Verdauung und Immunsystem

Welchen Einfluss hat die Verdauung auf das Immunsystem?

Wie hängen Verdauung und Denken zusammen?

Was geschieht, wenn unser Denken die gesunde Wirkungsweise des Ätherischen im Körper nachahmt?

Welche Auswirkungen hat es, wenn sich das Denken nur um das liebe Ego kümmert, also nur um sich selbst kreist?

Die Doppelnatur des Ätherischen

Unser ätherischer Organismus hat eine Doppelnatur (vgl. Doppelnatur des Ätherischen: Das Geheimnis der körpereigenen Abwehr), die Rudolf Steiner über Jahrzehnte erforscht hat.1 Mit diesem Forschungsergebnis stellte er die Pädagogik und die Medizin auf eine vollkommen neue Grundlage. Auf dieser Basis lassen sich der unmittelbare Zusammenhang zwischen Verdauung und Denken, aber auch wie beides mit dem Immunsystem zusammenhängt, erklären. Es ist Aufgabe der Anthroposophischen Medizin, diese Erkenntnisse in die Schulmedizin einfließen zu lassen (vgl. Anthroposophische Medizin: Anspruch und Aufgabe).

Steiners Forschungsergebnisse über die Metamorphose der inkarnierten in exkarnierte ätherische Kräfte besagen, dass wir unser Denken denselben ätherischen Kräften verdanken, die auch unseren Körper aufbauen, regenerieren und heilen (vgl. Doppelnatur des Ätherischen: Die Metamorphose der Wachstumskräfte in Gedankenkräfte) – mit einem Unterschied:

  • Die inkarnierten ätherischen Kräfte in ihrer Funktion als Träger der Inkarnation, die zuständig sind für den Aufbau des Körpers, wirken ohne unser bewusstes Zutun.

  • Wir sind uns aber unseres Denkens, das wir den exkarnierten ätherischen Kräfte verdanken, bewusst. Wenn wir denken, sind wir ganz wach, sind wir uns unserer selbst und unseres Gedankenlebens bewusst.

Beim Studium der „Philosophie der Freiheit“2 studieren wir im Grunde unser Gedankenleben. Indem wir unsere Gedanken betrachten, schauen wir laut Steiner unseren Ätherleib an.

Die ätherischen Kräfte in ihrer Funktion als Träger des Denkens sind aus dem Körper herausgetretene, also leibfrei gewordene, Ätherkräfte, die sich am Gehirn reflektieren und so unserem Denken dienen. Der Ausdruck „reflektieren“ ist geisteswissenschaftlich präzise und korrekt. Das Gehirn ist das Reflektionsorgan für ätherische Kräfte (vgl. Gedankenkraft: Sinnliches Gehirn und übersinnliche Gedanken).

Das Besondere an unserem ätherischen Organismus ist also, dass wir ihn zum Denken, aber auch zum Wachsen, Heilen und Regenerieren benützen. Die offene Lemniskate des Merkurstabes ist ein getreues Abbild der Wirkungsweise dieser Doppelnatur: Wenn auf der einen Seite etwas geschieht, passiert auf der anderen Seite das Gegenstück dazu. Alle Prozesse, die sich im unteren geschlossenen Bereich der Lemniskate (die dem körpergebundenen Ätherwirken entspricht) innen abspielen, strahlen jenseits des Nullpunkts im Bereich der nach oben hin offenen Lemniskate (die den leibfreien Ätherkräften des Denkens entspricht) nach außen. So arbeitet der Ätherleib – er kehrt an der Schwelle (des Bewusstseins) alles um.

Immunität und Verdauung

Für die unbewussten Verdauungsprozesse gilt: Die Welt muss sterben, die Nahrung muss komplett zerstückelt werden, damit der Mensch am Leben bleibt. Wenn der physische Körper gut verdaut und unterscheiden kann, was er braucht und was nicht, arbeitet unser Immunsystem ausgezeichnet. Immunität resultiert aus der Fähigkeit des Körpers, alles zu transformieren und abzuweisen, was nicht dem eigenen biologischen System entspricht. Immunität ist Egoismus pur – allerdings nur im körperlichen Bereich. Immunität ist Ausdruck der Kraft der Identifikation mit sich selbst.

