Die Themenschwerpunkte von „Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst“
Wie ist dieses Grundlagenwerk der Anthroposophischen Medizin1 aufgebaut?
Zur inneren Gliederung des Werkes
Das Buch hat vier thematische Schwerpunkte:
- Mensch und Makrokosmos – Kap. 1 bis 7
- Ursachen für Stoffwechselerkrankungen – Kap. 8 bis 12
- Therapie-Kapitel – Kap. 13 bis 18
- Wirkprinzipien von Arzneimitteln und Heileurythmie – Kap. 19 bis 21
In aller Kürze kann man sagen:
In den Kapiteln 1 bis 18 wird das „medizinische System“ skizziert, das als Grundlage einer „rationellen Diagnostik und Therapie“ dienen möchte.2
Die beiden Schlusskapitel geben dann Einblick in die Praxis und zeigen, wie sich naturwissenschaftliche Medizin und das medizinische System der Anthroposophie gegenseitig ergänzen und inspirieren können.
- Ad1. Mensch und Makrokosmos – Kap. 1 bis 7
Hier werden die Grundlagen zum Verständnis der Gesundheit erörtert. Es wird das viergliedrige Menschenbild eingeführt in Form von vier regulierenden, ordnenden Kraftsystemen, die in ihrem Zusammenwirken die – funktionell dreigliedrige – menschliche Konstitution bilden. Auch wird das Verhältnis des gesunden Mikrokosmos Mensch zum Makrokosmos herausgearbeitet.
In den ersten fünf Kapiteln werden darüber hinaus die Grundlagen für ein spirituelles Substanz-Verständnis gelegt.
Im ersten Kapitel wird das Geheimnis des Merkurstabs enthüllt, indem auf die Bedeutung der Metamorphose der Wachstumskräfte in Gedankenkräfte eingegangen wird.
Im zweiten Kapitel wird eingehend erläutert, wie Krankheit dadurch entstehen kann, dass der Mensch zwar geistig seelisch tätig ist, aber in Einseitigkeit und Irrtum verfällt.
Im dritten bis fünften Kapitel werden die mikrokosmische und makrokosmische Natur der menschlichen Wesensglieder und ihrer spezifischen Kräftekonfigurationen eingeführt. Es wird aber auch in zu Herzen gehender Weise geschildert, welchen Opfergang und welches Schicksal die Welt der irdisch gewordenen Substanzen dabei erfährt. Und wie dieser Opfergang der Substanzen seine Erlösung und Erfüllung findet, wenn die Substanz im Menschen „geisttragend“ (vgl. Erzengel Raphael: Raphael als Substanzwandler) werden kann, wenn „geistgetragene Menschenseelen“ diesem Opfer zum Segen werden.
Im sechsten Kapitel wird dann das embryonale Bildegeschehen des menschlichen Körpers so dargestellt, dass man die physiologischen Prozesse des Wesensgliederwirkens denken lernen und sich für die verschiedenen Organbildungen anschaulich machen kann.
Im siebten Kapitel wird der entwicklungsoffene, in sich nicht abgeschlossene gesunde Gesamtorganismus geschildert und daran das Prinzip der Selbstkränkung und das Wesen der Selbstheilungskräfte verdeutlicht.
- Ad 2. Ursachen für Stoffwechselerkrankungen – Kap. 8 bis 12
Die Kapitel acht bis zwölf behandeln die fünf Hauptursachen pathologischer Prozesse. Sie beschreiben die fünf zentralen Ursachen der Entstehung von Erkrankungen des Stoffwechsels. Diese werden anhand der Wirkweise von Zucker, Eiweiß, Fett, Harnsäure und Wärme anschaulich gemacht. Dabei werden auch die diese Stoffwechselprozesse regulierenden Wesensglieder in ihrem leiblich-seelischen Wirken anschaulich.
- Ad 3. Therapie-Kapitel – Kap. 13 bis 18
Es folgen fünf Therapie-Kapitel , in denen die therapeutische Regulierung des Verhältnisses zwischen Ätherleib und Astralleib im Mittelpunkt steht, dann die regulierende Kraft der Ich-Organisation, dann die mögliche Schwächung der physisch-ätherischen Konstitution im Laufe des Älterwerdens, das Prinzip der Arzneimittelfindung und die Einführung in das Wesen der Substanzerkenntnis als Grundlage der Heilmittel-Erkenntnis.
- Ad 4. Wirkprinzipien von Arzneimitteln und Heileurythmie – Kap. 19 bis 21
In den letzten drei Kapiteln des Buches werden charakteristische Krankheitsfälle und typische Heilmittel vorgestellt. Sie sind dem Wirkprinzip der Heileurythmie gewidmet, geben einen Einblick in die Praxis der Anthroposophischen Medizin anhand von neun individuellen Krankheitsfällen und nennen den Einsatz von Arzneimitteln, die bestimmten typischen Erkrankungen angepasst sind.
Die „Erweiterung der Heilkunst“ wurde bis heute bis auf wenige Anmerkungen und Hinweise zur Entstehung und Autorschaft unverändert nachgedruckt. Es hat über drei Generationen hinweg vielen Fachleuten auf dem Gebiet der Anthroposophischen Medizin die nötige Grundorientierung gegeben, um das akademisch erworbene Wissen auch unter spirituellen Gesichtspunkten anzuschauen und es so im Einzelfall praktisch anwendbar zu machen.
Dieses Werk stellt im Grunde einen Lehrgang dar, der – wie es Ita Wegman in ihrem damals nicht veröffentlichten Vorwort zu diesem Buch schreibt – jeden Arzt in die Lage versetzt, selbst die Krankheiten geistig anzuschauen, wenn er bereit ist, das „ganz richtige Lesen dieses Buches“ zu üben.
Vgl. „Raphael und die Mysterien von Krankheit und Heilung“, Medizinische Sektion am Goetheanum 2015
- Rudolf Steiner, Ita Wegman, Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen, GA 27, Dornach 1991.
- Zu Rudolf Steiners Verständnis der Anthroposophischen Medizin als einer im Gegensatz zur Schulmedizin, wahrhaft rationellen‘ Heilkunst siehe auch das Vorwort der „Erweiterten Heilkunst“. Elemente für eine echte Ratio zusammenzutragen, wie sich aus der Diagnose die Therapie ergibt, war bereits Hauptanliegen im ersten Kursus für Mediziner im Jahr 1920 gewesen: Vgl. Steiners „Geisteswissenschaft und Medizin“, GA 312.