Beeinflussung des Willens im Ätherischen
Wie kann der Wille auf ätherischer Ebene positiv beeinflusst werden?
Wie kann man therapeutisch auf die Willensebene von Trieb, Neigung und Gewohnheit Einfluss nehmen?
Im Ätherischen zeigt sich der Wille als Trieb bzw. durch unsere Neigungen und Gewohnheiten (vgl. Wille(nsschulung): Übersicht über die neungliedrige Willensnatur).1 Auf der Ebene des Ätherleibs geht es in der Therapie um die Orientierung am Prozess. Das möchte ich am Beispiel der Sprachtherapie näher erläutern.
Die Triebsphäre von Sprache
Zur Triebsphäre der Sprache gehören die Laute an sich, der Lautstrom, der ja der ätherische Bildestrom ist, der im Urbeginn Himmel und Erde und auch uns Menschen gestaltet hat. Diese weltenschaffende Bildekompetenz ist uns Menschen geschenkt und eingeboren als ätherische Willenskompetenz, als Trieb, uns auszudrücken.
Der Trieb ist etwas ganz Reines. Er macht den Menschen erst sprachfähig. Er entspricht dem Impuls, überhaupt etwas sagen zu wollen. Dieser reine „Sprach-Trieb“ ist als ätherische Willenskompetenz etwas ganz Keusches, wie Pflanzliches, das den Menschen drängt und treibt, sich zu äußern, unabhängig von Lust und Unlust (astralische Willensebene), unabhängig vom Inhalt (Ich-Ebene des Willens).
Auf dieser Ebene geht es um die Bildung der Laute an sich, um die Artikulation und den Luftstrom bei der Bildung der Konsonanten und Vokale.
Über das Bewusstsein die eigene gesunde Triebnatur erfassen
Im Folgenden möchte ich noch auf Einfluss des Astralleibes auf den Ätherleib näher eingehen, da wir die Bewusstseinskraft des Astralischen brauchen, um die unbewusste Ätherwelt unserem Bewusstsein überhaupt zugänglich machen zu können. Es ist eine Gnade, dass uns der Sprachorganismus geschenkt ist. Denn erst Wort und Sprache verhelfen uns dazu, uns der heiligen Gedankenwelt so anzunähern, sodass sie uns verständlich wird. Durch sie können wir uns den Gedankenkosmos und die gesamte ätherische Welt erschließen.
Solange man nur Gedanken hat, sie aber nicht für sich selbst formulieren kann, gehören sie einem nicht. Erst wenn man Gedanken auszusprechen lernt, bekommen sie Bedeutung für das eigene individuelle Wesen. Da gilt der Satz aus der „Philosophie der Freiheit“:2 „Durch das Gefühl bekommt der Gedanke Bedeutung für das Individuum.“ Denn die Sprache hat ihren Sitz im Gefühl und durch die Sprachfähigkeit wird der Gedanke gefühlt und formuliert und bekommt so Bedeutung für das Individuum - und auch für das soziale Miteinander. Die Magie des Wortes beruht somit auf der Magie des Gefühls. Über Wort und Gefühl erwacht unser Bewusstsein für die Ätherwelt.
Das wird nirgendwo so schön geschildert wie in dem Zyklus übers Lukasevangelium von Rudolf Steiner.3 Er sagt dort sinngemäß: Es gibt nichts in der Ätherischen Welt, was dem Menschen nicht bewusst werden könnte. Er schildert dort Astralleib und Ätherleib wie Deckel und Topf. Der Astralleib hätte die Aufgabe, dem Menschen das Ätherische bewusst zu machen. Das sind die höchsten Triebe, weil im Ätherischen die Ganzheit dieser Welt, der Sinn allen Lebens, lebt. Wenn man sich allein darüber bewusstwird, hat man die eigene gesunde Triebnatur erfasst. Das ist heiliger Boden.
Den Willen im Ätherischen therapeutisch beeinflussen
Entsprechend versucht der Therapeut
einerseits auf die Lautbildung, die Artikulation der Laute, Einfluss zu nehmen. Er schaut, ob und welche Laute der Patient nicht richtig bilden kann.
Andererseits achtet er auf und arbeitet mit der Atmung bei der Sprachbildung.
An der Triebnatur des Patienten zu arbeiten heißt aber auch, bei ihm den Trieb zu sprechen zu wecken.
Alle Übungen, die dem Patienten helfen, gewohnheitsmäßige Sprachbildungsdefizite zu verbessern, sind wertvoll, weil sie die ätherische Willenskompetenz positiv verstärken. Dazu gehört die klare Aussprache von Vokalen, eine gesunde Regulierung des Atemstroms sowie die saubere Aussprache von Konsonanten.
Umgang mit und Bedeutung des Lautes S als Beispiel
Dazu möchte ich ein Beispiel nennen. Ein Schauspieler machte mich darauf aufmerksam, dass es heute kaum noch Menschen gibt, die das „S“ in seinem vielen Formen richtig aussprechen können. Seitdem merke ich, dass er Recht hat, selbst in Bezug auf Sprachgestalter: Kaum einer, mich inbegriffen, beherrscht das „S“ in allen Varianten.
Das heißt, wir haben alle heutzutage habituell mit diesem ahrimanischen Laut ein großes Problem. Das „S“ ist
- ein Willenslaut (und damit ein Leibeslaut).
- Als Blaselaut ist es Ich-Essenz pur (und damit ein Geisteslaut).
- Es ist aber auch der Merkurlaut.
Unsere Probleme mit dem „S“ deuten darauf hin, dass es uns an Bewusstsein der eigenen Identität fehlt: Wir Menschen wissen nicht mehr, dass wir „Merkure“, Vermittler zwischen Himmel (Geist) und Erde (Leib), sind.
Vgl. Ausführungen in Seminargruppe 5, Dornach, Kunsttherapietagung 2010
- Rudolf Steiner, Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik, 4. Vortrag, GA 293.
- Rudolf Steiner, Die Philosophie der Freiheit, GA 4.
- Rudolf Steiner, Das Lukas-Evangelium, Ein Zyklus von zehn Vorträgen, gehalten in Basel vom 15. bis 26.September 1909, GA 114.