Persönliches Verhalten in seinen Folgen für die zweite Lebenshälfte und das folgende Erdenleben1

Welche Folgen hat unser Verhalten auf dieses und das nächste Leben?

Welche Perspektive kann uns dabei helfen, das richtige Schicksalsverständnis zu entwickeln?

Der Mensch als Gestalter seines Schicksals

Die im Folgenden aufgezeigten Zusammenhänge aus geisteswissenschaftlicher Sicht zwischen der Art unseres Handelns in diesem und den Folgen für das nächste Erdenleben lassen sich unmittelbar-intuitiv nachempfinden.

Nachstehend aufgeführte Beispiele machen deutlich, dass das eigene Leben und die persönliche Entwicklung eine neue Dimension hinzugewinnen, wenn Aspekte dieser Art in die Betrachtung mit einbezogen werden. Sie zeigen, inwiefern der Mensch „Selbstgestalter seines Schicksals“ ist:

  1. Was man in einem Leben im Denken, Fühlen und Wollen bewusst erlebt, wird im folgenden Leben zu einer seelischen Veranlagung.

  2. Im darauffolgenden Erdenleben wird es zu einer körperlich-konstitutionelle Veranlagung.

Wer das Leben als Ausschnitt eines Entwicklungsprozesses erkennt, der durch die Zeiten über viele Erdenleben hinweg voranschreitet, blickt mit zunehmender innerer Anteilnahme, aber auch mit Ruhe und Zuversicht, auf seine Erdenleben hin. Für die therapeutische und ärztliche Arbeit ist solch ein Blick von großem Wert.

Christian Morgenstern hat dazu ein Gedicht geschrieben, das das Endziel ins Auge fasst:

Wir müssen immer wieder uns begegnen
und immer wieder durch einander leiden,
bis eines Tages wir das alles segnen.
An diesem Tage wird das Leiden weichen,

das Leiden wenigstens, das Blindheit zeugte,
das uns wie blinden Wald im Sturme beugte.
Dann werden wir in neues Ziel und Leben
wie Flüsse in ein Meer zusammenfließen,

und kein Getrenntsein wird uns mehr verdrießen.
Dann endlich wird das „… suchet nicht das Ihre“
Wahrheit geworden sein in unsern Seelen.
Und wie an Kraft wird’s uns an Glück nicht fehlen. 2

Im Folgenden eine Auflistung karmischer Zusammenhänge

Liebevolles mitfühlendes Handeln lässt im nächsten Leben lange jung und frisch bleiben.2

Gewohnheitsmäßiges egoistisches Handeln disponiert im nächsten Leben zu frühem Altern.4

Maskierter Neid, der sich im Hang zu kritisieren darlebt, sowie genuiner Neid erscheinen im späteren Leben als seelische Schwäche, Unselbständigkeit und als Neigung, sich häufig Rat bei anderen zu suchen; das führt zu körperlich-konstitutioneller Schwäche im darauffolgenden Erdenleben. 5

Wohlwollen bewirkt, dass man sich gesund fühlt und Seelenwärme ausstrahlt, dass einem alles leicht und gut gelingt. Im folgenden Erdenleben erwächst daraus Geschicklichkeit.6

Durch Zufriedenheit heilen Wunden besser. Ein zufriedener Mensch hat es leichter, ein Gleichmaß im Leben zu finden. Er übt eine harmonische Wirkung auf seine Umgebung aus. 7

Handeln aus Liebe bewirkt, dass im folgenden Erdenleben viel Freude und Wärme auf einen zukommen. Es gibt dem Leben Schwingen. Im übernächsten Leben resultiert es in der Begabung, Mensch und Welt leichter zu verstehen, mit freiem und offenem Sinn in der Welt zu stehen.8/sup>

Überwinden von Sympathien und Antipathien: Gelingt es uns, die im Astralleib aus früheren Leben mitgebrachten karmisch bedingten Sympathien und Antipathien beiseite zu lassen und unsere Mitmenschen in diesem Leben von Mensch zu Mensch wahrzunehmen und unmittelbar zu erleben, werden wir es leicht haben, uns mit den Menschen um uns in ein positives Verhältnis zu setzen. Denn oft trüben die aus vergangenen Leben mitgebrachten Sympathien und Antipathien in Form von Vorurteilen unseren Blick für die Vorzüge und Fähigkeiten der anderen.9

