Nachtodliche Begleitung durch die dritte Hierarchie

Welche Beziehung haben wir nachtodlich zu den geistigen Wesen der dritten Hierarchie?

Was bewirkt die bewusste Zusammenarbeit mit ihnen?

Qualitäten auf Erden, die uns im Nachtodlichen wachhalten

Ich möchte an dieser Stelle aufzeigen, welche Qualitäten uns helfen, im Nachtodlichen wach und in Kontakt mit den geistigen Wesen der dritten Hierarchie zu bleiben, die uns in den verschiedenen Phasen der Rückschau auf das vergangene Leben und bei der Vorschau auf das kommende begleiten.

  • Begleitung des Engels durch das Kamaloka und die Planetensphären

Rudolf Steiner sagt, wenn der Entwicklungsgedanke einen Menschen durchs Leben begleitet, so verfügt dieser nachtodlich über ein waches Selbstbewusstsein, mit dem der Engel nach dem Tode direkt kommunizieren kann. Unser Engel trägt alles im Gedächtnis, was wir im Lichte der Engel getan haben, auch jeden Begegnungsmoment. Mit diesem „Schatz“ gerüstet kann er uns durch das Kamaloka und die Planetensphären begleiten, kann mit uns gemeinsam auf das nächste Erdenleben schauen und es vorgeburtlich vorbereiten.

Die wache Kommunikation mit dem Engel im Nachtodlichen bewirkt, dass man im nächsten Leben gut mit der eigenen Biographie zurechtkommt, dass man das eigene Leben bejahen kann.

Menschen jedoch, die ohne Idealismus und mit einem Selbstbewusstsein, das sich nur auf materielle Werte abstützt, durchs Leben gehen, verschlafen das nachtodliche Leben in den Armen ihres Engels. Ihre größte Sehnsucht ist es, möglichst schnell wieder auf der Erde zu erwachen, um ihr irdisches Selbstbewusstsein rasch wiederzuerlangen – was laut Rudolf Steiner dazu führt, dass allzu viele Menschen allzu früh wiedergeboren werden. Darin sieht er eine der Hauptursachen für das rapide Bevölkerungswachstum. Am Ende der Planetensphären übergibt uns der Engel dem mit uns verbundenen Erzengel.

  • Begleitung des Erzengels durch die Fixsternregion

Des weiteren führt Rudolf Steiner aus: Wenn man zu Lebzeiten den Entwicklungsgedanken bzw. das Ziel der Menschheitsentwicklung als Ideal zu fühlen imstande sei und dieses Gefühl mit anderen teile, sodass dadurch Gemeinschaften entstehen, könne man im Nachtodlichen auch mit dem Erzengel bewusst kommunizieren. Der mit uns verbundene Erzengel durchquert mit uns die Fixsternregion. Er bewahrt alle heilenden, friedenstiftenden, harmonieverbreitenden Momente sowie alle wohlwollendev Gefühle der Toleranz anderen Menschen und Völkern gegenüber auf. Über diese Kostbarkeiten kann er mit uns kommunizieren und uns die geistige Welt zeigen, sodass wir nachtodlich viele bewusste Erfahrungen machen. Die Erzengel arbeiten mit uns insbesondere am Astralleib, aber auch am Ätherleib.

Wenn wir wach genug waren, um bewusst mit ihnen zusammenzuarbeiten, fällt es uns leicht, zu dem Volkstum, der Sprache, der Kultur und der Religion, in die wir hineingeboren wurden, in ein ganz bewusstes Verhältnis zu treten. Wir sind dann nicht abhängig davon, sind nicht fixiert darauf, es liegt nicht „in unserem Blut“, ist kein Zwang, sondern eine Option, ein Werkzeug.

Die spirituelle Ursache für Chauvinismus dagegen sieht Rudolf Steiner in unserer materialistischen Zeit, die bewirkt, dass so viele Menschen in der geistigen Welt schlafen und als Folge abhängig werden von ihrem Körper, ihrem Blut, ihrer Volkszugehörigkeit, ihrer Religion und deshalb leicht in die Fesseln von fanatischen, chauvinistischen, unfrei machenden Gemeinschaften geraten.

  • Begleitung der Archai bis zur Mitternachtssonne

Am Ende der Fixsternregion übergibt uns der Erzengel den Archai, die uns bis zur Mitternachtssonne geleiten und uns dort der heiligen Trinität übergeben. Die Archai können mit uns kommunizieren, wenn wir als wache Zeitgenossen lebten und bewusst die Verbindung zu ihnen suchten, damit sie uns im Lichte des Christus gemäß seinen Idealen leiten mögen, wenn wir sterben. Denn die christlichen Archai können uns nur leiten, wenn wir in Christus gestorben sind. Wenn wir diese Ideale nicht nur gedacht und gefühlt haben, sondern auch aus ihnen heraus gehandelt und das eigene Leben danach ausgerichtet haben, hat man die guten Geister der Zeit unterstützt und einen Beitrag zur Weltentwicklung geleistet.

