Frieden mit den Drachenkräften im Menschen

Wofür sind die Drachenkräfte ein Bild?

Welche Gefahr bedeuten sie für den Menschen?

Wie kann er Frieden mit ihnen finden?

Worauf beruht der unmittelbare Zusammenhang von Stoffwechsel und Denken?

Die Drachenkräfte und die menschliche Konstitution

In der Apokalypse heißt es, dass die Drachen auf die Erde gestürzt wurden.1 Der Mensch, die menschliche Natur, ist der Ort auf der Erde, wo sie gelandet sind. Außerhalb der menschlichen Natur ist kein Drache zu finden – hätte der Mensch nicht eingegriffen, bestünde in der Natur immer noch ein wunderbares ökologisches Gleichgewicht. Rudolf Steiner sagte dazu sinngemäß: „In der Natur hat der Vatergott für Frieden gesorgt. Im Menschen muss der Mensch selbst Frieden stiften.“

Der Merkurstab der Mediziner bildet als stehende, nach oben hin offene Acht die menschliche Grundkonstitution, die der Natur des Menschen zugrunde liegt, ab. Der unmittelbare Zusammenhang zwischen gesundem und krankem Denken und Stoffwechsel lässt sich anhand davon gut verdeutlichen, da beide Prozesse ätherischer und damit lemniskatisch-polarer Natur sind, die einander bedingen (vgl. Wille(nsschulung): Wille und künstlerisches Schaffen):

In sich Frieden schaffen durch Selbstüberwindung

Beide Drachen können uns verführen und Unfrieden und Zerstörung anrichten:

  • Wir können unsere Gedankenfreiheit, auf der Freiheit an sich beruht, missbrauchen.

  • Wir können uns auch von unserem leibgebundenen Willen, unserem Instinkt-, Trieb- und Begierde-Leben überwältigen lassen.

  • Die Drachenkräfte können aber auch von unten und/oder oben unsere Gefühle in Aufruhr bringen und so destruktiv wirken.

Damit das nicht eintritt, indem etwas Gutes am falschen Platz geschieht und dadurch „böse“ wird und schädigende Auswirkungen hat, müssen wir im Laufe unserer menschlichen Entwicklung lernen, diese drei Bereiche vom Ich aus in der richtigen Art zu beherrschen und zu kultivieren und so für Gleichgewicht und Frieden sorgen (vgl. Anthroposophische Menschenkunde: Zwischen Tier und Mensch unterscheiden).

a) Den Drachen im Darm befrieden

Nehmen wir das Beispiel der Verdauung: Im unbewussten Stoffwechselleben gelingt uns das weitgehend durch eine gesunde rhythmische Art, mit den Lebensvorgängen, mit unseren Ess- und Schlafgewohnheiten sowie der Fortpflanzungsmöglichkeit umzugehen. Die Stoffwechselprozesse dienen dazu, unseren Leib gesund zu erhalten. Dazu gehören Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme sowie die Atmung. Alle Nahrung wird im Verdauungstrakt komplett zerstört, damit der Mensch sie verdauen und daraus menschliche Substanz aufbauen kann. Diese Zerstörungskräfte gehören zu dem Drachen, der in den Darmwindungen haust. Solange diese Drachenkräfte sich auf die Verdauungsarbeit beschränken, haben wir keine Probleme:

Denn die Natur muss in uns Mensch werden (=Verdauung), damit wir einen gesunden Körper, ein starkes biologisches Ego, aufbauen können.

b) Den Drachen im Gehirn befrieden

Das Gedankenleben kann als eine Art umgekehrter Ernährungs- oder Verdauungsprozess angesehen werden. Denn wenn wir im Denken aktiv und geistig beweglich sind, wollen wir die Zusammenhänge der Welt wirklich verstehen. Dazu müssen wir aus uns herausgehen und zum anderen hingehen, müssen wir uns der Wahrheit der Dinge annähern, müssen sie uns zu eigen machen, uns ganz mit ihr verbinden. Erkennen ist so gesehen spirituelle Empathie, geistige Kommunion: Man identifiziert sich mit dem, was man verstehen will. Wenn ich z.B. denke 2 + 2 = 4, muss ich diesen Prozess mit- und nachvollziehen, sonst verstehe ich ihn nicht. Das bedeutet:

Der Mensch muss im Denken zur Welt werden (=Erkennen), wenn er zu wahrheitsgemäßen Erkenntnissen kommen will.

