Begleiter von Mutter und Kind sein
Welche besondere Aufgabe hat der Vater innerhalb der jungen Familie?
Wie wichtig ist es, dass das Kind von seinem Vater bei egal welchen Komplikationen auf seinem Weg begleitet wird?
Die Rolle des Begleiters
Das Allerwichtigste im Hinblick auf die Vaterrolle erscheint mir, von Anfang an eine Beziehung zum Kind herzustellen und des Weiteren die Beziehungskette nicht abreißen zu lassen. Manchmal kann der Vater in voller Chirurgenmontur sogar beim Kaiserschnitt dabei sein und die Geburt mit verfolgen. Man hat heute so viele Möglichkeiten.
Der Vater ist vor allem ein Begleiter von Mutter und Kind. Das ist seine Rolle, auch schon in der Schwangerschaft. Bereits da braucht die Mutter womöglich mehr Unterstützung. Nicht alle Frauen machen das mit links. Deshalb ist es ideal, dass die Eine in anderen Umständen ist und der Andere das auch will, sich ebenfalls auf das Kind freut und den ganzen Prozess liebevoll begleitet, indem er für Unterstützung und Erleichterung sorgt. Das Begleiten ist eine selbstlose Rolle. Man ist nicht die Hauptperson, sondern spielt ganz klar eine Nebenrolle. Durch die Befruchtung hat der Vater jedoch den Anstoß gegeben für alles Weitere und damit optimalerweise auch den Willensentschluss für das Kind gesetzt. Er entwickelt zunehmend Verantwortungsgefühl und Selbstlosigkeit, indem er immer wieder fragt:
Was braucht ihr?
Und nicht:
Was hätte ich jetzt gerne?
Selbstreflexion und Selbstlosigkeit
Diese väterliche Haltung bedarf genauso des Trainings wie vieles andere. Es braucht ein höheres Maß an Selbstreflexion, wie man das gut hinbekommen kann. Wenn der Mann unterstützend zur Seite steht, kann die Frau das Äußere loslassen und sich ganz auf das Kind konzentrieren. Die Mutter ist ja bis hin zur Zusammensetzung der Milch in einer Symbiose mit dem Kind, um ihm die Milch zur Verfügung stellen zu können, die es braucht. Da gibt es noch so etwas wie eine unsichtbare Nabelschnur zwischen den beiden. Das erfordert Kraft und Zuwendung. Wenn dann niemand auf sie als Mutter schaut, hat sie nicht so viel Kraft für ihre Aufgabe.
Es ist eine Gnade, wenn man sich als berufstätiger Vater die nötige Zeit für die Unterstützung von Mutter und Kind nehmen kann, das können nicht alle. Die Lebensumstände der Menschen sind sehr unterschiedlich. Aber wenn man als Eltern das Ideal kennt und weiß, was ein Kind braucht und man es liebt, findet man für jede Situation den besten Weg. Wenn man so ein Leitideal nicht hat und sich durch diese oder jene Aussage verunsichern lässt, weil man selbst keine Haltung und Meinung dazu hat, ist das für das Kind nicht gut.
Vgl. Podcast „Im Gespräch mit Dr. Michaela Glöckler: Vatersein, Haltung moderner Eltern, Ideale und Kompromisse“, März 2024