Sozialimpuls aus dem Physischen

Welche Sozialimpulse entspringen der physischen Seinsebene?

Ein ganz im Physischen stattfindender Sozialimpuls ist die Art, wie wir unser Schicksal oder den Karma-Impuls erleben. Wie wir über Schicksal denken und mit unserem Schicksal umgehen, hat einen eminent sozialen Einfluss. Es ist wichtig, dass ich mir bewusstwerde, dass ich selbst auch immer die Folgen meiner Taten erleben werde, dass das, was ich anderen antue, irgendwann wieder auf mich zurückkommen wird – warum? Damit ich überhaupt weiß, was ich getan habe (vgl. Beziehung(sfähigkeit): Beziehung und Schicksal). Wir halten unser Tun ja normalerweise für wichtig und richtig. Wie es jedoch auf andere wirkt, wie andere davon berührt werden, ist uns oft gar nicht bewusst.

Schicksalsbildung in der Nacht

Wir können die Auswirkungen unseres Tuns Nacht für Nacht erfahren und so mit unserer Seele unbewusst schicksalsbildend tätig sein. In der Nacht befragen wir die Menschen, denen wir tagsüber begegnet sind, wie diese Begegnung gewirkt hat. Wir können uns gegenseitig fragen, was wir beim nächsten Mal besser machen können. Da findet ein unbewusster Dialog statt – zum Glück unbewusst, sonst wären wir bei Tage sehr belastet, wenn wir genau wüssten, was wir anderen angetan haben. Manchmal jedoch wachen wir morgens mit anderen Gedanken über eine Situation auf und schicken eine Nachricht vielleicht nicht ab, greifen eher zum Telefon oder überlegen es uns nochmals anders – weil nachts ein Austausch stattgefunden hat.

Rudolf Steiner geht noch weiter und sagt, jede Nacht begegnen wir unserem Engel, unserem Erzengel, diesem Gruppenengel, der mit unseren Gemeinschaften, unserer Familie, unserer Nation, unserer Religion zu tun hat, und sogar den Zeitgeistern (vgl. Engel: Engel und das Wirken von Gedanken, Worten und Taten). Da gibt es auch mehrere, die Unterschiedliches wollen. Sie hängen mit unserem Willen zusammen, denn was ich tue, dient einem bestimmten Zeitgeist, ändert etwas an der menschheitlichen Situation. Wie ich fühle, ändert etwas an meinem Gemeinschaftszusammenhang, in dem ich darinnen stehe. Das interessiert den Erzengel. Und wie ich denke, interessiert den Engel. Jede Nacht sind wir meist unbewusst mit der dritten Hierarchie, der Engelwelt, zusammen und können von dort Impulse aufnehmen, vor allem, wenn wir mit folgenden Fragen in die Nacht gehen:

Was ist wesentlich für mich und für andere?

Wie kann ich meinem Leben eine noch wahrhaftigere Richtung geben?

Wofür würde sich mein Engel überhaupt interessieren?

Die Schicksalsbildung in der Nacht ist ein weites Feld, denn wir bereiten jede Nacht ein Stück Vergangenheit auf und ein Stück Zukunft vor. Das geschieht alles natürlich auch nachtodlich (vgl. Nachtodliches und vorgeburtliches Leben: Gesundheit für das nächste Leben veranlagen), weswegen der Schlaf auch der kleine Bruder des Todes genannt wird.

Vgl. Vortrag „Der Anthroposophische Sozialimpuls“ in Wien, Mai 2018