Auswirkung falschen Denkens auf die Verdauung…

Wenn wir uns nun das Ganze umgekehrt vorstellen: Wenn es uns beim Denken, repräsentiert vom oberen Teil der Lemniskate, überhaupt nicht um Erkenntnis von Wahrheit, sondern nur um die Ansammlung von Informationen geht, um möglichst viel Input und Wissen, wenn wir uns quasi gedanklich „zumüllen“ und nicht gewillt sind, selber zu denken und zu urteilen bzw. wenn alle Gedanken nur um uns selbst kreisen, hat das unmittelbare Auswirkungen auf den anderen Bereich des Wirkens der Drachenkräfte, die Verdauung (vgl. Denken: Wahrheit als Grundlage für Körperaufbau und Denken). Dann werden die Stoffwechselprozesse unseres Köpers aufgrund der polar arbeitenden Natur des Ätherleibes ebenfalls in entgegengesetzter Weise aktiv werden: Wir werden für Krankheitserreger offen sein und so eine Immunschwäche entwickeln.

Umgekehrt haben unsere Ernährung und unsere Lebensgewohnheiten auch immense Auswirkungen darauf, ob unser Gedankenleben sich über das rein Materielle aufzuschwingen in der Lage ist.

Diese Konsequenzen folgen einem ätherischen Gesetz, auf dem das spirituelle Krankheitsverständnis der Anthroposophischen Medizin gründet: Was sich in der einen Hälfte der Lemniskate nach innen richtet, wechselt im Kreuzungspunkt die Richtung und geht nach außen – und umgekehrt (vgl. Krankheit: Das Geheimnis des Merkurstabs).

Anregung und Auswirkung von destruktivem Potential

Alle destruktiven Neigungen entspringen einerseits unserem Stoffwechsel, andererseits negativen Gedanken und Wahrnehmungsinhalten über die Sinne. Auch die egoistisch ausgelebte Sexualität gehört dazu: Destruktivität und Sexualität sind dann unlöslich miteinander verbunden. Das wird verstärkt von den Bildern, die besonders diese Bereiche ansprechen, wie es in der heutigen Spaßindustrie geschieht. Diese von oben und unten kommenden, fehlgeleiteten Kräfte regen das destruktive Potential im Menschen an und wirken sich auch kränkend auf das Seelische aus.

Wenn wir diese Zusammenhänge begreifen, können wir auch verstehen, warum so viele böse Neigungen und so viel Egoismus in die Seele einstrahlen (vgl. Anthroposophische Menschenkunde: Physiologie des Egoismus).

Innerer Friede durch geistige Arbeit

Diese Einstrahlungen in unser Denken und Fühlen müssen fortwährend durch innere geistige Arbeit ausgeglichen, also geheilt und befriedet werden, indem man sich bis ins Gefühl mit der Wahrheitswelt verbindet (vgl. Erzengel Raphael: Raphael als Quelle alles Heilenden). Wer sich mit edlen, guten, sinnvollen Zielen emotional verbindet, kann seinen Egoismus in den Dienst des Guten stellen. Rudolf Steiner formuliert es sinngemäß so: Der sich befreiende, auf sich selbst gestellte, autonome Mensch, der nicht ständig etwas für sich braucht, kann zur Verfügung stehen, kann seinen ganz individuellen Kulturbeitrag durch die Überwindung des Bösen in sich leisten.

Man erkennt den Freiheitsgrad von Menschen an ihrer Verfügbarkeit – das ist ein spirituelles Gesetz: Je freier ich bin, desto souveräner kann ich meine individuellen Fähigkeiten, anstatt sie auf Selbstoptimierung auszurichten, instrumentalisieren und für die Dinge einsetzen, die mir wesentlich sind. Ich entscheide dann selbst, wofür ich mich engagieren will und wo nicht.

Vgl. „Ich im Netz. Was geschieht mit uns im Internet?“, Amthor Verlag, Heidenheim 2015

  1. Neues Testament, Apokalypse 12,9.