Handeln aus Pflicht bewirkt im folgenden Erdenleben eine gewisse Gleichgültigkeit dem Leben gegenüber. Man leidet auch an der Gleichgültigkeit anderer Menschen. Wenn an dieser Gleichgültigkeit nicht gearbeitet wurde, wird man im übernächsten Leben als Folge ein orientierungsloses Leben und der quälende Zustand, nichts Rechtes mit sich anfangen zu können.10

Handeln aus Hass oder aus Kritik, die Hass entspringt11 – auch wenn dies oft nicht bemerkt wird, da man die Kritik für berechtigt hält – führt im folgenden Erdenleben zu der Schwierigkeit, am Leben lernen zu können, und zu von außen verursachter Unlust. Man erlebt sich schnell als leidend und neigt dazu, von allem irgendwie schmerzlich berührt zu sein und das Positive an den Dingen und Vorgängen nicht zu bemerken. Im übernächsten Erdenleben Neigung zu geistiger Stumpfheit gegenüber der Welt, zu törichtem Wesen und Verhalten.12/p>

Interesse für die Sinneswelt, für Kunst und Kultur veranlagt für das folgende Erdenleben ein reiches Seelenleben, für das übernächste Leben disponiert es für einen gesunden Körperbau.13

Die Art, wie wir in einem Leben denken, fühlen und wollen bestimmt im folgenden Leben unser äußeres Schicksal, das was von außen an Gedanken, Beziehungsgefügen und Handlungen auf uns zukommt.14

Wahre Gedanken über einen Menschen stärken dessen Lebenskräfte, fördern und beleben ihn.15 /p>

Mangel an Liebe schädigt den Astralleib der betreffenden Menschen.16

Wer die Gesetzmäßigkeiten des Schicksals in sein Denken und Fühlen aufnimmt und sich bemüht, danach zu leben, gewinnt Kraft und Sicherheit für das jetzige Leben.17

Wer die Folgen seiner Vergangenheit zu tragen bereit ist, hat die Hände frei für die Zukunft. Er verliert keine Zeit und Kraft damit, über Sinn und Unsinn des Vergangenen zu grübeln.18

Lebenserfahrungen führen in diesem, aber oft auch erst im nächsten Leben, zu wirklichem Wissen.19

Vgl. „Begabungen und Behinderungen“, 9. Kapitel, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2004

  1. Die folgend genannten Aussagen ohne besondere Referenzangaben entstammen alle: Rudolf Steiner, Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge, GA 235 – 240, Dornach, Rudolf Steiner Verlag.
  2. Chr. Morgenstern, Wir fanden einen Pfad. Gedichte. Piper Verlag, München 1963.
  3. Rudolf Steiner, Vor dem Tore der Theosophie, GA 95, Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1990, S. 75.
  4. Ebenda.
  5. Rudolf Steiner, Wege und Ziele des geistigen Menschen, GA 125, Dornach, Rudolf Steiner Verlag, 1992, S. 194-197.
  6. Ebenda, S. 214-215.
  7. Ebenda.
  8. Rudolf Steiner, Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge, GA 235, Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1994, S. 68-70.
  9. Ebenda, S. 73-74.
  10. Rudolf Steiner, Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge, GA 235, Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1994, S. 70-72.
  11. Rudolf Steiner bemerkte zu diesen Zusammenhängen, man möge einmal darauf achten, wie viel mehr im Leben gehasst als geliebt wird, wie viel leichter man sich über Negatives als über Positives unterhält.
  12. Rudolf Steiner, Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge, GA 235, Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1994, S. 74-75.
  13. Ebenda, S. 92-93.
  14. Rudolf Steiner, Karmische Wirkungen, Anthroposophie als Lebenspraxis, in: Wege und Ziele des geistigen Menschen, GA 125, Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1992, S. 206-228.
  15. Ebenda.
  16. Rudolf Steiner, Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge, GA 235, Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1994, S. 68-70.
  17. Rudolf Steiner, Karmische Wirkungen, Anthroposophie als Lebenspraxis, in: Wege und Ziele des geistigen Menschen, GA 125, Dornach, Rudolf Steiner Verlag 1992, S. 206-228.
  18. Ebenda.
  19. Ebenda.