlichen Organisation“4 ist und die physische Heilung dadurch gestärkt wird, dass der individuelle Mensch diese tief geistig-moralische Quelle in seinem Herzen für sich erlebbar machen kann, die ihm Ruhe und Frieden vermitteln möchte. Aus der inneren Ruhe heraus gewinnt der Mensch Sicherheit in seinen Handlungen.

Vgl. „Meditationen zur Herztätigkeit“, unveränderter Nachdruck der 2. Auflage 2014

  1. Rudolf Steiner, Zweiter Vortrag, Dornach, 22. März 1920. In: Geisteswissenschaft und Medizin, GA 312, Dornach 1999, S. 37 f.
  2. Rudolf Steiner, Für Willy Conrad, Köln, 29. Dezember 1912. In: Wahrspruchworte, GA 40, Dornach 1986, S. 269.
  3. Rudolf Steiner, Für Alfred Meebold, in den Münchner Augusttagen 1913. In: Wahrspruchworte, GA 40, Dornach 1998, S. 270.
  4. Vgl. Rudolf Steiner, Zweiter Vortrag, Prag, 21. März 1911. In: Eine okkulte Physiologie, GA 128, Dornach 1991, S. 29.