Auf diese Weise könne man jede Nacht mit den Archai im Gespräch sein und habe so nachtodlich die Möglichkeit, sich mit ihnen gemeinsam den Sinn der Zeitepoche, in der man lebte, zu erarbeiten und schließlich im Hinblick auf eine erneute Inkarnation zu überlegen, wann es wieder an der Zeit wäre, einen nächsten Entwicklungsschritt auf Erden zu tun.

Die Archai beraten sich mit uns zudem über den Geistkeim für unsere nächste Verkörperung und sorgen dafür, dass wir gemäß unserem Schicksal die bestmögliche Erbsubstanz erhalten. Wer wach an dieser Beratung teilhatte, kann in seinem neuen Leben gut mit seinem physischen Leib umgehen, hat ein ganz selbstverständliches Verhältnis dazu – was daran liegt, dass wir mit den Archai bewusst daran gearbeitet haben: Je bewusster wir in der geistigen Welt waren, desto freier fühlen wir uns auf Erden. Rudolf Steiner nennt diesen Leib auch einem „guten Patron“, der unserer Biographie dienen und sie nicht behindern soll.

Wachheit in der geistigen Welt macht frei auf Erden

Wer also im Nachtodlichen wach bleiben kann, ist in der Lage

  • mit den Archai zusammen bewusst die Zeitepoche für die nächste Inkarnation zu wählen,

  • mit dem Erzengel zusammen bewusst das Volk und die Gemeinschaften zu wählen, in die man hineingeboren werden möchte

  • und mit dem Engel zusammen bewusst das Leben vorausplanen, das man seinem Schicksal gemäß führen will.

Das zeigt sich in dem betreffenden Erdenleben daran, dass man ein freies Verhältnis zu seiner Biographie, zu den Gemeinschaften, mit denen man zu tun hat, zum eigenen Volkstum, zur eigenen Religion, und zur eigenen Zeit entwickelt.

Kinder erleben heute jedoch sehr oft unfreie, unzufriedene Erwachsene, die mit ihren Lebensumständen hadern, die darunter leiden und voller Frust sind. Chauvinismus, Fanatismus, auch religiöser Fanatismus werden sogar noch zunehmen als Folge des Materialismus. Hass auf die Zeit, Unbehagen, vor allem aber die tiefe Angst vor der Zukunft und das Gefühl, dass alles nur noch schlimmer werden kann, müssen zunehmen, wenn Menschen nicht beginnen, das Höhere Ich in Wärme und Liebe aufzunehmen und dadurch ein atmendes freies Verhältnis zur eigenen Konstitution, zu den Menschen im Umkreis, zu den Andersdenkenden, aber auch ein positives Verhältnis zu der Zeit, in die Kinder hereingeboren werden, erringen.

Aus der Tiefe bitten

Bezugnehmend auf die Worte aus dem Grundsteinspruch1, „Lasset aus den Tiefen erbitten, was in den Höhen erhöret wird“, bedeutet das: Wir Menschen müssen lernen, „aus der Tiefe“ um die richtigen Gedanken, Gefühle und eine dienstbereite Haltung zu bitten, sodass die dritte Hierarchie „in den Höhen“ uns hören kann

  • und unsere persönliche Reise durchs Leben gut begleiten,
  • unsere Konflikte und Kämpfe im Sozialen Heilung erfahren
  • und wir auch heilsam auf den Zeitgeist einwirken können.

Wir sind dann auf allen Ebenen in Kontakt mit den Wesen der dritten Hierarchie. Wenn man sich morgens beim Aufwachen das „Ex Deo nascimur“ (aus Gott sind wir geboren) vergegenwärtigt, abends das „In Christo morimur“ (in Christus sterben wir) und tagsüber das „Per spiritum sanctum reviviscimus“ (durch den Heiligen Geist werden wir auferstehen), so erinnert man sich laufend daran, dass man Träger eines höheren Wesens ist, eines heiligen, heilsamen Prinzips, das einen tief mit allen Menschen verbindet.

Vgl. „Die Inkarnationsschritte der Ich-Organisation und das Freiwerden des Willens“, Vortrag vor Förderlehrern am 28. Oktober 2013

  1. Rudolf Steiner, Die Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Der Wiederaufbau des Goetheanum, GA 260a, Dornach 1987.