Wirksamkeit von Luzifer und Ahriman

Warum ist gerade heute ein starkes Bewusstsein für die Wirksamkeit des Bösen notwendig?

Heute ist genauso notwendig, das Wesen des Bösen klar zu erkennen, wie es notwendig ist, einen Weg zu Christus zu finden (vgl. Biographiearbeit: Biographiearbeit als Weg zu Christus). Und so wie das kleine Kind in den ersten drei Lebensjahren beim Gehen-, Sprechen- und Denkenlernen zeigt, wie an ihm und durch es die Christuskräfte wirksam sind (vgl. Religion: Das leiblich-religiöse Verhalten des Kindes), so haben auch die Mächte des Bösen – im Neuen Testament Satan und Diabolos genannt, in der Anthroposophie Ahriman und Luzifer – an der menschlichen Natur Anteil:

  • Luzifer

offenbart sich im Hang des Menschen, sich in Abstraktionen zu verlieren, abzuheben von der Wirklichkeit, sich in schöne Illusionen einzuspinnen und den Rest der Welt zu vergessen. Luzifer wirkt aber auch in jeder illusionären Selbstüberschätzung und – so erschreckend das klingen mag – in dem elementaren Bedürfnis, alles richtig zu machen und sich keine Fehler zuschulden kommen zu lassen und, wo sie doch geschehen, sie nach Möglichkeit zu vertuschen.

Eine christliche Haltung wäre im Gegensatz dazu die Bereitschaft Fehler zuzugeben, sich und anderen zu verzeihen, Toleranz zu entwickeln und dennoch nicht bequem zu werden und alles laufen zu lassen, sondern sich ehrlich anzustrengen, immer wieder neu das Beste zu versuchen.

  • Ahriman

inspiriert uns, unsere tierische Natur hemmungslos auszuleben, die Bequemlichkeit zu suchen und die technische Entwicklung so zu lenken, dass der Mensch immer mehr zum genüsslichen Zuschauer wird und selbst gar nicht mehr aktiv in die Geschehnisse eingreifen möchte. So zeigt sich Ahrimans Macht in vielen Dingen, die uns heute beherrschen und zwingen und dennoch so stark dem Bewusstsein entzogen sind, dass man es kaum bemerkt. Er wirkt in den Geldflüssen, den Sachzwängen, den technischen Gegebenheiten, zu denen auch alle Medien gehören, mit denen wir alltäglich mehr oder weniger bewusst umgehen.1

Wir sehen:

  • Luzifer wirkt primär über unser bewusstes Gedanken- und Gefühlsleben,
  • Ahriman mehr über das unbewusste Willens- und Emotionsleben.

Wenn man beginnt, sich mit der Realität des Bösen zu befassen, ist es wichtig, sich von Anfang an klarzumachen, dass man dem Bösen nicht entfliehen kann, da es tief mit unserer eigenen Natur verbunden ist, sondern dass die Kräfte des Bösen in den Dienst des Guten gestellt werden müssen (vgl. Bewusstsein(sseele): Bewusstseinsseelenzeitalter – die neue Art zu denken). Das ist in dem Maße möglich, in dem man das Böse erkennt und die Art seiner Wirksamkeit durchschaut.

Vgl. „Wie ist Entwicklung zur Selbständigkeit und Gemeinschaftsbildung vereinbar?“ aus „Die Heilkraft der Religion“, Stuttgart 1997

  1. Vgl. Rudolf Steiner, Der innere Aspekt des sozialen Rätsels. Luziferische Vergangenheit - Ahrimanische Zukunft. GA 193; R. Bind, F. Carlgren, F. Dörmann, Ahriman. Profil einer Weltmacht. Stuttgart 1996.