Spirituelle Prävention

Was wird durch Krankheit gelernt und wie wirkt es sich aus?

Wie kann aus diesem Verständnis heraus auf spiritueller Ebene Krankheit vorgebeugt werden?

Ein geistiges Verständnis von Krankheit geht weit über die psychologische Deutung und die körperlichen Untersuchungsmöglichkeiten hinaus und wird dadurch erst der Würde des Menschen gerecht. Auf dieser Ebene ist es dann auch möglich, die Krankheit selbst als etwas Heilsames anzunehmen (vgl. Krankheit: Die Krankheit selber ist die Heilung), ja lieben zu lernen. Denn sie lässt den Menschen auf körperlicher Ebene etwas erleben, was er auf bewusste Weise zu leben nicht oder nicht genügend in der Lage war, und fördert damit seine Entwicklung (vgl. Krankheit: Krankheit als Erkenntnisweg der Natur).

Die Früchte eines solch unbewussten, durch die Krankheit herbeigeführten und mit dem Tode endenden Lernprozesses können sich zwar oft in diesem zu Ende gehenden Erdenleben nicht mehr zeigen. Sie werden aber, so wie alle Erdenerfahrungen, in das nachtodliche Leben mitgenommen und beeinflussen die Art und Weise, wie das Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt in der geistigen Welt durchgemacht wird. Im nächsten Leben können sie dann als „mitgebrachte", das heißt bereits in einem früheren Leben erworbene Fähigkeiten auftreten und unter Umständen die ganze Biographie prägen.

Sich am Gesunden orientieren

Eine spirituelle Krankheitsvorbeugung kann sich nur am gesunden Menschen und seiner Bestimmung orientieren. Sie beruht auf dem freiwilligen Zuvorkommen von Krankheiten durch die Einsicht in die Entwicklungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten des Menschen und die entsprechende persönliche Anstrengung, damit die Fähigkeiten erlernt werden, auf die es individuell, sozial und menschheitlich in einer bestimmten Zeitepoche ankommt. Dann braucht es selbst bei vorhandener Krankheitsdisposition nicht dazu zu kommen, dass sich diese zu erarbeitenden Eigenschaften und Fähigkeiten auf körperlicher Ebene unbewusst als Krankheiten „abbilden“ und auswirken.

Wer im Denken nach Wahrheit strebt, im Fühlen nach Liebe und im Wollen nach Freiheit (vgl. Ideale: Die Ur-Ideale – Wahrheit, Liebe und Freiheit), wird lebenslang ringen müssen mit den Möglichkeiten der Oberflächlichkeit und Lüge, in deren Gefolge die vielen Lieblosigkeiten bis hin zu Hass und Spott auftreten. Auch die Neigung, andere Menschen oder Vorgänge zu manipulieren und zu etwas zu zwingen und der Drang, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, bedürfen zu ihrer Überwindung ständiger Arbeit. Liebe zur Freiheit ist gefragt – auch zu der Freiheit anderer Menschen.

Durch das freiwillige Erleben von Schmerzen, wie sie mit ehrlicher Selbsterkenntnis und Selbsterziehung immer verbunden sind (vgl. Selbsterkenntnis und Selbsterziehung: Selbsterkenntnis und Selbsterziehung), kann eine wirksame Krankheitsvorbeugung geleistet werden. Dann besteht keine Notwendigkeit mehr, dass der Körper selber auf den Wegen der Erkrankung Schmerzen erzeugt. Das kann ein Ansporn sein, durch Selbsterziehung an der eigenen Gesundung mitzuarbeiten – soweit dies aufgrund der individuellen und sozialen Schicksalsgegebenheiten möglich ist.

Vgl. „Spirituelles Krankheitsverständnis aus anthroposophischer Sicht", aus „Spiritualität, Krankheit und Heilung – Bedeutung und Ausdrucksformen der Spiritualität in der Medizin", VAS-Verlag 2007