Aufbau der Willensstufen aufeinander
Wie vollzieht sich der stufenweise Aufbau des Willens?
Wie sind die Wesensglieder an der Willensentwicklung beteiligt?
Wie hängen unsere normalen Seelenfähigkeiten von Denken, Fühlen und Wollen mit den höheren Erkenntnisfähigkeiten zusammen?
Um die höheren Willensstufen erreichen zu können (vgl. Wille(nsschulung): Übersicht über die neungliedrige Willensnatur), werden immer die unteren Wesensglieder als Arbeitsinstrument benötigt.
Entwicklung der mittleren drei Willensstufen
Für die mittleren drei Willensstufen bedeutet das:
Aus der Arbeit am Astralleib, indem der Mensch seine Astralität individualisiert, entwickelt sich die Empfindungsseele.
Aus der Arbeit am Ätherleib, indem der Mensch selbst zu denken lernt, entwickelt sich die Verstandesseele.
Und aus der Arbeit am physischen Leib, indem der Mensch lernt, selbst verantwortlich zu sein für alles, zu dem er einen Bezug hat im Physischen, entwickelt sich die Bewusstseinsseele, die „Verantwortungsseele“. Man kann sagen: Die Bewusstseinsseele eines Menschen ist so weit entwickelt, wie sein Verantwortungsgefühl reicht.
Entwicklung der höheren drei Willensstufen
Für die höchsten drei Willensstufen bedeutet das:
Wenn der zur Empfindungsseele entwickelte Astralleib vollständig Instrument des Ich geworden ist, wird er Geistselbst.
Wenn der zur Verstandesseele entwickelte Ätherleib vollständig Instrument der Ich-Organisation geworden ist, wird er Lebensgeist.
Wenn der zur Bewusstseinsseele entwickelte physische Leib ganz und gar unter der Herrschaft des Ich steht, ist er zum Geistesmenschen erwacht.
Basis und Entwicklung der höheren Erkenntnisfähigkeiten
Die Entwicklungsstufen sind weit gespannt und umfassen auch die höheren Erkenntnisfähigkeiten: Imagination, Inspiration und Intuition. Sie sind bereits im ganz normalen Denken, Fühlen und Wollen anwesend, sind nicht weit weg, sind ganz in der Nähe, sind eben nur in Entwicklung begriffen:
Denken ist eine abgeschattete Imagination,
Fühlen ist eine abgeschattete Inspiration,
Wollen ist eine abgeschattete Intuition.
Abgeschattet deshalb, weil der Mensch in Bezug auf diese Seelenfähigkeiten noch nicht voll zu seinem Ich erwacht ist. Es ist noch nicht seine Identität, die da arbeitet.
Der anthroposophische Identitätsbegriff wird durch die Schlange symbolisiert, die sich in den Schwanz beißt. Sie ist ein Bild davon, dass der Wille, der sich regt, eines Tages zu sich sagen wird: „Das bin ich und nicht jemand anders.“
Damit das Ich sich jedoch selbst erkennen kann, muss der Mensch tätig sein: Ohne Tätigkeit kann sich das Ich nicht wahrnehmen.
Vgl. Vortrag „Traumatherapie als Instrument gesunder Identitätsbildung“, Dornach am 10. Januar 2010