Freude durch künstlerische Betätigung

So wie sich in der Vorschulzeit im Zuge der Leibbildung das Willensvermögen über die Sinnestätigkeit und die damit verbundenen Freude an der Nachahmung veranlagt, so bilden sich bis zur Pubertät die rhythmischen Funktionen und das Gefühlsleben aus. Kreislauf und Atmung hängen innig mit unserem Gefühlsleben zusammen, was jeder weiß, der schon einmal verliebt oder aufgeregt oder ängstlich war: Denn in diesen Zuständen verändern sich sofort Pulsfrequenz und Atemtiefe. Die rhythmischen Funktionen hängen innig mit unserem Gefühlsleben zusammen, was jeder weiß, der schon einmal verliebt oder aufgeregt oder ängstlich war: Denn in diesen Zuständen verändern sich sofort Pulsfrequenz und Atemtiefe.

Künstlerische Übungen der verschiedensten Art – allen voran die Kindereurythmie, aber auch das Musizieren, Malen, Plastizieren – wirken über sich wiederholende Abläufe und den Motivationsschub der Gefühle anregend und stabilisierend auf die Seele. Das Gefühlsleben als Zentrum des seelischen Erlebens kann sich nur dann gesund entwickeln, wenn es gelingt, eine gefühlsmäßige Verbindung zur Umwelt herzustellen, die freudig getönt ist. Rudolf Steiner sagt dazu:

„Warum wirkt denn ganz besonders das künstlerische Element auf die Willensbildung? Weil das ja im Üben erstens auf Wiederholung beruht, zweitens aber auch, weil dasjenige, was sich der Mensch künstlerisch aneignet, ihm immer wieder Freude macht. Das Künstlerische genießt man immer wieder, nicht nur das erste Mal. Es hat schon in sich die Anlage, den Menschen nicht nur einmal anzuregen, sondern ihn unmittelbar immer wieder zu erfreuen. Und daher haben wir das, was wir im Unterricht wollen, in der Tat zusammenhängend mit dem künstlerischen Elemente.“1

Der Unterricht macht Freude, wenn er künstlerisch aufgebaut ist. Denn die Seele entwickelt sich auf gesunde Art und Weise, wenn sie sich in Beziehung erlebt und wenn diese Beziehung sich beglückend und freudig anfühlt. Nur dann hat sie den nötigen Überschuss an Kraft, um auch mit Schmerzen, Problemen und Verzicht fertig zu werden. Es ist die Freude, die uns die Kraft gibt, Schmerzen auszuhalten (vgl. Freude: Die Fähigkeit sich zu freuen). Wenn Leid das Leben bestimmt, hält man es längerfristig nicht aus.

In der künstlerischen Übung, die ja immer ein Schöner-Werden des Geübten nach sich zieht, können Kind und Erwachsener die grundlegend wertvolle und schöne Erfahrung machen, dass intensives, persönliches, seelisches Engagement mit Freude verbunden ist.

Vgl. Vortrag „Der therapeutisch-heilende Auftrag der Mutter“, Dornach 1992

  1. Rudolf Steiner, Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik, GA 293.