Jugendliche und Drogen

Warum greifen Erwachsene, Jugendliche und zunehmend auch Kinder zu Drogen?

Wie kommt es, dass Stoffe eingenommen werden, von denen man sicher weiß, dass sie den Körper schädigen und das Leben verkürzen?

Warum junge Menschen zu Drogen greifen

Es ist nötig zu verstehen, wie selbstverständlich das Drogenproblem zu unserer heutigen Lebenswelt gehört, da die Emanzipation und Isolierung aus sozialen Zusammenhängen den Einzelnen schon vom Kindesalter an mit sich selbst und seiner Einsamkeit konfrontieren. Dieses Auf-sich-Zurückgeworfen-Sein ist schlichtweg nicht auszuhalten, wenn man nicht eine Strategie zur Überwindung dieser quälenden Begleiterscheinungen von Entwicklung in der heutigen Zeit findet. Daher stellt das Drogenproblem die Herausforderung für die Erziehung im 21. Jahrhundert dar.

  • Droge als Schmerzbetäubung

Bei Kindern und Jugendlichen sind es zudem meist Neugierde oder soziale Gründe, die zu Drogenkonsum führen. Man möchte nicht durch das Ablehnen der Droge seinen Freund verlieren oder aus der Gruppe ausgeschlossen werden. Oft sind es aber auch schon klar umschriebene persönliche Motive, wie wir sie auch in der Erwachsenenwelt jeden Alters finden:

Was wäre, wenn keinerlei Unterstützung mehr von den Eltern käme?

Was wäre, wenn sie plötzlich stürben und dies und jenes an Unterstützung wegfiele?

In dieser Phase greifen viele Jugendliche zur Droge und betäuben sich, weil sie die Einsamkeit der geistigen Abnabelung nicht aushalten.

  • Droge als Ersatz für Fehlendes

Manchmal sind es auch Neugierde oder soziale Gründe, die zu Drogenkonsum führen. Man möchte nicht durch das Ablehnen der Droge seinen Freund verlieren oder aus der Gruppe ausgeschlossen werden. Oft sind es aber auch schon klar umschriebene persönliche Motive, wie wir sie auch in der Erwachsenenwelt jeden Alters finden:

  • Flucht aus einer unbehaglich gewordenen Welt, aus einem von Streit und Missverstehen geprägten häuslichen Milieu, vor Sorgen und Problemen in der Schule oder am Arbeitsplatz;

  • Angst zu versagen – in einer Beziehung, im Beruf, in der Schule;

  • Sehnsucht nach Wärme, Licht, Freude, Harmonie, nach Nähe und Geborgenheit in einer Gemeinschaft, in der man endlich findet, was einem in Kindheit und Jugend versagt wurde; aber auch die Sehnsucht nach spiritueller Erfahrung;

  • Neugier auf das Besondere, Gefährliche, Abenteuerliche – der Wunsch, vom Leben „echt etwas zu haben“.

Auf Zeit Geborgenheit geben

Bei der Behandlung muss sich der Therapeut auf professionelle Art zur Verfügung stellen, damit der Klient vorübergehend Halt finden kann in der Beziehung, als wäre er ein Kind. Manchmal man noch der Leibesangst Rechnung tragen und den Betreffenden beim Begrüßen und Verabschieden in den Arm nehmen. Man muss dem Klienten körperliche Geborgenheit geben, aber auch seelische Geborgenheit vermitteln durch Aussagen wie: „Ich schätze Dich sehr! Du bist wichtig! Lass Dich nicht fallen!“ Man muss zwischen Strenge und Sanftheit Autorität ausstrahlen und dafür sorgen, dass Selbsthilfegespräche in einer Gruppe stattfinden.

Entscheidend und gleichzeitig am schwersten ist es, im Gespräch durch das eigene Verhalten einen Raum zu schaffen, in dem der junge Mensch mit dem Alleinsein umzugehen lernt, und in dem er sich nach und nach an den Gedanken gewöhnt, dass auch der Therapeut wieder weg sein wird. Man muss in der Therapie nachholen, was eine gute Erziehung normalerweise leistet – ab da, wo der betreffende Mensch in seiner Entwicklung stehengeblieben ist.

Eigenaktiv Mut zu geistigen Erfahrungen entwickeln

Der Pathologie von Drogensucht liegt die Verweigerung von Geisterkenntnis zugrunde – meist aus Angst –, wobei diese ersetzt wird durch anderes. Ecstasy ist z.B. eine Droge, die kommunikative Schwächen überbrückt. Jugendliche, die nicht kommunizieren können, nehmen eine Tablette und können nach einiger Zeit mit jedem auf der Party schmusen, sprechen – alle Hemmungen sind weg. Drogen entängstigen, reißen Barrieren nieder und machen auch Mut, Neuland zu betreten. Die Droge ersetzt die Ich-Kraft, nach der man sich sehnt und die man nicht handhaben kann.

Es geht nun darum zu versuchen, es ohne Drogen zu schaffen, körperlich-seelisch Mut an der Grenze zu entwickeln, den Mut aufzubringen, eigenaktiv in geistige Bereiche vorzudringen. Viele erleben ja auch Spirituelles in der Drogenerfahrung, aber den Mut für solche Erlebnisse verdanken sie den Drogen. Wenn sie keine Drogen nehmen, haben sie Angst vor der geistigen Welt. Diese Angst gilt es bewusst zu überwinden.

Sinn aller Erziehung – und später auch der Therapie – sollte es sein, die Möglichkeit zu veranlagen, diese Sehnsüchte und Wünsche zunehmend durch innere Arbeit und eigene Aktivität, also durch Selbsterziehung und Entwicklung der eigenen seelischen und geistigen Fähigkeiten, zu befriedigen und nicht durch passiven Konsum und Stimulierung durch Substanzen.

Vgl. „Die Angst in der Selbsterziehung des jungen Erwachsenen“, Vortrag auf der Schulärztetagung 2013