Eurythmie zur Behandlung der astralen Konstitutionstypen
Inwiefern kommt der Eurythmie eine besondere Bedeutung zu bei der Behandlung der astralen Konstitutionstypen?
Aufgabe des Ich zwischen Erinnern und Vergessen
Das für das ganze Leben so bedeutungsvolle Selbstbewusstsein lebt zwischen Erinnern und Vergessen (vgl. Selbstbewusstsein: Ein gesundes Selbstbewusstsein erwerben). Das Ich ist aufgerufen, an der Schwelle des Bewusstseins zu stehen als Herr über Schlafen und Wachen sowie Erinnern und Vergessen.
Dieses Bild des Ich, das an der Schwelle steht und Wache hält über das See¬lenleben, sollte Lehrer bei jeder Eurythmie- und Musikstunde, aber auch bei jedem anderen Unterricht, in denen sie mit diesen Qualitäten umgehen, begleiten.
Eurythmie zur Stärkung der Ich-Kraft
Doch kommt der Eurythmie bei der Behandlung der phantasiereichen und der phantasiearmen Kinder (vgl. Konstitutionstypen von Kindern: Konstitutionstypen der astralen Organisation), deren Ich der Stärkung bedarf bei der Erfüllung seiner Aufgabe, eine besonde¬re Bedeutung zu.
- Beruhigende Wirkung der Vokale auf die Vorstellung
Ganz unmittelbar leuchtet das in Bezug auf die phantasiereichen Kinder ein, die ihre Vorstellungen nicht mehr loswerden können. Für sie ist es eine existentielle Hilfe, wenn sie mit dem ganzen Körper in Bewegung kommen durch Laufen, Schreiten und Hüpfen.
Eine besondere Wirkung geht für diese Kinder von den Vokalen aus. Die Vokale leben im Blutstrom und formen die Organe mit. Wenn sie beim Schreiten, also beim Bewegen, geübt werden, wirken sie über den Ich-Organismus beruhigend auf die zu stark aus dem Organismus heraufdrängenden Vorstellungen ein. Sie regen die Wachstumskräfte an, die Bildung der Organe zu vollenden. Sie „befestigen“ sie dort, so dass sie sich nicht so leicht verfrüht herauslösen können. Rudolf Steiner führt im Heileurythmiekurs aus,1 wie die Vokale zur „Verselbstung" sowie zur Konsolidierung der Formbildung anregen.
- Konsonanten gegen Konzentrationsschwäche
Aber auch den phantasiearmen Kindern, die Mühe haben, bewusst Vorstellungen zu bilden, kann mit der Eurythmie geholfen werden.
Für sie ist es gut, Konsonanten zu üben, und zwar vorwiegend im Stehen, also nur mit den Armen. Konsonanten unterstützen das Ich bei seiner Aufgabe, indem sie helfen, die in den Organen erstarrten Formen aufzulösen. Sie „entselbsten" diese, indem sie die Bildekräfte wieder in Fluss bringen und die Metamorphose in Gedankentätig¬keit anregen.
Beispiel aus der Praxis
Von einer Eurythmie-Lehrerin kenne ich ein schönes Beispiel, wie sie diese Angaben Rudolf Steiners bei einem Oberstufenschüler in die Tat umgesetzt hat. Er saß laut Aussage der Mutter Nachmittage lang an den Aufgaben, weil er Mühe hatte, sich an das zu erinnern, was in der Schule behandelt wurde. Glücklicherweise fand sich dieser Schüler dazu bereit, mit Kameraden seiner Klasse zusammen bei einem Märchenspiel mitzumachen unter der Leitung einer Eurythmisten-Gruppe aus der Gegend. Die Oberstufenschüler wurden als Erzähl¬gruppe eingesetzt und mussten hauptsächlich Konsonanten im Stehen darstellen. Dazu mussten sie zweimal pro Woche eine Stunde lang üben. Gegen Schluss kamen noch Extraproben außerhalb der Schulzeit dazu, die der besagte Schüler ohne Murren mitmachte. Als die Lehrerin ihn einmal fragte, ob ihm das nicht zu viel werde, sagte er: „Nein, ich war gestern nach der Probe topfit und habe mein Epochenheft noch fertig geschrieben."
Vgl. „Gesundheit und Erziehung“, Kapitel 14
- Rudolf Steiner, Heileurythmie-Kurs, GA 315.

