Die Glasfenster des Goetheanum

Es gibt ein kleines Buch von Georg Hartmann1 für Eltern und Pädagogen, das künstlerische Inhalte im Zusammenhang mit den Motiven der Glasfenster des Goetheanum2(vgl. Freie Hochschule für Geisteswissenschaft: Architektur soziale Gestalt und Kunstimpuls) so vermittelt, dass sie wie Bilder, wie Kunstwerke, wirken, die in der Seele erstehen und die einen begleiten, sodass man sich an ihnen immer wieder denkend und fühlend orientieren, aufrichten und erfrischen kann.

Die dort angeführten Übungen sind wie ein kleiner Schulungsweg und haben die seelische Gesundheit im späteren Leben zum Thema. Wenn Sie sich drei bis fünf Minuten, ja selbst nur eine Minute lang, am Abend die Abbildung eines Glasfensters anschauen, schlafen Sie völlig anders ein als bisher und wachen gestärkter auf. Das hilft vor allem, die Seelenfähigkeiten auszubilden und zu pflegen – was ja das Grundmotiv für alles pädagogische Tun im 2. Jahrsiebt ist, wenn sich das rhythmische System ausbildet.

Die beiden Hälften des roten Fensters bilden z.B. den richtigen Umgang mit Idealen ab (vgl. Ideale: Die besondere Natur der Ideale): D.h. wenn man die Sonne des Ideals verliert und in den Abgrund der Orientierungslosigkeit schaut, erheben sich bedrohliche Gewalten, die einem Furcht und Schrecken einflößen. Wenn man dagegen eine klare geistige Orientierung hat, ausgedrückt durch die Sonne, erkennt man Engelwesen, die sich die Hände reichen und den Abgrund überbrücken.

Sie finden im roten und violetten Fenster die Grundimpulse der menschlichen Entwicklung ausgedrückt – die Empfängnis und den ganzen Lebenslauf. Schauen Sie sich das einmal ganz bewusst an. Denn in den künstlerischen Motiven der Glasfenster ist die gesamte Anthroposophie zusammengefasst.

Kraftquell für Pädagogen

Kern der Übungen ist, dass Sie abends mit einem Gedanken-Motiv, das Sie sich selbst ausgesucht und gebildet haben, einschlafen und dass Sie jeden Tag weiter daran arbeiten. Das wird Ihnen helfen, die Sinnhaftigkeit des pädagogischen Berufes immer deutlicher zu empfinden.

Es empfiehlt sich, gerade zu Zeiten, in denen man seine Arbeit als besonders fordernd erlebt, mit diesen Inhalten umzugehen. Auch wenn es nicht gelingt, im Alltag entlastende Umstände herbeizuführen, so kann die Beschäftigung mit diesen Motiven dennoch zu einer echten Kraftquelle werden: Mit einem geringen Zeitaufwand kann man sich direkt mit diesen helfenden Qualitäten verbinden, kann diese Bilder auf sich wirken lassen und wird bemerken, wie die Gefühle daran erstarken.

Durch den künstlerischen Umgang mit diesen Motiven, indem man sie fühlend mitnimmt durch den Tag, wird man fähig, insbesondere Kindern im 2. Jahrsiebt aus dieser Quelle heraus die richtigen Antworten auf ihre Fragen zu geben.

Vgl. Vortrag „Der therapeutisch-heilende Auftrag der Mutter“, Dornach 1992

  1. Georg Hartmann, Goetheanum Glasfenster, Dornach 1971.
  2. Das Goetheanum ist ein Gebäude in Dornach, rund zehn Kilometer südlich von Basel. Es dient als Sitz und Tagungsort der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, vor allem aber als Festspielhaus und Theaterbau. Benannt wurde es nach Johann Wolfgang von Goethe (wikipedia).