Lebenssicherheit aus dem ätherischen Organismus

Inwiefern kann der ätherische Organismus zu einer Quelle für Lebenssicherheit werden?

Was hat unser Denken damit zu tun?

Was sagt Rudolf Steiner über die ätherische Natur des Denkens?

Vom leibgebundenen und leibfreien Wirken des Ätherischen

Über den Ätherleib können wir im besten Falle Lebenssicherheit, Sinnbezug, Vertrauen in die Wahrheit der Welt erleben.

Rudolf Steiner nennt den ätherischen Leib auch „Organismus der Lebensgesetze, der Wachstums- und Regenerationskräfte und der Gedankentätigkeit“ (vgl. Doppelnatur des Ätherischen: Zur Identität von Wachstums-, Regenerations- und Gedankenkraft).1 Dieser Begriff basiert auf seinem Forschungsergebnis, dass der ätherische Organismus eine Doppelnatur aufweist: die Gesetze und Kräfte, die den Lebensprozessen zugrunde liegen, sind dieselben wie diejenigen, die unsere Denkprozesse ermöglichen (vgl. Doppelnatur des Ätherischen: Wachstums- und Gedankenkraft):

  • In einem ersten Schritt sind sie leibgebunden tätig und besorgen Wachstum und Regeneration.

  • Im nächsten Schritt werden sie leibfrei und liegen unseren Denkprozessen zugrunde.

Für den physischen Leib gelten die Gesetze des Raumes, der Ätherleib folgt den Gesetzen der Zeit, der Rhythmen, der Ganzheitlichkeit (vgl. Wesensglieder: Grundlegendes zum Thema Wesensglieder). Zerfall und Isolierung, wie sie für das Physische typisch sind, gibt es im Ätherischen nicht. Das bedeutet aber auch, dass alles, was mit dem Leben und Denken zu tun hat, auf Integration, Verstehen, Zusammenhänge-Schaffen, Ordnen und Verwandeln angelegt ist. Wenn wir etwas nicht verstehen, ruhen wir nicht eher, als bis wir es soweit in unsere Gedankenwelt integriert haben, dass es Sinn macht. Wenn es sich jedoch als Irrtum herausstellt, wird es „verworfen“ und damit aus unserer Gedankenwelt ausgeschieden.

Lebenssicherheit durch Verstehen von Zusammenhängen

Verstehen schafft Lebenssicherheit auf der ätherischen Ebene. Erst wenn man die Zusammenhänge erkennt, versteht man und fühlt sich sicher in Bezug auf welche Fragestellung auch immer. Andererseits führen das Nicht-Wissen bzw. die Tatsache, dass man etwas nicht in einen größeren Zusammenhang einordnen kann, zu Unsicherheit und diffusen Angstzuständen. Und wenn man vor etwas Angst hat, lässt diese sogleich nach, sobald man die Zusammenhänge durchdacht und durchschaut hat. Auch wenn man Todesangst hat, arbeiten die Gedanken fieberhaft daran, wie man dieser Gefahr entgehen könnte: Und manchmal bekommt man tatsächlich den erlösenden Einfall, was jetzt zu tun ist.

Eine tiefe Ruhe kann auch auf dem Wissen basieren, dass das eigene Wesen so unzerstörbar wie ein Gedanke ist – kann ich mich doch selbst denken (vgl. Identität und Ich: Das Ich als Kern der Persönlichkeit). Stoffe können auseinanderfallen, Gedanken nicht: Sie hängen zusammen, haben Beziehung zueinander; sie sind rein geistige Kräfte – denkbar, aber nicht sinnlich anschaubar. Wenn ich an einen Menschen denke, ist es völlig gleichgültig, wo er sich in der Welt aufhält – meine Gedanken können ihn augenblicklich erreichen. Im Denken sind wir nicht abgegrenzt wie im physischen Leib. Wir berühren gedanklich alles, worüber wir nachsinnen.

Wer dafür sensibel ist, kann auch empfinden, wie andere Menschen über ihn denken:

  • Er erlebt, wie die Kraft guter Gedanken die Atmosphäre erhellen kann.

  • Er erlebt aber auch, wie hässliche und schlechte Gedanken bedrücken und belasten können.

Unsicherheit im sozialen Miteinander verschwindet, wenn Ehrlichkeit und Verständnis füreinander die Oberhand gewinnen. Sobald man den Bereich des Denkens betritt, gelangt man vom sinnlichen in den übersinnlichen Bereich. Und so vermittelt uns das Denken auch die Sicherheit, dass unser Dasein den physischen Leib überdauert, da es nicht ausschließlich an diesen gebunden ist.

Vgl. „Macht in der zwischenmenschlichen Beziehung“, 5. Kapitel, Verlag Johannes M. Mayer, Stuttgart – Berlin 1997

  1. Rudolf Steiner, Die Geheimwissenschaft im Umriss, GA 13.