Der physische Körper wird in dem Moment krank, in dem diese Selbstidentifikation gestört wird: Der Körper, der erfüllt sein sollte von gesundem Egoismus, wird selbstlos und damit offen für Einflüsse von außen, die ihn krank machen.

  • Immunität ist biologischer Egoismus.
  • Immunschwäche oder Krankheit ist biologischer Altruismus.

Eine Autoimmunreaktion tritt z.B. auf, wenn der Körper denkt, er selbst wäre etwas Fremdes und sich daraufhin selbst zerstört. Das ist ein Zeichen der Entfremdung seiner selbst.

Fatale Auswirkungen der Umkehrung der Kräfte

Wenn wir den „Tötungsanspruch“ des Verdauungstraktes ins Denken übertragen, wendet er sich gemäß der Gesetzmäßigkeit der offenen Lemniskate nach außen.

  • Egozentriertes Denken führt zu weltoffener Verdauung

Das äußert sich dann so, dass wir meinen, dass alles um uns ruhig sterben kann, hauptsächlich wir überleben. Das Denken wird egozentriert anstatt, seine weltoffene Orientierung zu bewahren.

Das kann eine lange Zeit gutgehen, weil der Ätherleib sehr stark ist. Wenn Menschen aber über mehrere Generationen selbstbezogene Gedanken hegen, hat diese egozentrierte, zerstückelnd-analytische Zerstörungswut des Ätherischen im bewussten Denken fatale Auswirkungen. Sie wirkt nicht nur im Sozialen destruktiv, sondern führt dazu, dass der Körper ein unbewusstes, weltorientiertes Stoffwechselleben entwickelt.

  • Eine schlechte Verdauung führt zu schwacher Immunität

Die Verdauung verliert ihre Kraft der Zerstückelung, sie funktioniert immer schlechter, weil die Stoffe nicht mehr genügend zerkleinert werden. Dazu kommt, dass Krankheitserreger nicht mehr abgewehrt, sondern mit „offenen Armen“ aufgenommen werden. Sie überschwemmen ungehindert den gesamten Organismus.

Wenn der Mensch krank wird, gedeihen plötzlich jede Menge Bakterien und Keime im Organismus. Der Körper öffnet sich der Welt und wird ein Tummelplatz für Fremdprozesse und Parasiten, für Geschwülste, „kleine Bäume“ und „Pflanzen“. Wasser sammelt sich in den Beinen. Die Wärme isoliert sich und erzeugt Fieber. Der Mensch öffnet sich, wird sozial und selbstlos – im Äußeren. Der Körper verliert dadurch seine biologische Integrität und Identität, seinen gesunden biologischen Egoismus.

Das ist ein Ausdruck von Immunschwäche, ein Nachlassen der Selbstregulation. Der Körper kann die nötigen Gleichgewichtszustände nicht mehr herstellen, er wird durch die selbstbezogene Geisteshaltung geschwächt.

  • Ein egozentrischer Geist stimuliert den biologischen Altruismus und schwächt das Immunsystem. .

  • Eine weltorientierte Geisteshaltung fördert die Verdauung und stärkt damit die Immunität. Umgekehrt ermöglicht eine gesunde Verdauung eine gesunde altruistische Geisteshaltung..

Das Schlimmste, was dem Menschen passieren kann, ist eine Umkehrung der ätherischen Kräfte, die durch geistige Egozentrik ausgelöst wird und die der materialistischen Denkart unserer Zeit entspricht.

Wir sehen: Krankheitszustände sind immer Metamorphosen körperlicher Selbstlosigkeit. Sie sind zugleich aber eine unbewusste Initiation: In den Krankheitszuständen ahmen wir unbewusst auf körperlicher Ebene geistige Entwicklungsmöglichkeiten nach (vgl. Krankheit: Krankheit als Erkenntnisweg der Natur). Begreifen wir das, können wir die Wirkdynamik wieder in eine gesunde Richtung lenken.

Vgl. Vortrag „Die Gesetzmäßigkeiten des Merkurstabs“, 25.09.2007

  1. Rudolf Steiner, Ita Wegman, Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst, GA 27.
  2. Rudolf Steiner, Die Philosophie der Freiheit, GA 4.