Nächtliches Fortwirken von Gedanken
Inwiefern wirken unsere Gedanken nachts fort?
Welches Wesensglied ist maßgeblich dafür verantwortlich?
Was können wir tagsüber tun, um unsere nächtliche Regeneration zu fördern?
Offene Lemniskate als Bild der menschlichen Konstitution
Nun noch ein paar Gedanken zu Bedeutung der Wesensglieder für den Schlaf und wie man „richtig schlafen“ lernen kann. Zur Verdeutlichung möchte ich den Menschen mit einer offenen Lemniskate vergleichen (vgl. Ernährung und Verdauung: Stoffwechsel und Denken).
Der physische Leib kann als unterer Teil der Lemniskate begriffen werden, in den die Wesensglieder inkarniert sind und wo sie auch körperzentriert an der Erhaltung unseres Lebens und unserer Gesundheit arbeiten.
Unsere Gedanken-, Gefühls- und Willensimpulse (Handlungsimpulse) verdanken wir unseren leibfreien Wesensgliederanteilen. Sie sind im besten Fall der Welt zugewandt und können als oberer Teil dieser Lemniskate begriffen werden.
Bei Tage sind unsere Wesensglieder leibfrei, herausgehoben aus dem physischen Leib, als unser Denken, Fühlen und Wollen (vgl. Wesensglieder: Die Metamorphose der Wesensglieder in leibfreies Denken, Fühlen Und Wollen).
In der Nacht begibt sich der Ätherleib vollständig in den physischen Leib hinein, um ihn zu erfrischen und zu regenerieren (vgl. Wesensglieder: Wesensgliederaktivität bei Nacht). Astralleib und Ich, die ewig, also ohne Raum und Zeit, sind, bleiben draußen (vgl. Wesensglieder: Veranlagung und Struktur der Wesensglieder). Sie können jetzt nicht mehr mit dem Ätherleib zusammenwirken, weil er sich beim Einschlafen vom Astralleib gelöst hat, und weiten sich in den Kosmos hinein aus.
Viele Menschen erleben dieses Weiten, wenn sie sehr müde sind und schnell einschlafen und plötzlich zusammenzucken. Warum? Weil des schnelle Sich-Weiten Angst macht –man kommt also kurz wieder zurück und freut sich, dass man doch keinen epileptischen Anfall hatte, sondern es sich nur um ein „Einschlaf-Zucken“ handelte. D.h., man verliert beim Einschlafen das Bewusstsein: Kein Mensch kann sich deshalb an den letzten Moment vorm Einschlafen erinnern. Aber jeder Mensch kann sich an den Aufwach-Moment erinnern, weil wir an der physisch-ätherischen Konstitution erwachen und das Denken und Fühlen sofort wieder zusammenfinden, sodass man merkt, dass man wieder „da“ ist.
Gedanken und nächtliche Regeneration
Das macht verständlich, warum sich alles, was wir bei Tage gedacht haben, bei Nacht auf das Regenerationsgeschehen auswirkt auf mehr oder weniger hilfreiche Art und Weise (vgl. Gesundheit: Gesundheit und Denken).
In der Nacht schädigend wirken:
- falsche, kalte, gefühllose Gedanken
- Gedanken ohne Konsequenz
- Reden, ohne es umzusetzen
- oder noch schlimmer noch: das eine zu sagen, das andere zu tun (wie bei schlechter Politik)
- dissoziierte Bewusstseinszustände
- Unehrlichkeit
- Hinterhältigkeit in jeder Form
Denn wir sind gesund, wenn im Körper alles (überein)stimmt, und wir gehen zum Arzt, wenn irgendetwas nicht stimmt. Gesundheit ist physiologische Stimmigkeit, Wahrhaftigkeit. Liebe ist so gesund, weil man, wenn man liebt, in Harmonie ist mit allem. Und es ist ein Zeichen von Gesundheit, wenn jede Funktion gut abgestimmt mit den anderen harmonisch verläuft.
Insofern kann man verstehen, warum wahre Gedanken, liebevolle Gefühle und natürlich guter Wille Nacht für Nacht stärkend wirken: All das vibriert im Denken fort, denn das Denken nimmt ja alles auf, was über die Sinne herangetragen wird, was man gehört, empfunden, gedacht hat. Daran wird auch noch einmal appelliert: Alles ins Denken aufzunehmen, was das Kind hier erlebt, empfunden und gedacht hat. Das Denken ist wie ein Gefäß, in dem weiterwirkt, was im Gefühl und in den Sinnen lebte. Das wird dann je nachdem in der Nacht zu einem Gesundungsimpuls oder auch zu einem Kränkungsimpuls.
Rudolf Steiner wird humorvoll im Pastoralmedizinischen Kurs , wo er diese Tag-Nacht-Situation schildert: „Wenn die Menschen wüssten, dass sie sich nachts auch krankschlafen können, würden sie nicht so viel schlafen.“
Vgl. „Macht in der zwischenmenschlichen Beziehung“, 6. Kapitel, Verlag Johannes M. Mayer, Stuttgart – Berlin 1997