Gedankenwirken in Natur und Mensch

Wie offenbart sich das Gedankenwirken in der Natur?

Wie wirken Gedanken im Menschen?

Gedankenkräfte als freigewordene Wachstumskräfte

In der Natur wirken Gedankenkräfte, die sich in Naturerscheinungen, Pflanzen und Tiere verkörpert haben. Der Mensch ist das einzige Wesen, das diese Gedanken aus ihrer Verkörperung gelöst erkennen kann – weil er denken kann.

Im Menschen sind diese Kräfte auch verkörpert, er lebt ja auch als Teil der Natur. Aber er lebt nicht nur im Körper, sondern er ist auch Teil eines leibfreien Gedankenorganismus. Mit zunehmendem Alter kann er die Gedankenkräfte heraus lösen aus den Körperprozessen. Die an Wachstum und Regeneration beteiligten ätherischen Kräfte werden als Gedankenpotential zunehmend frei für geistiges Wachstum.

Wir Menschen sind unterschiedlich fortgeschrittene Inkarnationsstufen unseres unsichtbareren Gedankenorganismus, so wie der Gedanke oder das Wesen der Pflanze sich zunehmend inkarniert, wenn die Pflanze wächst, vom Keim bis zur Frucht.

  • Unser übersinnlicher Wesenskern inkarniert sich am Lebensanfang in diesem Leib und steht ihm in Form von Wachstumskräften zur Verfügung.

  • Ab der Lebensmitte exkarniert dieser Wesenskern wieder Schritt für Schritt und steht uns in Form von zusätzlichen Gedankenkräften zur Verfügung. Der Gedankenorganismus entwickelt sich dadurch weiter.

  • Im Todesaugenblick verlässt er diesen Leib. Wir sind dann ganz Geistleib, erfüllt von hellster Bewusstseinsklarheit.

Zum Gedanken seiner selbst werden – zweite Geburt

Während des ganzen Lebens arbeitet der Mensch schrittweise an seinem Gedankenorganismus und erwacht dabei als geistiges Wesen. In dem Maß, in dem er sich selbst denken kann, kann er sein Leitbild formen und sein Leben dazu verwenden, immer mehr zu diesem Gedanken seiner selbst zu werden.

Dieser Prozess wird in der Mystik und in der christlichen Religion „zweite Geburt“ genannt. Ich kann diese Geburt vollbewusst im Denken aus meiner spirituellen Kraft heraus herbeiführen, indem ich sage: „So will ich werden. Ich gebäre mich neu, indem ich dieses Ideal verwirkliche und mich dabei selbst verwirkliche.“

Wir alle kennen vielfältige Bemühungen der Selbstverwirklichung. Es ist jedoch schade, dass das Denken dabei in der Regel nicht mit reflektiert wird als die spirituelle Kraft, die Mensch und Natur, Mensch und Gott verbindet. Denn unser Denken durchdringt das All, ist überall wirksames Gesetz, ist die Wahrheit, um die es geht, die mich mit allem verbindet.

Ich kann mich mit einem Gedanken so sehr identifizieren, dass ich mir vornehme, mein ganzes Wesen in den Dienst dieses Ideals zu stellen. Ich kann mir vornehmen selbst wahrhaftig, liebevoll, frei werden zu wollen – und dann geschieht etwas sehr Erstaunliches: Ich kann zu diesem Ideal, diesem Gedanken, werden und umgekehrt wird der Gedanke ein Teil von mir. Wenn man sich dieser Tatsache in aller Konsequenz bewusstwird, beginnt man zu verstehen, welche spirituelle Kraft dem Denken innewohnt. Man erkennt dann, dass Gedanken nichts anderes sind als die geistige Tragekraft von Wesen: Indem ich eine Blume denke, trage ich alles, was eine Blume zur Blume macht in mir – alle Gesetze ihres Wachstums, ihrer Farbigkeit, ihres wunderschönen Erscheinungsbildes. Wenn ich über ihr Wesen meditiere, komme ich zu einem bewussten schamanischen Erlebnis. Ich kann die Pflanze, so wie Goethe das praktizierte, im eigenen Denken nachbilden. Ich kann mir in meinem Denken all die Gesetze vergegenwärtigen, mit denen die Natur arbeitet.

Denkender Vorstoß zum Wesen

Im Denken endet das dualistische Weltbild. Dort gibt es nur noch ein Erwachen im Geist und unendliche Möglichkeiten, sich geistig in Beziehung zu setzen. Damit stehe ich an der Schwelle, an der ich erkennen muss: Im philosophischen Kontext kann Idealismus noch als „Ideen-Wissenschaft“ betrieben werden. Will ich diese tief empfundenen Ideen verwirklichen, stoße ich vom Denken zum Wesen vor, das ich denke und welches sich in diesen Gesetzmäßigkeiten offenbart: Erst dann bin ich im Zentrum aller Spiritualität angelangt.

Wenn ich zum Wesen des Ideals – „Ich bin die Wahrheit“ – vorgestoßen bin, von diesem Ideal, das in allem lebt, in allem wirkt und in jeder noch so kleinen Gesetzmäßigkeit seines Wesens offenbart, dann erst verstehe ich das Logos-Prinzip auf dreifache Weise:

  • Ich verstehe es geistig-gedanklich,

  • empfinde es in all meinen tiefen Gefühlsbeziehungen

  • und erlebe es in meinem Tun.

Jetzt erkenne ich vollumfänglich, dass es von mir abhängt, wie ich das Schöpferwort in mir und in meinem Leben in die Tat umsetze, dass es auch des Namens des Herrn würdig und damit menschenwürdig ist.

Vgl. Vortrag über „Spiritualität und Lebensfreude als Schlüssel zu tiefen Beziehungen“ am 06.11.2000