Heilkraft der Rhythmen

Rhythmen bestimmen Werden und Vergehen aller lebendigen Organismen. Und so wie es ohne die Sonne keine zirkadiane Rhythmik, aber auch keine Chlorophyllbildung im Pflanzenblatt (Photosynthese) und damit auch kein Pflanzenwachstum gäbe, so wäre ohne das besondere Verhältnis von Sonne und Erde auch kein höheres Leben möglich, gäbe es weder Tier noch Mensch. Sonne und Mond sind die zentralen Rhythmusgeber, nach denen sich das Leben von Pflanze, Tier und Mensch richtet.

Das Weltall ist nicht nur ein unendlich großer Raum, voll von ungezählten Sternen, Sternhaufen, schwarzen Löchern – und in Erdnähe auch von Satelliten. Ein solches Bild vom Kosmos mutet öde und lebensfeindlich an. Diesem sollten wir ein anderes Bild vom Weltall entgegenhalten: Die besonderen Stimmungen, die durch Mond und Sonne im Verlaufe von 24 Stunden beim Wechsel von Tag und Nacht, in Morgen- und Abenddämmerung mit ihrer ganzen Licht- und Farbenfülle an den Himmel gezaubert werden. Die Rhythmen der Planeten im Verhältnis zur Erde und zum Fixsternhimmel, die das Leben auf der Erde tragen und begleiten. Die Sonne, die Licht, Wärme und Energie für alles Leben auf der Erde spendet (vgl. Lebensrhythmen: Vom Umgang mit Lebensrhythmen gestern und heute). – All das sollte uns veranlassen, das lebensfeindliche Bild der kosmischen Maschine zu ergänzen durch ein lebensfreundliches Bild von einem Kosmos, der die Evolution auf der Erde begleitet. Und nicht nur das Er bestimmt die Evolution durch dieselben Zahlengesetze und Rhythmen, die auch dem Menschenleben Halt und Orientierung geben. Dabei handelt es sich um Gesetze, um reine Gedanken spiritueller Natur, welche die Materie beherrschen und ordnen. Sie offenbaren sich insbesondere in den Rhythmen von Licht, Wärme und Bewegung. In diesen Rhythmen kann sich aber auch der Mensch seelisch-geistig finden und erholen, kann über sie seine höhere Natur, sein spirituelles Wesen, wecken, pflegen und immer tiefer erleben.

Arbeiten wir bewusst an der Pflege dieser Rhythmen, so schließen wir uns zugleich an die ordnenden Gedanken, an den Geist des Kosmos mit seinen Gesetzen, an. Das hebt das Leben auf ein anderes Niveau und macht den Menschen gesünder, freudiger und wesentlicher. Das wiederum ist in der heutigen Zeit, in der Antriebslosigkeit, Müdigkeit und viele Abhängigkeiten so verbreitet sind, von größter Bedeutung. Ein differenziert ausgebildetes rhythmisches System, das nach individuellen Bedürfnissen gestaltet und gemäß eigener innerer Möglichkeiten und äußerer Gegebenheiten gepflegt wird, ist eine solide Basis, um sich den Herausforderungen des Lebens gewachsen zu fühlen.

Vgl. Heilkraft der Rhythmen, in: Meditation in der Anthroposophischen Medizin, 1. Kap., Berlin 2016