Folgen des Fehlens spiritueller Werte

Fehlt die religiöse Erziehung im Kindesalter (vgl. Religion: Pflege des religiösen Lebens im Kindesalter), so haben es die Betreffenden im späteren Leben sehr viel schwerer, sich auf die Suche nach spirituellen Werten zu machen, da sie auf keinerlei Erfahrung zurückgreifen können und damit auch nicht recht wissen, was sie überhaupt suchen sollen.

1. Drogenkonsum

Dass das wirklich so ist, erleben wir heute an der immer stärker anwachsenden Tendenz zu Suchtkrankheit und Drogenabhängigkeit. Denn die Suchtkrankheit ist die Krankheit der Religionslosigkeit.1 Fragt man Drogenabhängige, was sie in der Drogenszene finden, wird deutlich, dass es sich um genau die Qualitäten und Werte handelt, die den religiösen Erfahrungen entsprechen: Ruhe und Geborgenheit, Erleben vertrauensvoller menschlicher Beziehungen, Licht- und Wärmeerlebnisse – also intensive Sinneserlebnisse und starke Selbsterfahrung. So sagen sie oft, dass es der unerträgliche Zweifel am Sinn des Lebens war, der sie in die Sucht trieb, oder dass sie die Schlechtigkeit und Ungerechtigkeit der Welt nicht ertrugen, oder aber dass sie keine Liebe und Geborgenheit unter Menschen erlebt haben. Das alles hätten sie erst in der Drogenszene gefunden.

Auch wenn die Drogenkarriere keine echte Perspektive für das Leben darstellt, überwiegt bei den Betroffenen die Dankbarkeit, dass sie vorübergehend ihre quälenden Zweifel und Ängste ablegen können und sich aufgenommen fühlen von einer anderen Welt, die erfüllt ist von Farben und Licht, von Freundschaft und Geborgenheit (vgl. Elternsein heute: Geistige Entwicklung des Jugendlichen unterstützen ). Wer Drogen nimmt, betritt diese Welt zwar ohne waches Selbstbewusstsein, aber er entrinnt auf diese Weise wenigstens der Enge, Dürftigkeit und Einsamkeit des scheinbar so sinnlosen Alltagslebens.

2. Neue Krankheiten

Rudolf Steiner hat zu Beginn dieses Jahrhunderts in Vorträgen immer wieder darauf hingewiesen, dass neue Krankheiten auftreten werden, wenn weitere drei Generationen in der gleichen Art leben wie zur damaligen bereits vom Materialismus bestimmten Zeit. Die körperlichen Kraftreserven, die aufgrund der Vererbung für mehrere Generationen reichen, wären nach ca. 100 Jahren verbraucht. Der Mensch wäre dann darauf angewiesen, zusätzliche geistige Kräfte aufzunehmen, damit der Leib nicht zerbricht, sondern sich verwandeln kann. 2

Zusammenhang zwischen Geist und Gesundheit

Um diesen Zusammenhang zwischen Geist und Gesundheit zu verstehen, bedarf es der Kenntnis eines der wichtigsten Forschungsergebnisse Rudolf Steiners für Pädagogik und Medizin: Die Kenntnis vom Gesetz der Metamorphose der Wachstumskräfte in Gedankenkräfte (vgl. Doppelnatur des Ätherischen: Denktätigkeit und Lebenstätigkeit im Kontext von Krankheit und Gesundheit). Steiner fand heraus, dass die Kraft, die dem Wachstum, der Regeneration und damit auch der Selbstheilung des Organismus zugrunde liegt (in der Anthroposophie „ätherischer Organismus“ genannt), identisch ist mit der Kraft, die der Mensch aufwendet, wenn er denkt. In seinem gemeinsam mit der Ärztin Ita Wegman verfassten Buch „Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst“ führt er diesbezüglich aus:

„Es ist von der allergrößten Bedeutung zu wissen, dass die gewöhnlichen Denkkräfte des Menschen die verfeinerten Gestaltungs- und Wachstumskräfte sind. Im Gestalten und Wachsen des menschlichen Organismus offenbart sich ein Geistiges. Denn dieses Geistige erscheint dann im Lebensverlaufe als die geistige Denkkraft.

Und diese Denkkraft ist nur ein Teil der im Ätherischen webenden menschlichen Gestaltungs- und Wachstumskraft. Der andere Teil bleibt seiner im menschlichen Lebensbeginne innegehabten Aufgabe getreu. Nur weil der Mensch, wenn seine Gestaltung und sein Wachstum vorgerückt, das ist, bis zu einem gewissen Grade abgeschlossen sind, sich noch weiter entwickelt, kann das Ätherisch-Geistige, das im Organismus webt und lebt, im weiteren Leben als Denkkraft auftreten."3

Bei diesem Forschungsergebnis handelt es sich um das neue Paradigma der psychosomatischen Medizin, auf dem Erziehung und Medizin in Zukunft immer mehr aufbauen müssen, wenn sie weiterhin erfolgreich sein wollen. Denn schon heute ist die psychosomatische Forschung weitgehend zu der Erkenntnis gelangt, dass beispielsweise ein Mensch mit guter Lebensmotivation, mit Zukunftsidealen und der Fähigkeit, seinem Leben einen Sinn zu geben, ein weit besseres Immunsystem und bessere Möglichkeiten der Rekonvaleszenz hat als jemand, der diesen positiven Zugang zum Leben nicht besitzt (vgl. Immunsystem und Immunisierung: Immunsystem und Motivation).4

Vgl. „Welchen Auftrag hat die Religion in Erziehung und Heilkunst?“ aus „Die Heilkraft der Religion“, Stuttgart 1997**

  1. Ron Dunselmann, An Stelle des Ich. Rauschdrogen und ihre Wirkung, Stuttgart 1996.
  2. Rudolf Steiner, Die Sendung Michaels. GA 194.
  3. Rudolf Steiner; Ita Wegman, Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen, GA 27.
  4. Vgl. Richard Wagner (Hrsg.), Immunologie und Krebskrankheit, Stuttgart 1993; Martin Straube, AIDS-Sprechstunde, Stuttgart 1996.