Dreischritt der Inkarnation

In welchen Etappen vollzieht sich die Inkarnation?

Welche thematischen Schwerpunkte gibt es dabei?

Grundsätzlich lassen sich bei jedem Menschen drei Entwicklungsschritte feststellen:

Erster Schritt – Leibergreifung

Die Schicksalsvorausschau aus dem Vorgeburtlichen schafft die Bedingungen, dass Kinder sich aufrichten, sozusagen auf die eigenen Füße kommen und ein Ich-Bewusstsein entwickeln können. Dieser erste Schritt kann auch als das Geschenk der „Verleiblichung“ aufgefasst werden.

Zweiter Schritt – Schicksalssprache lernen

Soweit wir Einfluss haben, sollten wir an das Schicksalsbewusstsein in einer Weise appellieren, dass das Kind sich angesprochen, aufgenommen und angenommen fühlt, dass es in eine Welt kommt, in der von Mensch zu Mensch miteinander kommuniziert wird (vgl. Kindsein heute: Erzählen und Vorlesen als Ressource).

Dritter Schritt – Aufleuchten des Ich-Bewusstseins

Im dritten Lebensjahr kann dann „der Blitz“ einschlagen: ICH BIN. Zusammen mit dem ersten Aufleuchten des Ich-Bewusstseins und dem ersten bewussten Denken des Ich wird die leuchtende Erfahrung gemacht: Ich bin ein Wesen, das einen Leib und ein Schicksal hat. Aber ich bin noch mehr – ich bin ein Wesen, das ein Bewusstsein seiner selbst hat (vgl. Biographiearbeit: Vergängliches und unvergängliches Ich-Bewusstsein).

Diese drei Schritte variieren bei jedem Menschen in ihrer konkreten Ausgestaltung. Dabei gilt: Je mehr der Leib Instrument wird für die Entwicklung und je mehr ein Mensch sein Schicksal als Spielplatz bzw. Schauplatz für diese Entwicklung begreift (vgl. Identität und Ich: Identifikation und Schicksal), umso wahrer, souveräner kann sich das wahre Wesen, das Ich des Menschen, finden.

Vgl. Vortrag von Dr. Michaela Göckler bei der Welterziehertagung in Dornach, April 2012