Liebe als Entwicklungsmotiv

Wie hängen Sympathie, Antipathie und Liebe zusammen?

Was unterscheidet Sympathie und Liebe?

Welche Bedeutung hat Liebe für die Entwicklung?

Liebe als Vermittler zwischen Sympathie und Antipathie

Unser Gefühlsleben, unser Seelenleben, bewegt sich im Spannungsfeld von Sympathie und Antipathie (vgl. Mut: Der astralische Leib als Quelle von Mut). Wer Sympathie mit Liebe verwechselt, kennt die Liebe nicht und wird eines Tages schmerzlich erwachen, dann nämlich, wenn Sympathie in Antipathie umschlägt. Liebe kann nie in Antipathie umschlagen. Liebe vermittelt zwischen den Gegensätzen von Antipathie und Sympathie. Letztere gehören zur menschlichen Konstitution und wir können froh sein, dass wir auf alles, was uns begegnet, mit Sympathie oder Antipathie reagieren dürfen.

Was wir aber erst entwickeln müssen, ist die Liebe. Durch Liebe wird Antipathie immer objektiver und differenzierter: Sie können an der Art Ihrer Antipathie ablesen, wie weit Ihre Liebe entwickelt ist. Hat sie sich bis zu einem gewissen Grad entfaltet, reduziert sich Ihre Antipathie immer mehr auf das, was tatsächlich böse, destruktiv und problematisch ist. Und auch Ihre Sympathien verändern sich immer mehr dahingehend, dass sie Ihnen sagen, was wahr, schön und gut ist.

Die Liebe wächst in dem Ausmaß, in dem wir daran arbeiten, dass Sympathien und Antipathien nicht mehr bloß Selbstbehauptungsstrategien triebhafter Natur sind, sondern zu Wahrnehmungsorganen werden für das Leben (vgl. Gefühle und Fühlen: Anregung der Gefühle durch Sinnesschulung). Liebe entwickeln bedeutet also, an seinen Sympathien und Antipathien so zu arbeiten, dass sie uns helfen objektiv zu urteilen, damit wir frei mit ihnen umgehen können.

Schulungsweg der Mitte für Erzieher

Das ist der Schulungsweg der Mitte, den vor allem der Erzieher gehen muss, der mit kleinen Kindern zu tun hat. Denn im Umgang mit kleinen Kindern, aber auch im Umgang mit Eltern von kleinen Kindern sind viele naturhafte, triebhafte Emotionen mit im Spiel: Schuldgefühle, Neid, Ärger, Verdächtigungen und anderes mehr. In dieses Durcheinander bekommen wir nur dann Ordnung, wenn wir an der Reinigung und Objektivierung unseres eigenen Seelenlebens arbeiten. Erst dadurch werden wir fähig, ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen und beispielsweise einen Anderen zu bewundern, ohne ihn zu beneiden, oder etwas scharf zu verurteilen, ohne lieblos zu werden (vgl. Selbstbewusstsein: Widrigkeiten selbstbewusst begegnen). Denn erst wenn ein Mensch spürt, dass er nicht gehasst oder verachtet wird, kann er unser Urteil annehmen. Die Möglichkeit, im Sozialen wirklich gedeihlich zu arbeiten, steht und fällt mit der Entwicklung von Liebefähigkeit.

Aus „Die Würde des kleinen Kindes“, 2. Vortrag, Kongressband Nr. 2, gelbes Heft