Konstitutionstypen der astralen Organisation
Welche Konstitutionstypen unterscheidet man im Astralen?
Wie lassen sie sich charakterisieren?
Welche Merkmale und Verhaltensweisen sind zu beobachten
Aspekte zur unterschiedlichen Konfiguration des Astralen
Im Zusammenhang mit den Konstitutionstypen des Astralen spricht Rudolf Steiner von den Eigenschaften „phantasiereich“ und „phantasiearm“. Der Begriff „Phantasie" bezeichnet in diesem Fall die Gedankeninhalte des Bewusstseins, wozu auch Erinnerungen und Gedächtnisinhalte gehören.
Phantasiearme Kinder haben Mühe, bewusste Vorstellungen zu entwickeln – was sich als Konzentrationsschwäche äußert.
Phantasiereiche Kinder hingegen haben Probleme damit, nicht mehr loslassen zu können, was einmal Teil ihres Bewusstseins geworden ist, d.h. sie neigen zu Zwangsgedanken.
Erinnerungen, Gedächtnisvermögen und Gedanken entstammen zwar substantiell dem ätherischen Organismus – sie werden aber uns aber mithilfe des Astralleibes bewusst und vom Ich gesteuert. Diese Steuerung und Lenkung der Gedanken durch das Ich gelingt jedoch nur, wenn die physisch-ätherische Konstitution gut durchgebildet ist und die Metamorphose der Wachstumskräfte in Gedankenkräfte regelrecht verlaufen kann.
Zustandekommen von Geisteskrankheiten
Vollzieht sich diese Metamorphose unregelmäßig oder zu schwach, so hat der Astralleib Bewusstseinsinhalte, die
entweder wiefixiert haften bleiben (unregelmäßige Metamorphose)
oder aber leicht ins Unbewusste entschwinden (zu schwache, unvollständige Metamorphose).
Sogenannte Geisteskrankheiten kommen gemäß Steiners Forschung so zustande, dass eine unreife beziehungsweise nicht zeitgerechte Metamorphose der Wachstumskräfte in Gedankentätigkeit stattfindet und das Ich nicht ausreichend integrierend wirken kann, wodurch Phänomene der Isolierung und Fixierung auftreten (vgl. Krankheit: Geistig-seelische Erkrankungen).1
A Tendenz zur Fixierung phantasiereicher Kinder
Ein phantasiereiches Kind, also ein Kind, das seine Vorstellungen nicht loswird, ist nun nicht im eigentlichen Sinne geisteskrank. Bedingt durch seine astrale Konstitution ist es aber in der Situation, dass sich etwas mehr an Wachstumskraft aus seinem Organismus herauslöst, als vom Ich frei gehandhabt werden kann. Die im Zuge der Metamorphose von Wachstumskräften in Gedankenkräfte entstandenen Gedanken behalten sie deshalb zu viel der Eigendynamik, die sie zuvor im Organismus als leibbildende Wachstumskräfte hatten – sich ganz auf die Bildung eines bestimmten Organs zu fokussieren.
Diesen Hang zur Fokussierung auf etwas Bestimmtes kann man an den phantasiereichen Kindern beobachten. Wenn der Lehrer z.B. etwas sagt, das für ihn besonders bedeutsam ist, kann es geschehen, dass dies von einem phantasiereichen Kind tief mitempfunden und wie aufgegriffen wird. Nun denkt es bis zum Schluss der Stunde darüber nach und ist nicht mehr offen für alles Weitere, was in der Stunde besprochen wird.
Diese Tendenz zur Fixierung auf ein bestimmtes Thema kann zur Krankheit, führen, wenn sie beibehalten wird. Denn Krankheit ist ja letztlich immer mit dem Phänomen verbunden, dass die vielen leiblichen und seelischen Funktionen und Betätigungen vom Ich nicht mehr integriert werden können.
Oft sind Lehrer froh, wenn Kinder überhaupt etwas wissen, und achten dann nicht mehr darauf, ob es sich um „fixiertes“ Wissen oder um wirklich lebendiges Wissen handelt. Es ist aber wichtig, darauf zu achten, ob die Kinder in den verschiedenen Etappen des Unterrichts gleichermaßen Themen ergreifen und auch wieder loslassen können oder ob sie auf gewisse Themen fixiert bleiben.
Lebendiges Lernen atmet zwischen Aufnehmen, Befestigen und Lösen, wodurch der Lernende wieder frei wird für etwas Neues.
B Pädagogisch-therapeutische Begleitung phantasiereicher Kinder
Wie kann man einem Kind, das seine Vorstellungen nicht mehr loslassen kann, helfen?
Bewegung als Heilmittel
Wenn wir Erwachsenen den Kopf voller Probleme haben und nicht mehr wissen, wie wir damit zurechtkommen sollen bzw. wie wir auf andere Gedanken kommen können, dann fangen wir an zu laufen oder spazieren zu gehen. Wir setzen uns in Bewegung und hoffen, dass dadurch mit Hilfe der frischen Luft auch im Kopf etwas in Bewegung kommt. Aus dem gleichen Grund ist Bewegung auch das Heilmittel für die beschriebenen Kinder. Für sie sind die Teile des Unterrichts, in denen dieses In-Bewegung-Kommen ganz bewusst geübt wird, besonders wichtig. Dazu zählt:
Schreiben – wobei man darauf achten sollte, dass die Kinder nicht bei einzelnen Buchstaben hängen bleiben, sondern wirklich schön in Fluss kommen.
Singen , bei dem der ganze Leib durch die eigene Aktivität durchvibriert wird – wodurch der Stau in den Vorstellungen gelöst werden kann und diese wieder in Fluss kommen.
Bewegung aller Art, besonders aber Eurythmie.
C Konzentrationsschwäche phantasiearmer Kinder
Bei diesen Kindern liegt das umgekehrte Phänomen vor: Der Lehrer sagt etwas und das Gesagte fällt bei ihnen wie durch ein Sieb. Das Ich ist ohnmächtig, die Gedanken festzuhalten.
D Pädagogische Begleitung phantasiearmer Kinder
Wie kann man einem Kind, das sich Gedankeninhalte nicht merken kann, helfen?
Festigung der Gedanken durch verstärkte Sinnesaktivität
Beim phantasiearmen Kind, das nur schwer Vorstellungen bilden kann, sollte der Lehrer seine ganze Liebe und Sorgfalt darauf verwenden, dass es seine Sinne verstärkt zu gebrauchen lernt. Die Sinnesaktivität hilft beim Bilden von erinnerbaren Vorstellungen. Die Mittel können sein:
Rudolf Steiner regt an, die Klasse in derselben Stunde singen und Instrumentalmusik machen zu lassen. So wechseln sich die Tätigkeiten von Selber-Musikmachen bzw. Singen und das Anhören von Musik einander ab. Dadurch ergeben sich für die Kinder unterschiedlicher astraler Konstitution zeitgleich einander ergänzende Betätigungsfelder, durch die sie ihre jeweilige Einseitigkeit eigenaktiv überwinden lernen können.
Vgl. „Gesundheit und Erziehung“, Kapitel 14
- Rudolf Steiner, Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist, Erster Teil, Vorträge vom 2. und 15.7.1921, GA 205, Dornach 1927.